Im Landkreis Cloppenburg ist am Dienstag die Zahl der aktiven und nachgewiesenen Infektionen deutlich zurückgegangen - auf 801 (Vortag: 907). Grund: Es gibt deutlich mehr Personen, die seit Dienstag als genesen gelten, als Einwohner, die ein positives Testergebnis erhalten haben. Wie das Cloppenburger Gesundheitsamt mitteilte, liegen 36 Neuinfektionen in 7 Städten und Gemeinden vor. Demgegenüber werden 142 Genesungen gemeldet
"Das heutige Infektionsgeschehen im Landkreis Cloppenburg verteilt sich auf verschiedene gesellschaftliche Bereiche", teilte Kreissprecher Frank Beumker am Dienstag mit. In der Löninger St.-Anna-Klinik gibt es demnach zwei neue Fälle, beim Vion-Schlachthof in Emstek sind drei weitere Mitarbeiter positiv getestet worden.
Die drei Krankenhäuser im Kreisgebiet haben dem Landkreis Cloppenburg gemeldet, dass 25 Corona-Infizierte stationär behandelt werden, vier von ihnen intensivmedizinisch.
Wie bereits berichtet, hat das Landesgesundheitsamt für den Landkreis Cloppenburg am Dienstagvormittag eine 7-Tagesinzidenz von 178,7 gemeldet - das ist der niedersachsenweit höchste Wert.
Landrat Johann Wimberg reagierte außerdem am Dienstag auf einen Bericht von OM online über die deutlich reduzierten Tests, die durch das Gesundheitsamt durchgeführt werden. "Seit Beginn der Corona-Pandemie orientiert sich der Landkreis Cloppenburg an der Expertise und den Empfehlungen des Robert Koch- Instituts. Daher hat das Gesundheitsamt auch im letzten Monat die Veränderungen der Teststrategie durch das RKI umgesetzt“, erklärte Wimberg.
Kreissprecher Beumker ergänzte am Dienstag, dass "im Landkreis Cloppenburg überdurchschnittlich viel getestet" werde, "allein durch die Testungen in den Betrieben der Fleischwirtschaft und bei den Mitarbeitern in Alten- und Pflegeeinrichtungen."
Demnach sind von 308 positiv getesteten Personen in den letzten sieben Tagen 220 von Fremdlaboren dem Gesundheitsamt gemeldet worden. "Die Abstriche im Testcenter des Gesundheitsamtes machen mit 88 positiven Fällen den deutlich geringeren Anteil aller Testungen aus, der damit bei unter 30 % aller Fälle liegt", teilte die Kreisverwaltung mit.
Ein Kommentar zu dem Thema von Matthias Bänsch (Redakteur):
Nun sollen wir also der Fleischindustrie dankbar sein, dass im Landkreis Cloppenburg "überdurchschnittlich viel getestet wird"? Mitnichten. Dass die Abstriche durch das Cloppenburger Gesundheitsamt einen (Zitat!) "deutlich geringeren Anteil" aller Testungen bei den positiven Fälle ausmachen, ist nämlich alles andere als beruhigend. Der Infektionsschutz ist nicht in einem Schlachthof angesiedelt. Ist das Aufdecken von 30 Prozent aller positiven Coronafälle durch die zuständige Infektionsschutzbehörde wirklich eine gute Quote?
Es reicht ein Blick in den Nachbarlandkreis Vechta – auch dort ist die fleischverarbeitende Industrie stark vertreten. Die Abstriche sind durch das dortige Gesundheitsamt nicht reduziert, sondern sogar gesteigert worden.
Der Landkreis selbst betont in seinen täglichen Updates immer wieder (so auch heute), dass sich das Infektionsgeschehen diffus auf das gesamte gesellschaftliche Geschehen verteilt – nicht auf die Fleischbranche. Und weil es die gesamte Gesellschaft betrifft, war die Entscheidung, vermehrt in Alten- und Pflegeeinrichtungen im Landkreis zu testen, auch richtig. Der Landkreis Cloppenburg meldet immer noch die niedersachsenweit höchste 7-Tagesinzidenz. Das ist trauriger Fakt. Deshalb verursacht die vom RKI empfohlene Teststrategie auch solche Bauchschmerzen.