Wo ein 71 Jahre alter MAN zu bewundern ist
Norbert Moormann stellt seinen ältesten Trecker aus. Zu sehen ist er beim Oldtimer- und Traktorentreffen in Rottinghausen.
Klaus-Peter Lammert | 19.08.2022
Norbert Moormann stellt seinen ältesten Trecker aus. Zu sehen ist er beim Oldtimer- und Traktorentreffen in Rottinghausen.
Klaus-Peter Lammert | 19.08.2022
Er läuft und läuft und läuft: Liebevoll kümmern sich (von links) Bernd, Elsbeth und Norbert Moormann um ihren 1951 gebauten und eigenhändig restaurierten MAN AS 330 A. Foto: Lammert
Er ist 71 Jahre alt. Das ist ihm aber nicht anzumerken. Beim Starten springt der Motor sofort an und lässt das ganze Fahrzeug regelrecht erzittern. Der MAN AS 330 A Norbert Moormanns ist eines der ältesten Fahrzeuge beim 8. Oldtimer- und Traktorentreffen des Raritätenkommandos Rottinghausen, das an diesem Samstag und Sonntag (20. und 21. August) auf der zwischen der Rottinghauser Straße und dem Sierhauser Weg gelegenen Fläche stattfindet. Es ist in der Tat ein Trecker mit einer bewegten Geschichte. 1951 bauten Arbeiter im Maschinenwerk Augsburg-Nürnberg den Traktor, daher die Abkürzung MAN, Das AS steht für „Ackerschlepper“, die Zahl 330 gibt Auskunft über die Hubraumgröße von 3 Litern und die PS-Zahl, nämlich 30. Und das „A“ bedeutet schließlich, dass der Betrachter ein Allrad getriebenes Fahrzeug vor sich hat. Unmittelbar nach der Fertigstellung kam der nagelneue MAN in den Kreis Holzminden. Dort versah er aber nur 6 Jahre seinen Dienst, dann erwarb ihn der Dammer Franz Kraimer, der damals nach Worten Norbert Moormanns in Damme an der heutigen Lindenstraße eine Deutz-Vertretung hatte. Von ihm kaufte ihn der Landwirt Lüdecke-Dalinghaus. Der verkaufte das gute Stück, immer noch recht jung an Jahren, an den Landwirt Günter Stührenberg. Bei dem führte der Trecker bis zum Jahr 2004 fast ein Dornröschen-Dasein. Die meiste Zeit des Jahres stand er in einem alten Holzstall. „Er war im Winter im Einsatz, wenn Stührenbergs ihren anderen Trecker nicht nutzen konnten, weil der kein Allrad war“, berichtet Norbert Moormann. 2004 schließlich ergab sich im Vorfeld der 1. Veranstaltung des ein Jahr zuvor gegründeten Raritätenkommandos Rottinghausen für die Familie Moormann die Gelegenheit, den MAN zu kaufen. Der sah allerdings längst nicht mehr so gut aus wie zu dem Zeitpunkt, als er das Werk verlassen hatte. Der Rost nagte an ihm und hatte zwei Kotflügel bereits so zerfressen, dass Norbert Moormann neue besorgen musste. Andere Blechteile konnte er selbst richten und erfolgreich instand setzen. Weiter war die gefederte Vorderachse gebrochen. Auch das war ein irreparabler Schaden. „Als Ersatz hatte ich eine gebrauchte Vorderachse in den Niederlanden gefunden“, erzählt Norbert Moormann, der 43 Jahre lang beim Unternehmen Grimme Landmaschinen gearbeitet hat. Schließlich ließ er die Blechteile im Original-MAN-Grün lackieren. Die Mühen der mehr als einjährigen Restaurierung haben sich gelohnt. Der Moormann-MAN, der bei der Auslieferung 1951 wegen des Allradantriebs stolze 11.500 Deutsche Mark kostete, steht immer noch bestens da. Das rund 2,2 Tonnen schwere Gefährt verbraucht bei den regelmäßigen Ausfahrten zirka 4 Liter Diesel pro Stunde. Es erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 19,8 Stundenkilometern. Der Tank fasst 50 Liter. Ein Benzinuhr hat es nicht. „Der MAN läuft regelmäßig“, sagt Bernd Moormann. Denn sonst drohten unter anderem die Dichtungen zu verhärten. Neben den Ausfahrten ist der MAN auch noch bei 4 bis 5 Treckertreffen im Jahr vertreten. Alles das wäre eben ohne die mit viel Arbeit verbundene Restaurierung nicht möglich. Heute, sagt Norbert Moormann, sei es ganz schwer, Ersatzteile für die MAN-Traktoren zu bekommen. Denn MAN habe die Fahrzeuge nur in einer vergleichsweise geringen Stückzahl produziert. Bereits Ende der 1960 wurde die Produktion ganz eingestellt, weil die Nachfrage nach Treckern ob des seinerzeit gesättigten Marktes eingebrochen war. Aber aussichtslos ist die Suche nicht. Schließlich hat er sich im Laufe der Jahre ein Netzwerk aufgebaut, in dem es Tipps und auch einige Ersatzteile gibt. Netzwerkpflege wird die treckerbegeisterte Familie Moormann, zu der neben Norbert auch dessen Frau Elsbeth die Söhne Bernd und Dirk mit ihren Familien gehören, auch beim Treckertreffen des Raritätenkommandos betreiben. Dort ist sie gleich mit mehreren alten Traktoren vertreten. Insgesamt gehören ihr 11 Modelle im Alter von 50 bis 71 Jahren.Nach Fertigstellung zunächst in Holzminden im Dienst
2004 kaufte Moormann das Fahrzeug
Originalpreis lag 1951 bei 11.500 Mark
Insgesamt 11 Trecker im Besitz
Fakten
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