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Wie ich daran scheiterte, meine Mitbewohner achtkantig rauszuwerfen

Kolumne: Der Erholungsurlaub im Schwabenländle war nicht ganz so erholsam wie ursprünglich geplant. Auch Lavendelduft hat nicht geholfen.

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Geben Sie’s zu. Das Wort „scheitern“ in der Überschrift, das hat Sie jetzt gereizt. Sie wollen erfahren, wie ich als Tiger lossprang und als Bettvorleger landete. Vielleicht haben Sie sich – das soll ja vorkommen – auch schon beim Lesen der Headline eine Meinung gebildet und Mitleid mit meinen Mitbewohnern. Es war alles ganz anders.

Meinen Urlaub verbrachte ich im Schwabenländle. Mein Weg führte dazu von Ostwestfalen über das Erzgebirge nach Baden-Württemberg – weil das ja der kürzeste Weg ist. Nein, ist es natürlich nicht, Mutti wollte aber noch kurz in der europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz vorbeischauen. Pardon. Ich schweife ab.

Irgendwann kam ich also im Ländle an. Genauer gesagt, in Tübingen, der alt-ehrwürdigen Universitätsstadt, wo mich sogleich ein literarisches Highlight begrüßte: ein Schild mit der Aufschrift „Hier kotzte Goethe.“ Gut. Hätten wir das auch geklärt. Ich weiß, Sie warten immer noch auf die Mitbewohner. Nur Geduld. Kommen gleich.

Am Ende des Tages landete ich bei Sandra, meiner Airbnb-Vermieterin. Die hatte eine riesige Garage – ich habe nicht rausgefunden, wie viele SUV da reinpassten, aber: Es müssen viele gewesen sein. Und beim Bau der Garage hatte sie sich gedacht: Wo wir schon mal dabei sind, bauen wir doch über die Garage gleich noch eine Ferienwohnung.

„Schon am ersten Abend hörte ich seltsame Geräusche. Trippeln. Rascheln. Nagen. Mein Mitbewohner stellte sich akustisch vor.“

Sie war wirklich gemütlich. Aber: Schon am ersten Abend hörte ich seltsame Geräusche. Trippeln. Rascheln. Nagen. Mein Mitbewohner stellte sich akustisch vor. Wer er war, erfuhr ich am Tag drauf: ein Siebenschläfer. In meinem Kopf höre ich Professor Bernhard Grzimek „possierliches Tierchen“ sagen. Mag sein, aber: leider sehr nachtaktiv. Und sehr laut.

Wir versuchten es mit einer Lebendfalle. Am dritten Tag klingelte Sandras Mann und präsentierte mir den Siebenschläfer, den er gefangen hatte. Er setzte das Tier 50 Kilometer entfernt aus. Puh. Problem gelöst. Dachte ich. Bis das Genage nur wenig später wieder losging. Das „possierliche Tierchen“ hatte offenbar schnell noch seine Brüder geholt, bevor es in die Falle ging. Das war irgendwie jetzt blöd für den Erholungsfaktor der Ferienwohnung – und für meine Nachtruhe.

Zweimal kam nun der Kammerjäger. Zuerst guckte er nur, fand aber nichts und sagte: „Schwierig, schwierig.“ Dann aber versprach er die ultimative Lösung: Lavendel! 3 Tage später hüllte er den gesamten Spitzboden in einen Lavendel-Nebel. Weil Siebenschläfer den Geruch nicht abkönnen. Leider hatte er das nur mir gesagt – aber nicht den Siebenschläfern. Die nagten munter weiter, mitten im lieblichen Duft. Nach 6 Tagen habe ich aufgegeben. Ja, ich bin daran gescheitert, meine Mitbewohner achtkantig rauszuwerfen. Stattdessen bin ich selbst vorzeitig abgereist. Meine Urlausbilanz? Ich habe gelernt, wo Goethe gekotzt hat und wie Siebenschläfer aussehen. Und vor allem, wie sie sich anhören. Die Moral von der Geschicht? Das nächste Mal bleibe ich vielleicht doch einfach in Chemnitz.

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