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Wie Fledermausdetektoren MINT-Wissen, Orte und didaktische Konzepte verbinden

Wie sieht eigentlich Ultraschall aus? Wie hört er sich an? Und kann er auch gefühlt werden? Das wollen Schüler beim Projekt „Digi‘B@ts“ herausfinden – und das ist nicht alles.

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Kleinarbeit: Die zahlreichen Bauteile müssen mit Hilfe des Lötkolbens mit den Steckern verbunden werden. Foto: privat

Kleinarbeit: Die zahlreichen Bauteile müssen mit Hilfe des Lötkolbens mit den Steckern verbunden werden. Foto: privat

Ultraschall hör-, sicht- und auch fühlbar machen: Wie das geht, wollen Schüler beim Projekt „Digi‘B@ts“ mit selbstgebauten Fledermausdetektoren herausfinden – und obendrein etwas für den Artenschutz tun.

Wie aus einer Mitteilung hervorgeht, haben Biologie-Lehramtsstudierende nun den ersten Testlauf für das Projekt absolviert. Das Projekt „Digi‘B@ts“ verbindet mit seinen „B@t-Detektoren“ unter anderem die „wissenswerkstatt Metropolregion Nordwest“, Schulen, das Naturinformationszentrum im Goldenstedter Moor und die Universität Vechta mit dem daran angebundenen Medienkompetenzzentrum (www.mkv-vechta.de) untereinander – ganz im Sinne des Projekts MINT4YOUth.

Konzentriert sitzen die Teilnehmenden an den Werkbänken. Gerade wird gesteckt, gelötet, geklebt und geschraubt. Lehramtsstudierende der Universität Vechta bauen ihre eigenen Fledermausdetektoren in der Vechtaer „wissenswerkstatt Metropolregion Nordwest“ unter Anleitungen durch Kristin Kreiselmeier, Mitarbeiterin des regionalen MINT-Clusters MINT4YOUth, und dem Team der „wissenswerkstatt".

Möglichkeiten der Wahrnehmung machen das Gerät für Menschen mit Beeinträchtigungen erlebbar

Die Studierenden stehen kurz vor Eintritt in die Praxisphase: Bei diesem 18-wöchigen Schulpraktikum wollen die Lehramtsstudierenden mit Schülerinnen und Schülern und den Geräten auf die Spurensuche nach Fledermausarten gehen und das Thema in den Unterricht einbauen.

Die von Dr.in Ann-Katrin Krebs (Universität Lüneburg) und dem Fachbereich Technik der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd entwickelten Detektoren können den Ultraschall der Tiere durch Lichter sichtbar, durch Vibrationen spürbar und durch Lautsprecher für das menschliche Gehör wahrnehmbar machen, erklärt Seminarleiter Professor Dr. Michael Ewig. Er ist der Direktor des interdisziplinär arbeitenden „BERGVINK – Bildung, Erziehung, Gesellschaft: Vechta-Institut für Inklusion“ an der Universität Vechta.

„Die unterschiedlichen Möglichkeiten der Wahrnehmung machen das Gerät auch für Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen erlebbar“, so Ewig. Und solch eine „Fledermausbeobachtung“ sei im Naturinformationszentrum im Goldenstedter Moor mit den dort lebenden Fledermäusen sehr gut möglich.

Gehäuse lässt sich mit 3D-Druckern herstellen

Doch von Beginn an: Das einer Fledermaus nachempfundene Gehäuse lässt sich mit 3D-Druckern herstellen, wie sie beispielsweise im Medienkompetenzzentrum Vechta zur Verfügung stehen. Im Druck sind bereits die entsprechenden Aussparungen für die Detektoren-Technik zu finden. Platz muss im Gehäuse für allerlei Kabel, eine Platine und für zahlreiche weitere Bauteile sein. „Bei handelsüblichen Bausätzen muss direkt auf der Platine gelötet werden.

Die Platine, die Dr. Krebs entwickelt hat, macht es jetzt deutlich einfacher: Sie hat Steckplätze für alle elektronischen Bauteile. Dadurch wird das Arbeiten viel leichter und wir können sogar mit Grundschulkindern dieses elektronische Gerät bauen“, erklärt Hendrikje Krohne von der „wissenswerkstatt". Dabei habe sich herausgestellt, dass ein Stecksatz wie beim B@t-Detektor die Zeit für diesen Arbeitsschritt wesentlich reduziere.

Auch optisch eine Fledermaus: Ultraschallsender zur Testung der Detektoren. Foto: privatAuch optisch eine Fledermaus: Ultraschallsender zur Testung der Detektoren. Foto: privat

Gelötet wird aber trotzdem; die zahlreichen Bauteile müssen mit Hilfe des Lötkolbens mit den Steckern verbunden werden, wie es die Studierenden Mathis Flint und Igor Muchert beschreiben. Dass das in der „wissenswerkstatt“ unter professioneller Anleitung möglich sei, erleichtere die teilweise doch etwas kleinteiligen Arbeiten, so die Studierenden. Beide sind sich einig, dass das später auch für Schülerinnen und Schüler ab einem bestimmten Alter möglich sei.

Ultraschallsender ahmen die Rufe unterschiedlicher Fledermausarten nach

Auf jeden Fall freuen sich Flint und Muchert schon jetzt darauf, mit den gebauten B@t-Detektoren zusammen mit Schülerinnen und Schülern die unterschiedlichen Fledermausarten zu detektieren. Und genau hier schließt sich der Kreis zur Universität Vechta und „Digi’B@ts“ erneut: Hinter dem Fledermausdetektor steckt das Konzept der Gamification. Kinder lernen auf spielerische Weise den Schulstoff, den sie im Unterricht weiter aufarbeiten können.

„Nun ist geplant, dass die Studierenden während der Praxisphase nicht nur mit den Kindern auf Entdeckungstour gehen, sondern im sogenannten Projektband auch untersuchen, ob dieser Ansatz zu einem größeren Verständnis von Artenvielfalt führt“, erklärt Ewig. „Digi‘B@ts“ verbinde im Gesamtkonzept nicht nur die MINT-Fächer, sondern durch den Anfertigungsprozess für die Schülerinnen und Schüler auch unterschiedliche Lernorte in der Region. Sowohl Praxis und Theorie als auch universitäre und schulische Didaktik fänden hierdurch noch enger zusammen.

Vor einer Herausforderung stehen die Teilnehmenden des Seminars in der „wissenswerksstatt“ nach Fertigstellung der B@t-Detektoren aber doch noch: Fledermäuse halten Winterschlaf, sodass ein sofortiger Test bei Tieren in freier Wildbahn gerade nicht möglich ist. Doch dafür bietet „Digi’B@ts“auch schon eine Lösung: In der Werkstatt versteckte Ultraschallsender ahmen die Rufe unterschiedlicher Fledermausarten nach und geben über daran angebrachte QR-Codes auch gleich die entsprechenden Informationen über die einzigen – neben den verwandten Flughunden – flugfähigen Säugetiere.

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