Wie die Zeit vergeht
Kolumne: Bald ist schon wieder Weihnachten – rennt uns die Zeit davon?
Jana Pille | 10.11.2025
Kolumne: Bald ist schon wieder Weihnachten – rennt uns die Zeit davon?
Jana Pille | 10.11.2025

Bald ist sie wieder da. Langsam schleicht sie sich an, mit Spekulatius im Supermarkt, sinkenden Temperaturen, dem ersten Glühwein: die Weihnachtszeit. „Weihnachten?! Das war doch gerade erst“ – entfährt es wohl dem einen oder anderen schockiert zu diesem Zeitpunkt. Schon wieder ein Jahr rum, die Zeit scheint uns vorauszueilen. Aber ist das wirklich so? Der Autor Benedict Wells beschreibt in seinem Roman „Vom Ende der Einsamkeit“ (sehr zu empfehlen!) genau dieses Phänomen. „Die Zeit verläuft nicht linear, ebenso wenig die Erinnerungen. Man erinnert sich immer stärker an das, was einem emotional nahe ist“, heißt es da. Deswegen würden wir uns in der aktuellen Weihnachtszeit eher an das Weihnachten des letzten Jahres als an den vergangenen Sommer erinnern: Es sei uns emotional viel näher als der Sommer, der eigentlich erst ein paar Monate her ist. „Die Zeit rennt uns nicht davon. Es kommt darauf an, wie wir sie nutzen.“ Die Zeit ist also unmittelbar an unsere Emotionen geknüpft. Sie beeinflussen, wie wir diese wahrnehmen. Einerseits kann sie sich ewig hinziehen, wenn wir etwas Unangenehmes erleben. Ein Bewerbungsgespräch, das Warten im Wartezimmer oder eine schwere Prüfung kann uns dann statt der eigentlich 60 Minuten vorkommen wie eine halbe Ewigkeit. Andererseits vergehen ein mehrstündiges Gespräch mit einem guten Freund, den wir lange nicht gesehen haben, oder der Sommerurlaub wie im Flug. Die Zeit rennt uns nicht davon. Es kommt darauf an, wie wir sie nutzen. Mit welchen Gedanken und Emotionen wir sie füllen. Statt uns ständig Sorgen über die Zukunft zu machen oder sie grübelnd in der Vergangenheit zu verbringen, sollten wir viel öfter unsere Aufmerksamkeit auf die Gegenwart lenken. Das Hier und Jetzt. Die Dinge bewusst erleben. Natürlich können wir unangenehmen Situationen nicht aus dem Weg gehen, aber wir können versuchen, sie positiv anzugehen. Fest steht: Unsere Zeit ist begrenzt. Das Leben endlich. Aber: Wir selbst haben in der Hand, wie wir es gestalten. Dazu passt ein bekanntes Zitat von Snoopy aus der Comicserie „Peanuts“. Charlie Brown sagt: „Wir leben nur einmal, Snoopy.“ Darauf antwortet der schwarz-weiße Hund: „Falsch! Wir sterben nur einmal. Wir leben jeden Tag!“ Wir können heute noch anfangen, das Leben bewusst zu genießen – und wenn es nur mit Spekulatius und einem Gläschen Punsch auf der Couch ist.Zur Person:
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