Wenn die Gondeln Dollars tragen
Kolumne: Batke dichtet – Der Amazon-Chef Jeff Bezos feiert eine Hochzeit der besonderen Art. Dafür greift er tief in die Tasche.
Alfons Batke | 27.06.2025
Kolumne: Batke dichtet – Der Amazon-Chef Jeff Bezos feiert eine Hochzeit der besonderen Art. Dafür greift er tief in die Tasche.
Alfons Batke | 27.06.2025
Eigentlich hätte er mich ja einladen können. Schließlich bin ich Kunde, ja sogar Prime-Kunde. Wenn man mal ein Buch außerhalb der Spiegel-Bestsellerliste erstehen will oder die prächtige Serie um den eigenwilligen Ermittler Harry Bosch streamen möchte, führt an Amazon kein Weg vorbei. Und er, Jeff Bezos, ist der Chef vons Ganze. In diesen Tagen feiert er in Venedig eine mehrtägige Hochzeitsorgie. Jeff wird seine Gründe haben, mich nicht auf seine Gästeliste zu setzen. Auch seine notorisch gestressten Auslieferungsfahrer oder die in den Logistikzentren malochenden Lagerarbeiter sind am Canale Grande nicht vertreten. Für so viel Sozialromantik ist am weltweit vermeintlich begehrtesten Hochzeits-Hotspot dann doch kein Platz. Und so bleiben auch wir Kunden allenfalls Zaungäste und müssen uns damit zufriedengeben, was uns die übertragenden Sender, Gala, Bild und Bunte, die mit ganzen Schwärmen von Reportern angerückt sind, ins Haus liefern. Wir wissen natürlich nicht, ob Jeff den Schock von Mittwoch überwunden hat, als er (ausgerechnet kurz vor der Trauung) in der Rangliste der Superreichen auf den vierten Platz mit einem Vermögen von nur noch 224,6 Milliarden Dollar abrutschte. Möglicherweise erfuhr er einige Worte des Trostes von Branchenführer Elon Musk (409 Milliarden), und wer weiß, vielleicht hatte der wirre Hop-on-Hop-off-Trump-Freund eine Kettensäge im Geschenkkoffer. „Jeff wird seine Gründe haben, mich nicht auf seine Gästeliste zu setzen.“ Apropos Koffer: Es sah dieser Tage schon recht drollig aus, als Bezos und seine frisch Angetraute Lauren Sanchez in ihr Luxushotel eincheckten. Sie fuhren für Venedig standesgemäß per Gondel vor – und in ihrem Schlepptau befanden sich zahlreiche andere Bötchen, die unter anderem die 27 verschiedenen Outfits, die Lady Sanchez zur Verfügung stehen sollen, transportierten – eine Amazon-Prime-Flotte der besonderen Art. Nun, wir sind weit davon entfernt, hier Sozialneid zu schüren, erlauben uns aber den Hinweis, dass es sich um eine verdammt dekadente Veranstaltung handelt – dekadent im Sinne von ausschweifend (etwa 200 Flugbewegungen in Privatjets, 250 Bodyguards) und verschwenderisch. Vielleicht steckt ja der Gedanke dahinter, dass etwas, was überragend werden soll, auch überragend beginnen muss. Und dennoch – auch für Jeff Bezos und Lauren Sanchez gilt die unzerstörbare Weisheit des großen griechischen Denkers Sokrates: Heirate oder heirate nicht – du wirst beides bereuen. Was Freund Jeff ja auch schon einmal schmerzhaft erfahren hat, denn seine erste Ehefrau MacKenzie Scott musste er mit 36 Milliarden Dollar abfinden. Mehr als die Hälfte dieser Summe soll die Dame karitativen Organisationen gespendet haben. Bleibt immerhin die Hoffnung, dass Frau Sanchez im Fall der Fälle ein ähnlich großes Herz hat.Zur Person
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