Großes zeichnet sich beim Dammer Kolpingorchester ab: Im kommenden Jahr steht die Feier des 75-jährigen Jubiläums ins Haus. Und das wollen die Musikerinnen und Musiker gebührend feiern – mit einer Aufführung der "Missa Katharina" des Komponisten Jacob de Haan.
Dass das Orchester dieses Jubiläum sozusagen im Zeichen eines erfolgreich begonnen, aber längst noch nicht abgeschlossenen Aufbruchs feiern kann, hatte sich vor vier Jahren nicht unbedingt so abgezeichnet. Lange Zeit es danach aus, dass es die letzte Veranstaltung mangels aktiver Musiker wird. 2019 hielten gerade mal noch zwölf Männer und Frauen das Fähnlein hoch.
"Es war eine ganz schwere Zeit."Helga Meyerrose
Aus unterschiedlichsten Gründen hatte das Orchester im Laufe mehrerer Jahre ab 2016 einen dramatischen Mitgliederverlust verzeichnet. "Es war eine ganz schwere Zeit", sagt die Vorsitzende Helga Meyerrose. Doch dann tat sich plötzlich manches. Das Kolpingorchester gewann den heute 66 Jahre alten Josef Bruns aus Essen/Oldenburg, wahrlich multifunktional in der Musikwelt unterwegs, als musikalischen Leiter – ein Mann, der ganz offensichtlich begeistern kann.
Bürgerstiftung hilft mit größerem Zuschuss
Zudem sprang die Dammer Bürgerstiftung dem Orchester zur Seite und gewährte einen großzügigen Zuschuss, um ein sogenannten "Start-up-and-Again-Orchester" zu gründen. Dieses war offen für alle Bürger, die das Spielen eines Instrumentes nicht nur im stillen Kämmerlein, sondern auch im größeren Kreis erlernen wollten. Der Hintergrund: Das Kolpingorchester hoffte so auf neue Mitglieder.
15 Mitglieder zählte das "Start-up" beim Start. "Eigentlich wollten anfangs nur zwei der Mitglieder auch ins Kolpingorchester übertreten", erinnert sich Helga Meyerrose. Aber dann: "Der Josef hat bei den Erwachsenen richtig gut für den Übergang geworben." Das Ergebnis: Heute sind alle 15 Mitglieder des Kolpingorchesters.
"Das erste Start-up-Orchester war der Durchbruch beim Wiederaufbau."Josef Bruns
"Das erste Start-up-Orchester war der Durchbruch beim Wiederaufbau", sagt Josef Bruns. Und weitere Musikerinnen und Musiker stehen schon vor der Tür. Denn im kommenden August sollen die 22 Mitglieder des im April 2022 gestarteten zweiten Start-up-Orchesters den Schritt ins Kolpingorchester machen und sehr zur Freude des Dirigenten das derzeit aus elf Blech- und 16 Holzblasinstrumentenspielern sowie einem Schlagzeuger bestehende Kolpingorchester zu noch mehr Klangfülle verhelfen.
Und mit dem zweiten Start-up ist die Nachwuchsförderung längst nicht beendet. Inzwischen hat ein drittes Start-up-Orchester mit elf Musikerinnen und Musikern den Probenbetrieb aufgenommen. Dazu kommt das neue 16-köpfige Jugendorchester, das die Bürgerstiftung Damme, die Stiftung Rückenwind und die Windpark-Stiftung finanziell unterstützen. Für beide Orchester, sagt Josef Bruns, komme allerdings die Beteiligung an der "Missa Katharina" noch zu früh. Aber auch sie sollen im Rahmen des Jubiläums die Gelegenheit bekommen, öffentlich zu konzertieren.
St.-Viktor-Kirchenchor wirkt beim Jubiläumskonzert mit
Die Vorbereitung für das große Jubiläumskonzert mit der "Missa Katharina" am 27. Oktober 2024 in der Originalkomposition für Blasorchester und in lateinischer Sprache für den Chor in der St.-Viktor-Kirche sollen im August oder September beginnen. Das Kolpingorchester wird aber nicht allein auftreten, sondern mit dem von St.-Viktor-Kirchenmusiker Dr. Gabriel Isenberg geleiteten St.-Viktor-Kirchenchor. Und da Dr. Isenberg bei dem Konzert selbst die Orgel spielen wird, wird Josef Bruns sowohl das dann wohl 50-köpfige Orchester als auch den Chor dirigieren. Zudem wirkt Steffi Isenberg als Sopranistin mit.
Angesichts der großen selbst gesteckten Herausforderung passt es gut, dass das Kolpingorchester nach einer kleineren Odyssee bei seinen Übungsräumen nun auf dem Gelände von Schockemöhle Logistics am Südring einen festen Raum gefunden hat. Den hat Thomas Heese-Forth, Geschäftsführer der Paul Schockemöhle Logistics, zur Verfügung gestellt.
Den Raum können die Musiker nach dem Proben einfach abschließen. Im Gegensatz zu vorher genutzten Räumen müssen sie nichts wegräumen, was die Sache deutlich vereinfacht.
"So richtig schnuckelig ist das noch nicht."Josef Bruns
Aber auch im neuen Übungsraum fordert Josef Bruns dem Orchester alles ab. Da hören sich die "Musikanten", wie der Dirigent die Orchestermitglieder liebevoll nennt, auch schon Sätze wie "So richtig schnuckelig ist das noch nicht", "Nicht denken, sondern spielen" oder auch "Jetzt haben wir schon zehn Finger, aber einige benutzen sie nicht" an.
"Wir mussten 2019 ganz von vorne anfangen. Zunächst waren wir drei Schritte zurückgegangen, jetzt arbeiten wir uns langsam wieder nach vorne", sagt der Dirigent über das Orchester mit den vielen neuen Mitgliedern. Und dann spendet er allen ein großes Lob: "Die Erwachsenen legen einen wahnsinnigen Ehrgeiz an den Tag. Die kommen immer geprobt zur Stunde."
Jeder Musiker bekommt einen Probenplan
Heißt: Jeder der Musiker weiß anhand des jeweiligen Probenplans, der er von Josef Bruns erhält, welche Stücke bei der nächsten Probe auf dem Programm stehen. So lassen die sich natürlich auch Zuhause schon vorab üben. Derzeit, sagt Josef Bruns weiter, umfasse das Repertoire des Orchesters 35 bis 40 Stücke.
Die präsentiert das Orchester bei ungefähr zehn Auftritten im Jahr, darunter beim Dammer Schützenfest als einzigem Schützenfest und beim Gottesdienst an Heiligabend in St. Viktor. Mehr Auftritte möchte das Orchester nicht absolvieren. Denn zu viele könnten die aktiven Mitglieder überfordern und potenzielle Mitglieder abschrecken, sind sich Josef Bruns und Helga Meyerrose einig. Und genau das wollen sie nicht, schließlich soll das Orchester wieder, auch personell, zur festen Größe in der Musikwelt in und um Damme herum werden, so, wie es das über viele Jahrzehnte gewesen ist.