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Warum das ganz große Glück auf dem Laternenpfahl klebt

Gästebuch: Papierprodukte, die pappen bleiben – ob die Botschaft nun gefällt oder nicht. Diese Kolumne ist der ultimative Klebebeweis.

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„Da klebt was“, teilte mir kürzlich eine wohlmeinende Kollegin mit. Mit einem beherzten „Darf ich mal?“ tippte sie eine Wimper von meiner Wange, um sie wegzupusten. Soll ja Glück bringen.

Gern würde ich einem Laternenpfahl in unserer Straße ähnlich hilfreich zur Seite springen wie die Kollegin mir. Auch auf ihm klebt allerhand Zeug, lila-weiß und deutlich hartnäckiger als besagte Wimper. Es handelt sich um Sticker, die Zuneigung zu einem in der weiteren Region beheimateten Fußballclub kundtun.

Mit seiner Verzierung steht dieser Laternenpfahl nicht allein da. Vergleichbare klebende Papierprodukte zieren seine Artgenossen ebenso wie Verkehrsschilder, Verteilerkästen und ähnliche öffentliche Flächen im Stadtbild. Wie der Bundeskanzler das findet, ist nicht bekannt.

Auch ob das Geklebe dem Verein nützt, ist unklar. Grüße gehen in dem Zusammenhang raus nach Lohne. Die Wirksamkeit der Sticker ist jedenfalls wissenschaftlich ebenso wenig belegt wie die Glück bringende Eigenschaft von Wimpern. Aber da wir in Zeiten von alternativen Fakten eh nichts auf die Wissenschaft geben, wird vorsichtshalber weiter gestickert.

„Dass sie ihm ihrerseits eine geklebt haben, ist nicht überliefert, aber wahrscheinlich.“

Und das nicht nur in Lila-Weiß. Kürzlich versuchte ein einzelner grün-weißer Aufkleber – offenbar von einem Fischkopp, wie ich selbst einer bin, zuversichtlich aufgebracht – auf dem Laternenpfahl der andersfarbigen Übermacht zu trotzen. 3 Tage später war er in Lila-Weiß übergepappt.

Persönlich habe ich bislang nicht geklebt, dafür aber vor Jahrzehnten eine geklebt bekommen. Auf einer Fete äußerte ich damals am DJ-Pult einen Musikwunsch. Der angeschickerte Partygast neben mir fand entweder diesen Wunsch oder mich doof. Ehe ich mich versah, hatte er mir jedenfalls aus dem Nichts eine Ohrfeige verpasst. Zwei meiner Freunde baten den ungehobelten Gesellen daraufhin vor die Tür. Dass sie ihm ihrerseits eine geklebt haben, ist nicht überliefert, aber wahrscheinlich.


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Diese Attacke blieb bislang ein singuläres Ereignis in meinem Leben – zum Glück. Meiner hilfsbereiten Kollegin wünsche ich, dass meine Wimper ihr selbiges bringt und ihr Ohrfeigen und ähnliches Ungemach vom Leibe hält. Wobei: Etwas Glück könnte ich auch selbst brauchen, spätestens, falls sich lila-weiße Stickerfans durch meine Zeilen angegriffen fühlen. Schließlich war es meine Wimper.

Da die unwiederbringlich futsch ist, setze ich mich alternativ vielleicht in den Zug nach Osnabrück. Kleben darf man da zwar weder mit Stickern noch mit Ohrfeigen. Aber das ganz große Glück wartet dort einem Song zufolge trotzdem.

Wenn das keine Klebensweisheit ist.


Zur Person

  • Anke Lucht ist stellvertretende Pressesprecherin und stellvertretende Leiterin der Stabsstelle Kommunikation des Bistums Münster.
  • Sie erreichen die Autorin per E-Mail unter redaktion@om-medien.de.

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