Verloren auf dem Smartphone-Markt

Mit einigen Dingen möchte ich mich einfach nicht beschäftigen. Wie ich meine Wäsche trennen sollte etwa, oder ob man die Schale einer Banane tatsächlich mitessen kann. Und vor allem: Welches Handy man aktuell unbedingt haben sollte. Ich möchte einfach eins haben, das funktioniert. Und das so lange wie möglich.

Als ideal würde ich die Anschaffung meines alten Handys beschreiben. Mein aktuelles war kaputt. Mein Vater wollte sein iPhone verkaufen. Fertig. Dieses Mal war es etwas komplizierter und ich musste etwas tun, das ich ungern tue: selbst aktiv werden.

Dabei hatte ich es sehr lange geschafft, die Entscheidung herauszuzögern. Doch die Beziehung zu meinem iPhone fing an zu bröckeln. Es wurde immer müder. Jeden Morgen machte es mir mit einem vollen Akku Hoffnungen, um dann spätestens um 12 Uhr wieder nach Strom zu schreien. Aber man muss seine Partner nehmen, wie sie kommen. So konnte ich auch darüber hinwegsehen, dass die Gesichtserkennung schon seit Monaten nicht mehr funktioniert hat und ich regelmäßig immer interessanter werdende Authentifizierungsmaßnahmen abarbeiten musste. Oder, dass mein Handy bei jedem dritten Instagram-Post sowie beim Öffnen der App Spotify grundsätzlich abgestürzt ist. Oder, dass ich so gut wie gar nicht telefonieren konnte, weil ich nichts gehört und die anderen nichts verstanden haben. Ganz abzusehen davon, dass ich ohnehin alle paar Tage sämtliche Apps nicht benutzen konnte, weil der Speicher mal wieder voll war, obwohl ich schon alles gelöscht hatte. Detailfragen. Was soll ich sagen? Ich bin treu.

„Auf einmal sollte ich Dinge wollen, an die ich noch nie gedacht habe.“

Doch ich konnte mich nicht mehr belügen. Gezwungenermaßen begab ich mich auf den Smartphone-Markt – der mir wiederum eine Auswahl ins Gesicht knallte, die mich in eine Schockstarre versetzte. Ja, was bin ich denn für ein Mensch? iPhone, Samsung oder doch etwa anderes? Wie sieht es aus mit Fairphones und Refurbed-Handys? Ethisch vertretbar soll’s ja sein.

Auf einmal sollte ich Dinge wollen, an die ich noch nie gedacht habe. Irgendwo scheint ein kleiner Nerd zu sitzen, der Handyspiele zockt, dabei noch ein 8K-Video streamt und von einer KI vollgelabert wird. Ich hingegen schien anspruchslos, aber gebrandmarkt. Einen guten Akku soll es haben, viel Speicher und man sollte bitte damit telefonieren können. So wurde ich dann doch fündig und konnte mir ein paar Jahre Ruhe erkaufen. Nach all dem bleibt mir nur ein Gedanke: Ich vermisse mein Klapphandy.

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Ella Wenzel ist Redakteurin der OM-Medien.