Uni Vechta setzt auf Aufbruchstimmung
Die Universität feiert die Eröffnung des Akademischen Jahres mit Keynote-Sprecher Professor El-Mafaalani. Der liefert eine schonungslose Bestandsaufnahme unserer Gesellschaft.
Redaktion | 04.11.2025
Die Universität feiert die Eröffnung des Akademischen Jahres mit Keynote-Sprecher Professor El-Mafaalani. Der liefert eine schonungslose Bestandsaufnahme unserer Gesellschaft.
Redaktion | 04.11.2025

Universität feiert Eröffnung des Akademischen Jahres mit Keynote-Sprecher Professor El-Mafaalani. Foto: Universität Vechta
…3, 2, 1 – der Countdown zündet: Mit Silvesteranalogien startet Moderator Timo Fuchs aus dem Team Marketing und Kommunikation in die Eröffnung des Akademischen Jahres an der Universität Vechta. Solch eine an Universitäten übliche Tradition sei „eigentlich eine komische Sache“, räumt Fuchs, wie die Uni berichtet, ein. Schließlich sei das aktuelle Jahr erst in gut 2 Monaten vorbei. Dennoch zog er die Parallele: Silvester sei hektisch und chaotisch, doch am Neujahrstag herrsche eine ganz andere Stimmung. Genau dieses Gefühl eines unverbrauchten Neubeginns sei auch für die Universität Vechta wichtig. Den Einstieg in die Eröffnung des Akademischen Jahres übernahm Professor Dr. Thomas Bals. Die Lage der Universität sei zwar unter anderem mit einem strukturellen Finanzdefizit und einem Ungleichgewicht zwischen Personal sowie Studierenden herausfordernd, doch die Stimmung habe sich spürbar verbessert, so der Interimspräsident laut Mitteilung. Der Wille zum Aufbruch und die Möglichkeiten zur Neugestaltung seien vorhanden; jetzt müssten aber alle zusammen anpacken, damit die Universität Vechta in den kommenden 3 Jahren einen positiven Weg einschlagen könne. Doch wenn Hochschulgemeinschaft, Region und andere Akteure „weiter an diesem Strang ziehen“, werde Vechta bis 2030 eine „hochinteressante Universität mit einem gewissen Image sein“. Ähnliche Forderungen stellte Keynote-Sprecher Professor Dr. Aladin El-Mafaalani von der TU Dortmund an die gesamte Gesellschaft, nachdem er eine schonungslose Bestandsaufnahme Deutschlands lieferte: „Was oft als gesellschaftlicher Wandel beschrieben wird, ist in Wahrheit eigentlich ein schwerwiegender Krisenzustand“, so der renommierte Soziologe und Träger des Bundesverdienstkreuzes. Die Probleme resultieren aus demografischen, finanziellen und politischen Schieflagen, die Kinder und Jugendliche in eine „belastete Minderheit“ verwandeln. Die sogenannte „demografische Dividende“ sei aufgebraucht. Tragischerweise sei auch die Friedensdividende aufgebraucht, führt der Wissenschaftler aus. Und: „Rentnerinnen und Rentner entscheiden praktisch allein die Wahlen“. El-Mafaalani konstatierte: „Alle Bildungsstudien weisen einen ausgeprägten Abwärtstrend seit etwa 12 bis 13 Jahren auf. Dieser betrifft alle Bundesländer, alle Altersgruppen, alle Schulformen und fast alle Fächer. Sogar die Kinder in akademisch geprägten Familien verschlechtern sich im Zeitverlauf. Darüber hinaus tragen die Kinder als kleinste Bevölkerungsgruppe in Deutschland laut Studien paradoxerweise das höchste Armutsrisiko.“ Da die größte Bevölkerungsgruppe „so gesund und kognitiv auch so fit wie noch nie ist“, sei ihre aktive Beteiligung, etwa in Kitas oder Ganztagsgrundschulen, zwingend notwendig, da die Probleme nicht durch hauptamtliches Personal allein gelöst werden könnten, schloss der Keynote-Sprecher. Die Verantwortung der Wissenschaft stellte der niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur in den Mittelpunkt seiner Videobotschaft. Die gesamte Gesellschaft erlebe derzeit „viel Bewegung“, weshalb es besonders auf die Wissenschaft mit ankomme, so Falko Mohrs laut Mitteilung. Die Aufgabe der Universität sei es, die Weiterentwicklung zu lenken. Dies müsse geschehen „auf Grundlage von Fakten, auf Grundlage von Wissen“. Der Minister betonte dabei ausdrücklich die Notwendigkeit der Offenheit und Selbstreflexion in der Wissenschaft: „Auch immer mit der Idee, dass wir uns natürlich irren können, dass wir eben mit neuem Wissen noch besser werden können.“ Frederic Müller und Charlotte Weber vom Allgemeinen Studierendenausschuss betonten, dass die Eröffnung des akademischen Jahres sowohl einen Neubeginn als auch die Fortsetzung von gemeinsamer Arbeit, gemeinsamen Ideen und gemeinsamer Verantwortung markiere.Alle müssen zusammenanpacken
Kinder im Fokus
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