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Tjallien Kalsbeek auf Rettungsmission in Ramsloh

Das Seeltersk-Kontoor des Saterfriesisch-Beauftragten Henk Wolf hat Verstärkung bekommen. Jetzt ist dort auch Tjallien Kalsbeek am Start. Sie kommt, ebenso wie ihr Kollege, aus den Niederlanden.

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Die 45-jährige Niederländerin Tjallien Kalsbeek verstärkt seit Anfang Februar das Saterfriesisch-Kontoor im Saterländer Rathaus in Ramsloh. Foto: Fertig

Die 45-jährige Niederländerin Tjallien Kalsbeek verstärkt seit Anfang Februar das Saterfriesisch-Kontoor im Saterländer Rathaus in Ramsloh. Foto: Fertig

Saterfriesisch-Beauftragter Henk Wolf ist jetzt nicht mehr alleine in seinem Seeltersk-Kontoor im Rathaus in Ramsloh: Er bekommt für ein Jahr Unterstützung von Tjallien Kalsbeek. Die 45-Jährige ist selbstständig und arbeitet als Honorarkraft. Finanziert wird sie aus verschiedenen Fördertöpfen, von der Oldenburgischen Landschaft sowie der Fryske Akademie Leeuwarden. Zum einen betreut Kalsbeek das Projekt „Listen“ im Saterland. Dabei geht es um Sprachpsychologie. Außerdem organisiert die neue Kraft im Saterfriesisch-Kontoor eine Konferenz für Sprachwissenschaftler, die am 24. Juni im Landgasthof Dockemeyer stattfinden soll.

Für beides hatte Henk Wolf keine Kapazitäten mehr frei. In Tjallien Kalsbeek fand er jetzt eine Kollegin und ein kongeniales Gegenüber. Sie stammt aus Westfriesland, genau wie er selbst. Die beiden kennen sich seit ihrer Jugend über die niederländischen Jugendorganisation Frysk Ynternasjonaal Kontakt. Über die war Wolf in den 90ern auch mit jungen Saterfriesen in Berührung gekommen. Diese hatten sich damals organisiert als „Seelter Wippstäite“.

Sportlich und in der Welt herumgekommen

Nun teilen sich die beiden Westfriesen ein Büro im Rathaus in Ramsloh. Platz genug für zwei Arbeitsplätze sei vorhanden. „Im Vergleich zur Uni ist es Luxus“, versichert Wolf. Nein, Tulpensträuße werden dort nicht ständig stehen, auch wenn sie beide aus den Niederlanden stammen, sagen die Sprachwissenschaftler und lachen.

Tjallien Kalsbeek ist nach eigenem Bekunden kinderloser Single. Sie hat mehrere Jahre in Norwegen gelebt und gearbeitet. In ihrer Freizeit macht sie Stand-up-Paddling und bietet darin auch Kurse an. Zu Hause ist sie in Grou, einem Dorf in der Gemeinde Leeuwarden. Viele Deutsche ziehe es zum Wassersport-Urlaub dorthin, erzählt sie.

Eine Stippvisite statteten am Mittwoch Vertreterinnen und Vertreter der Oldenburgischen Landschaft ihrem Kollegen Henk Wolf (hinten, rechts) im Saterländer Rathaus ab. Sie verbrachten einen interessanten Tag vor Ort, bei dem Wolf ihnen seine bisherige Arbeit vorstellte. Foto: FertigEine Stippvisite statteten am Mittwoch Vertreterinnen und Vertreter der Oldenburgischen Landschaft ihrem Kollegen Henk Wolf (hinten, rechts) im Saterländer Rathaus ab. Sie verbrachten einen interessanten Tag vor Ort, bei dem Wolf ihnen seine bisherige Arbeit vorstellte. Foto: Fertig

Warum nicht bei seiner Muttersprache bleiben?

Das Listen-Projekt startet Anfang März. Eine Gruppe vom Heimatverein Seelter Buund habe sich als Versuchskaninchen für den Premieren-Kurs zur Verfügung gestellt, so Kalsbeek. Sie selbst hat gerade vorige Woche an einem Training teilgenommen. Es geht darum, dass Menschen, die mehrsprachig sind, sich in verschiedenen Situationen oft dafür entscheiden, die Amtssprache zu sprechen, statt bei ihrer Lieblingssprache zu bleiben – auch wenn sie verstanden werden. Das müsse kein Automatismus sein, man habe jedes Mal die Wahl, erläutert Kalsbeek. Warum nicht auf Platt oder Saterfriesisch antworten, wenn sich das für einen selbst vertraut und angemessen anfühlt?

Diesen Kursus veranstaltet die Neu-Saterfriesin im Laufe des Jahres 19-mal für unterschiedliche Gruppen. Anmelden können sich Schulen, Feuerwehren, Chöre und Vereine.

Oldenburgische Landschaft zum Erlebnistag beim Außendienstler

Eine Stippvisite statteten am Mittwoch Vertreterinnen und Vertreter der Oldenburgischen Landschaft ihrem Kollegen Henk Wolf (hinten rechts) im Saterländer Rathaus ab. Sie verbrachten einen interessanten Tag vor Ort, bei dem Wolf ihnen seine bisherige Arbeit vorstellte.

Die Gruppe wurde von Saterlands Bürgermeister Otto im Ratsaal begrüßt und bekam später im Tennisstübchen von Harald Grosser, dem Sohn der 2019 verstorbenen Saterfriesisch-Autorin Gretchen Grosser, einen Imbiss und saterfriesische Döntjes serviert. Im Seelterfräiske Kulturhuus in Scharrel legten alle erfolgreich einen kleinen Sprachtest ab und erhielten daraufhin ihr Seelter Tjuugnis.

Landschaft froh über Neuzugang fürs Saterland

Begeistert äußerte sich nach dem Erlebnistag Dr. Jörgen Welp, stellvertretender Geschäftsführer der Landschaft. Man sei sehr angetan davon, Tjallien Kalsbeek als Verstärkung für das Saterfriesische gewonnen zu haben. Als Fachfrau sei sie mit dem Thema vertraut, „das finden wir natürlich ganz großartig“, versichert Welp.

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