Theologe Franz Meurer: „Wer es macht, hat die Macht“
Der Sozialpfarrer spricht in Stapelfeld über seine Arbeit im Sozialraum, die Ehrenamtlichen und kirchliches Potenzial, um Menschen etwas zu bieten und ihnen zu helfen.
Redaktion | 04.09.2025
Der Sozialpfarrer spricht in Stapelfeld über seine Arbeit im Sozialraum, die Ehrenamtlichen und kirchliches Potenzial, um Menschen etwas zu bieten und ihnen zu helfen.
Redaktion | 04.09.2025
„Geschwisterlichkeit ist nicht einklagbar. Doch das ist unser Ding, das müssen wir vorleben“, sagt Pfarrer Franz Meurer aus Köln bei einer Veranstaltung der Fachstelle für Pastorale Bildung und Begleitung. Foto: Offizialat Vechta / Johannes Hörnemann
Der Theologe Franz Meurer ist auf Einladung der Fachstelle für Pastorale Bildung und Begleitung sowie des Netzwerkes Ehrenamt in Stapelfeld zu Gast gewesen. Laut Mitteilung des Bischöflich Münsterschen Offizialats Vechta referierte er zu dem Thema „Wie Kirche im Sozialraum aufblühen kann“. Seit mehr als 30 Jahren ist Franz Meurer Pfarrer in zwei der ärmeren Stadtteile Kölns. 60 Prozent der Kinder leben dort in Armut. Meurer hat viele Bücher über die katholische Soziallehre geschrieben, ist selbst sehr belesen und ein Mann mit Prinzipien, heißt es weiter. In Stapelfeld sprach der oft als Sozialpfarrer bezeichnete Theologe über seine Arbeit. Der 73-Jährige initiiere in seiner Gemeinde unter anderem eine Essensausgabe, eine Kleiderkammer sowie ein Ferienangebot. Birgit Henseler, Referentin in der Fachstelle für Pastorale Bildung und Begleitung, stellte Meurer als Priester, der über Jahre eine starke Sozialpastoral aufgebaut hat, vor, heißt es weiter. In seiner Gemeinde engagierten sich zahlreiche Menschen, darunter viele, die selbst von Armut betroffen sind. „Diese Berichte machen mir Hoffnung, dass so etwas in Kirche möglich ist“, sagte sie. Meurer engagiere sich für den Gemeinsinn und das Gemeinwesen. In seiner Pfarrei lebten etwa 23.000 Menschen, davon circa 80 Prozent Muslime. „Wir sind der entscheidende Kulturträger“, sagte er. Das sei so, weil sie andere Gruppen zu deren Bedingungen in die Arbeit mit einbezögen, erklärte er. Maurer berichtete über Haltungen, die seine Arbeit prägen: „Ökumenisch ist doppelt so gut und halb so teuer. Geschwisterlichkeit ist nicht einklagbar. Doch das ist unser Ding, das müssen wir vorleben“, sei für ihn ein Leitsatz. Ein weiterer: „Wo es arm ist, darf es nicht ärmlich sein.“ „Wenn ich den Ehrenamtlichen reinrede, sind sie weg.“ Es gehe darum, etwas in Bewegung zu bekommen, leitete er ein. „Wir versuchen, in unserem Viertel das zu machen, was den Menschen nützt“, wird Meurer zitiert. Wenn sie das nicht täten, hätten sie keine Gremien und keine Messdiener. „Wir wären als Kirche nutzlos“, stellt er fest. Dies mache er unter anderem im Hö-Vi-Land. Diese 1994 in enger ökumenischer Zusammenarbeit gegründete Initiative sei in den Sommerferien beliebte Anlaufstelle für Kinder aus den Stadtteilen. Über 3 Wochen werde ihnen in der Zeltstadt ein Programm mit Ausflügen und geregelten Mahlzeiten geboten. „Wir müssen vom Guten überzeugt sein“, so Meurer. Es sei wichtig, wahrzunehmen, was in der Gesellschaft passiert und dann christliche Schlüsse daraus zu ziehen. Er empfahl demnach zu schauen, wo etwas sei, um das sich niemand kümmere. Dort könne man etwas anbieten. Das gelte für jeden Einzelnen, denn „Barmherzigkeit ist die Macht des Individuums“. Dabei müsse man überlegen, was man realisieren könne und was eben nicht. „Demokratie lebt in unserer Kirche auf“, so Meurer. Zur Demokratie gehöre natürlich die Stimmabgabe, aber auch der Respekt untereinander und die Frage, wie wir miteinander leben wollen. „Gute Ideen dürfen nicht von der Zustimmung des Pfarrers abhängen. Wer es macht, hat die Macht“, so Meurer. Die Ehrenamtlichen engagieren sich, wenn man sie mit ihren Stärken machen ließe und wenn sie sehen, dass ihr Einsatz wirkt. „Wenn ich den Ehrenamtlichen reinrede, sind sie weg.“
Die Arbeit werde mit Spenden ermöglicht, mit öffentlichen Mitteln und dadurch, dass sich viele Menschen einbringen. Viele Kinder könnten sich das Angebot sonst nicht leisten. Eine Ferienreise sei für ihre Familien ohnehin nicht möglich.
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