"Vielfalt sehen, respektieren, leben!" – so lautete das Thema für das Jahr 2022 des Sozialdienstes Katholischer Frauen (SkF) Cloppenburg. "Bunt, frisch, lebendig, modern – so wollen wir sein, auch wenn der Name nicht gleich so klingt", betont Geschäftsführerin Ines Luthmann. Frischen Wind gab es im letzten Jahr zum Beispiel mit Blick auf den Vorstand, der komplett neu gewählt wurde. Jede im Vorstand legt ihren Fokus auf einen bestimmten Bereich des SkF. "Wir sind zu groß geworden, man kann gar nicht mehr alles mitbekommen", erzählt die jetzige Vorsitzende Nicole von Hammel-Eilers.
Wachstum ist also durchaus da, die entsprechende Nachfrage aber auch. Einen Anteil daran hat natürlich auch der Ukraine-Krieg, der die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter 2022 vor neue Herausforderungen gestellt hat. "Das hat uns gerade bei der Schwangerschaftsberatung und im Cloppenburger Mehrgenerationenhaus viel beschäftigt", so Ines Luthmann. Man habe einen runden Tisch mit vielen Trägern gegründet, um sich gut aufzustellen. Im Mehrgenerationenhaus seien besonders die Sprachkurse mit gleichzeitiger Kinderbetreuung immens wichtig für die Menschen aus der Ukraine. Der SkF möchte ihnen besonders beim Ankommen helfen. "Da waren wir sehr gefragt und sind es immer noch", sagt die Geschäftsführerin.
Nachfrage bei SkF-Läden steigt
Auch kamen durch die aus der Ukraine geflüchteten Menschen neue Kunden in die SkF-Läden in Cloppenburg, Friesoythe, Löningen und Barßel, heißt es im Jahresbericht. Insgesamt gibt es hier eine wachsende Nachfrage, die Verantwortlichen möchten das aber nicht nur an den Geflüchteten aus der Ukraine festmachen. "Da spielen sicher auch Themen wie die gestiegenen Lebenshaltungskosten mit rein", vermutet Luthmann. "Außerdem ist das Thema 'Nachhaltigkeit' bei den Leuten immer präsenter, somit auch Secondhand-Waren", ergänzt Nicole von Hammel-Eilers. Insgesamt arbeiten über 160 Ehrenamtliche in den 4 Läden. Insgesamt engagieren sich beim SkF Cloppenburg 255 Personen ehrenamtlich.
Eine beachtliche Zahl. Doch ganz ohne Festangestellte geht es natürlich nicht. Da steht in diesem Jahr ein kleiner Umbruch an, da viele erfahrene Mitarbeiterinnen so langsam aufhören. Doch im vergangenen Jahr gab es dafür auch einen bemerkenswerten personellen Zuwachs: Lukas Lindt arbeitet mittlerweile als erster Mann überhaupt für den SkF Cloppenburg. "Das freut uns ganz besonders, zumal seine Angebote auch wirklich sehr gut angenommen werden", so von Hammel-Eilers.
Prävention wird immer wichtiger
Bei vielen Zahlen herrscht – allen Krisen zum Trotz – eine relative Beständigkeit. So beim Familienhebammendienst oder der Schwangerschaftsberatung. 375 Frauen nutzten im vergangenen Jahr das Angebot, dass sich nicht nur an Schwangere richtet, sondern auch alle Themen drum herum mit abdeckt. Beim Bereich Prävention hingegen steigt die Nachfrage immer mehr. Gerade die Angebote zum Bereiche "sexuelle Vielfalt" waren sehr gefragt, erklärt Luthmann.
Mit dem Pilotprojekt "Fokus Lebenswer(k)t" hat der SkF 2022 auch ältere Menschen neu in den Blick genommen, die von Altersarmut bedroht sind. Bei 12 Personen fanden Gespräche und Hilfestellungen statt. Das Projekt hat sich zwar stark entwickelt, viele Freiwillige melden sich als Lotsen, um ehrenamtlich zu helfen. "Aber es ist schwierig, die Zielgruppe zu erreichen. Die Scham macht hier noch viel aus", beschreibt Nicole von Hammel-Eilers ein grundlegendes Problem. Insgesamt aber ist der SkF Cloppenburg mit dem verganenen Jahr zufrieden, allen Herausforderungen zum Trotz. Und eines betonen die Verantwortlichen abschließend ganz explizit: Um die Angebote anzunehmen, muss man weder katholisch sein, noch eine Frau. "Wir sind für alle da", betonen sie.