Mobilität betrifft alle. Deshalb wird über sie besonders in den sozialen Netzwerken heftig diskutiert. So steht das Mobilitätskonzept in Cloppenburg derzeit zur Debatte; unter anderem geprägt von der Frage, wer auf wen Rücksicht nehmen soll.
Provoziert fühlen sich viele Autorfahrer dabei vor allem durch die Ausweisung von Fahrradstraßen. Denn dort hat Vorfahrt, wer auf dem Drahtesel unterwegs ist. Wenige Fahrradstraßen sind im OM bereits eingeführt. Weitere sollen folgen. Jüngst hat sich der Cloppenburger Stadtrat für einen Test entschieden. Demnach sollen Rad- und Autofahrer künftig auf der Eschstraße gleichberechtigt unterwegs sein. Die Radfahrer geben dabei das Tempo vor. Dies sorgt auf der Facebookseite von OM-Medien für zahlreiche Kommentare.
Kritik und Lob für den Testversuch
So beklagt ein Nutzer: „Die Eschstraße funktioniert jetzt schon nicht mehr in den Stoßzeiten. Rückstau bis sonst wohin, wie soll das werden, wenn überall Barrikaden stehen, die Abstand und Sicherheit generieren? Autos bleiben noch länger stehen, mehr Abgase etc. Laune wird bei den Fahrern beiderseits noch schlechter durch Ungeduld, drängende Autos und vielleicht noch aggressivere Fahrweise beider Parteien.“ Ein weiterer Nutzer beklagt sich bei der Lokalpolitik: „Wen muss man denn in Zukunft wählen, um so einen Unfug zu verhindern?“
Neben gegenseitiger Kritik von Rad- und Autofahrern sowie Fußgängern gibt es aber auch seltene ausgewogene Meinungen: „Natürlich gibt es auf allen Seiten immer Rüpel und auch welche, die Rücksicht nehmen. Nur verallgemeinern sollte man das nicht.“ Ein Nutzer hat für diesen Test wenig Verständnis, aber auch einen Tipp: „Wenn ihr wollt, das Fahrrad und Auto funktionieren, holt euch einen Verkehrsplaner aus Amsterdam.“
Neben zahlreichen kritischen Stimmen gibt es für den Versuch auf der Eschstraße aber auch positives Feedback: „Mutig und richtig", „Eine sehr gute Idee“ oder „Als Anwohner finde ich es super!“ Ein Nutzer geht noch weiter: „Tolle Idee, toller Versuch. Und wenn die Straße in 2 Jahren saniert wird, könnte man die, wenn der Versuch positiv ausfällt, echt super gestalten. Auch die Idee der Radhauptverbindungen finde ich zukunftsorientiert. Ich bin wirklich gespannt.“
Im Zuge der Umgestaltung der Eschstraße findet auch die bereits bestehende Fahrradstraße entlang der Andreaskirche Erwähnung: „Wieso kümmert man sich denn nicht erstmal abschließend um die Kirchhofstraße, bevor man ständig was Neues anfängt. So etwas in der Art könnte dort ja auch passen.“ Dies wiederum wird durch SPD-Ratsherr Andreas Bonk direkt beantwortet: „Man kümmert sich bereits. Tatsächlich geht der Verkehr dort immer weiter runter. Das wird durch Zählungen eindeutig belegt. Dazu weiter beitragen werden die geplante abknickende Vorfahrt bei Konefol in den Prozessionsweg und die Entfernung der Linksabbiegespur von der Molberger Straße in die Kirchhofstraße.“
Immer wieder gab es in der Vergangenheit auch Polizeikontrollen in der Cloppenburger Fahrradstraße. „Es ist jede Woche/Tag die gleiche Diskussion, aber das Hin- und Herschieben der Schuld bringt nichts, solange nicht jeder (Autofahrer wie Fahrradfahrer) seine Fahrweise überdenkt“, sagt ein Nutzer dazu. Während die Diskussion über die Kreisstadt immer wieder schnell hitzig wird, scheint es in anderen Kommunen kein so großer Aufreger zu sein. Zumindest lassen darauf die Anzahl und die Art der Wortbeiträge schließen. So gab es bei der Eröffnung einer Fahrradstraße 2023 in Vechta lediglich 4 Kommentare, zwei von ihnen lauteten: „Viele Radler halten sich ohnehin an keine Regeln“ und „Cool. Müssen wir unbedingt fahren.“
Die OM-Medien führten zudem mehrere Online-Umfragen durch. Auf die Frage „Braucht es mehr oder weniger Fahrradstraßen in Innenstädten?“ antworteten 644 Personen.
- 53 Prozent wünschen sich weniger Fahrradstraßen
- 41 Prozent wollen mehr
- 6 Prozent sind unentschlossen
An einer weiteren Umfrage mit 219 Teilnehmenden zur Frage „Sollte es mehr Fahrradstraßen in Cloppenburg geben?“ beteiligten sich 219 Personen.
- 8 Prozent waren unentschlossen
- 45 Prozent stimmten mit Ja
- 47 Prozent mit Nein
Und wie ist das Meinungsbild bei denen, die sich nicht in den sozialen Netzwerken äußern? Das ist nur schwer zu messen. Der Grünen-Landtagsabgeordnete und verkehrspolitische Sprecher Stephan Christ ordnete die Online-Kommentare Ende August gegenüber OM-Medien wie folgt ein: „Kritiker sind in der Regel lauter. Wichtig ist es deshalb, dass sich die Befürworter ebenfalls an dem Prozess beteiligen und äußern. Nur so gibt es ein breites Bild.“ Er selbst sehe die Region auf einem guten Weg bei der Mobilität, selbstverständlich müsse man sich immer an Veränderungen gewöhnen.