Mehrere Mitglieder des Schützenvereins Bunnen, die als Beteiligte auf dem Skandal-Video vom Schützenfest zu sehen sind, haben ihren Rücktritt aus dem Verein erklärt. Das teilte der Vorstand am späten Montagabend nach einer Krisensitzung mit. Die Rücktritte seien bereits am Samstag erfolgt, „in der Hoffnung, weiteren Schaden vom Verein abzuwenden", heißt es in einer Presseerklärung. Der Vorstand unterstütze diese Entscheidung und nehme die Austritte an. Die Beteiligten hätten sich bereits proaktiv mit der Polizei in Verbindung gesetzt.
Ende vergangener Woche war bekannt geworden, dass während der Schützenfestfeier am Pfingstmontag ausländerfeindliche Parolen gesungen worden waren. Ein im Internet gepostetes Video zeigt, wie Feiernde zu dem Song „L‘amour Toujours“ von Gigi D’Augustino deutlich den Refrain „Ausländer raus“ grölen.
Der Vereinsvorstand erklärt jetzt, dass er weitere Mitglieder, die auf dem Video erkannt worden seien, befragt habe. „Diese Mitglieder haben uns versichert, dass sie aufgrund der Lautstärke direkt vor den Lautsprechern nichts von den Gesängen mitbekommen haben, noch die verachtenden Parolen gesungen haben. Sie sangen, wie fast ausschließlich alle übrigen Gäste und Mitglieder auf der Tanzfläche nur den regulären Text.“ Zwar könne der Vorstand laut Satzung Mitglieder aufgrund schwerwiegender Verletzungen der Mitgliedspflichten aus dem Verein ausschließen. Diesen Tatbestand habe man bei den verbliebenen Beteiligten als nicht erfüllt angesehen.
Weitere Vereins-Ausschlüsse nach Verurteilungen möglich
„Sollten uns weitere Fälle bekannt werden, ist es unsere Aufgabe, diese kritisch zu untersuchen und über Ausschlüsse zu entscheiden“, heißt es. Aktuell ermittele der Staatsschutz und sammle belastendes und entlastendes Material. „Sollten Mitglieder des Vereins aufgrund der Ermittlungen strafrechtlich verurteilt werden, wird darauf in einer weiteren Vorstandssitzung über einen Ausschluss gemäß unserer Satzung beschlossen.“
Damit nicht genug: Der Vorstand beschloss auch, dass der Verein Beratungsangebote suchen wird, um mit den jungen Mitgliedern und Freiwilligen über den Umgang mit Rechtsradikalismus zu sprechen. „Hierzu haben wir bereits Kontakt mit dem Staatsschutz aufgenommen, um einen Termin mit der Präventionsabteilung zu bekommen.“ Weiter sei ein Verhaltenskodex erarbeitet worden, den sämtliche Mitglieder akzeptieren und leben sollen. Der Ablauf des Schützenfestmontags im kommenden Jahr und die musikalische Begleitung würden außerdem im Laufe des Jahres überdacht und überarbeitet.
Wie schon kurz nach den ersten Veröffentlichungen distanziert sich der Vereinsvorstand in seinem Schreiben erneut von jeglichem rechtsradikalen Gedankengut. Zudem bestreitet er, dass das ganze Zelt, wie von einigen Medien behauptet, ausländerfeindliche Parolen gesungen habe. „Das Zelt war an diesem Abend sehr gut besucht. In einem kleinen Teilbereich der vorderen Tanzfläche kam es zu dem Vorfall. Im Rest des Zeltes wurden diese Parolen nicht gesungen. Dies habe uns eine Vielzahl unserer Gäste und Vereinsmitglieder in den vergangenen Tagen bestätigt.“ Die Vorstandsmitglieder betonen, dass der Schützenverein Bunnen vielfältig sei und dies seit Jahren lebe. „Ausgrenzung gibt es bei uns nicht. Wir sind gelebte Integration. Aus diesem Grund treffen uns die Vorwürfe hart und machen uns ratlos, wie wir damit umgehen sollen. Wir übernehmen Verantwortung und wagen den Blick nach vorne.“
Die Erklärung endet mit einem Appell an die Medien, auch die sozialen, den Druck aus der Berichterstattung zu nehmen. „Wir sind kein rassistischer Verein. Wir haben eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, die wir ernst nehmen. Wir haben aber auch eine Verantwortung gegenüber unseren Mitgliedern, dem Dorf und der Gemeinde. Wir werden aktuell in Verruf gebracht.“ So seien neben falschen Behauptungen auch unverpixelte Videos ins Netz gestellt worden. Dies sei – bei allem Bedauern über den Vorfall – nicht zu rechtfertigen. Der Vorstand: „Bei uns zerbrechen aktuell Familien, Freundschaften, Nachbarschaften und Seelen junger Menschen. Aufklärung ist wichtig, aber das, was wir die letzten Tage in Bunnen erlebt haben, darf auf keinen Fall der Preis dafür sein.“
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