Der 11. Dezember ist überstanden. Weder Blessuren noch Einbußen. Die Statistik hat sich nicht wesentlich verändert. Soweit man Statistiken glauben kann, die man nicht selbst gefälscht hat. Kleiner Scherz am Rande. Nicht ernst nehmen! Die Statistik sagt nämlich, dass sich die meisten Paare am 11. Dezember trennen. An keinem anderen Tag im Jahr ändern so viele Mitglieder bei Facebook ihren Status von „in einer Beziehung“ zu „Single“. Und wenn die bisher im Landkreis Cloppenburg gelebt haben, ziehen sie als frischgebackene(r) Single weg von hier. Warum denn bloß?
Etwas Aufschlussreiches lässt sich aus einer anderen Statistik herleiten, die jetzt die Firma NIQ-GfK vorgelegt hat. Das ist das weltweit führende „Consumer Intelligence“-Unternehmen, und da sitzen – wie der Name ja schon sagt – viele schlaue Leute. Und die haben herausgefunden, dass im Landkreis Cloppenburg die wenigsten Singles leben, es also die wenigsten Single-Haushalte gibt, wobei Alleinerziehende nicht als Singles gelten. Nur die wirklich frau- oder mannlosen Menschen unter uns sind gemeint.
Das muss man erst mal sacken lassen. Und dann verdauen. Danach nachdenken. Hilft ja meistens. Also: Woran liegt’s, Ihr Landkreis-Lovers, warum kommt Ihr nicht „anne Bucht“? „Auf jeden Pott passt doch ’n Deckel“, wie wir Südoldenburger so scherzhaft feinsinnig wie treffend zu sagen pflegen. Und so tolerant. Von wegen piefig, verklemmt und hinterm Wald. Nein, geflirtet werden darf nach Herzenslust. Über die Stränge schlagen auf Sportlerball, Sängerball wie Schülerball: Eine Promenade für suchende und findende Singles bietet sich an.
Mit „Life is Life“ lockt der Landkreis lechzende Lovers lässig wie lasziv. Binde, binde, lautet die Losung. „Hörner abstoßen“ wieherten die Ahnen und schlugen sich auf die Schenkel. Jeder von Bühren bis Barßel, von Sedelsberg bis Hinterberg darf so lange Single bleiben, wie er will. Wirklich jeder. Bis Mitte 20. Aber dann ist Schluss mit lustig. Der Druck im Kessel nimmt dann gnadenlos zu, fein verpackt in lustige Streiche. Beim Südoldenburger muss man dem lachenden Auge ja stets das weinende hinzudenken.
„Jeder von Bühren bis Barßel, von Sedelsberg bis Hinterberg darf so lange Single bleiben, wie er will. Wirklich jeder. Bis Mitte 20.“
Der ledige junge Landkreis-Cloppenburger erhält nämlich anlässlich seines 25-jährigen Geburtstages als Symbol seiner späten Ehelosigkeit den Sockenkranz über die Eingangstür gehängt. Damit wird der immer noch Ledige als „alte Socke“ gekennzeichnet. Sehr lustig.
Sollte der Südoldenburger Single mit 30 immer noch ein solcher sein, blüht ihm der Flaschenkranz. Auf einem Brett werden sehr viele Schnapsfläschchen in einem Kreis angeordnet und vor das Haus des Mannes gestellt. Von guten Freunden natürlich. Oder besser noch: von gut meinenden. Damit soll abermals gerügt werden, dass man immer noch unverheiratet ist. Leere Flasche eben. Während andere in dem Alter schon die ersten Ehekrisen hinter sich gebracht haben. Originell, gell?
Gute wie gut meinende Freunde des 25-jährigen weiblichen Singles dagegen bescheren der jungen Südoldenburgerin nicht minder freundlich den Schachtelkranz. Das ist ein möglichst langer Kranz von aufgefädelten, leeren Zigarettenschachteln, der vor dem Haus des weiblichen Singles als Schmuck im Vorgarten aufgehängt wird. Ein „Geschenk“ für die „alte Schachtel“, die noch keinen Mann „abbekommen“ hat. Very nice.
Wer will in einer solch aufgeheizten, vergifteten single-feindlichen Atmosphäre freiwillig sein Dasein fristen? Dann doch lieber in die „Stadt“ ziehen. Nach Oldenburg vielleicht. Oder gleich nach Hamburg. Sogar nach Vechta womöglich? Immer noch besser als in Cloppenburg. Oder doch den Status ändern. Bald „in einer Ehe“? Der Landkreis Cloppenburg, wo bundesweit die wenigsten Singles leben: Wen wundert’s?
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