Seltene OP bringt Funktion in Arm zurück
Fachärzte des Christlichen Krankenhauses Quakenbrück helfen dem Friesoyther Henning H. mit Folgen eines Geburtstraumas.
Ella Wenzel | 07.08.2025
Fachärzte des Christlichen Krankenhauses Quakenbrück helfen dem Friesoyther Henning H. mit Folgen eines Geburtstraumas.
Ella Wenzel | 07.08.2025
Das Ärzteteam mit dem zufriedenen Patienten: (von links) Nikolay Nikolov, Dr. Christian Heinen, Henning H. und Tareq Abu-Zamzam. Foto: CKQ/Tareq Abu-Zamzam/Jutta Böning
199 Minuten dauerte die Operation und sie sollte die Lebensqualität des Patienten Henning H. aus Friesoythe maßgeblich verbessern. Ärzten im Christlichen Krankenhaus Quakenbrück ist es gelungen, die Funktionsfähigkeit im rechten Arm des Patienten wieder vollkommen herzustellen. Das teilt das Krankenhaus mit. Aufgrund eines Geburtstraumas konnte der 29-jährige Rettungssanitäter demnach seinen rechten Arm nur sehr eingeschränkt einsetzen. Zeit seines Lebens litt er an einer Armplexusläsion und einem persistierenden Außenrotations- sowie Anteversionsdefizit – einfach ausgedrückt: Das Nervengeflecht des Plexus brachialis war beschädigt. Dieses spielt eine wichtige Rolle bei der Bewegung und Sensibilität des Arms. Dadurch hatte Henning H. mit Lähmungserscheinungen zu kämpfen, auch konnte er seinen Arm nur sehr geringfügig anheben oder drehen, heißt es in der Mitteilung weiter. Langfristig hätten diese Einschränkungen zudem zu einer Verkrümmung der Wirbelsäule geführt. Mit Folgen für sein Berufsleben: Seinen Beruf als Fachkraft für Lagerlogistik musste der Friesoyther aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Während sein Fall lange als nicht therapierbar galt, erhielt Henning H. dann laut Mitteilung vor 2 Jahren von seiner Neurologin den Tipp, sich im Quakenbrücker Krankenhaus bei Dr. Christian Heinen, Leitender Arzt der Neuro-, Wirbelsäulen- und Nervenchirurgie, vorzustellen – einem ausgewiesenen und international anerkannten Spezialisten in der Peripheren Nerven- und Plexuschirurgie. Henning H. erkundigte sich in seinem Umfeld und erhielt äußerst positive Empfehlungen für das CKQ, daher vereinbarte er einen Termin bei Dr. Heinen. Nach intensiver Untersuchung und einem MRT schlugen die beteiligten Ärzte dem Patienten eine interdisziplinäre OP vor, bei der zwei bislang seltene Operationsverfahren kombiniert wurden, so die Mitteilung. Nach einem Monat Bedenkzeit stimmte Henning H., der als Rettungssanitäter viel medizinisches Vorwissen hatte und zuvor ausführlich recherchierte, dem komplizierten Eingriff zu. Am 27. Februar 2025 war es dann so weit: Wie das Krankenhaus mitteilt, legten die Chirurgen bei der Operation das betroffene Nervengeflecht frei und versetzten den Trapezmuskel an das obere Ende des Oberarmknochens. Ebenso wurde mittels sogenannter Rotationsosteotomie der Oberarmknochen durchtrennt und gedreht, um die fehlerhafte Torsion zu korrigieren. Anschließend erfolgte die Verplattung des Knochens durch zwei Platten und 15 Schrauben. Mittels Stimulationsmonitoring sei die Nervenfunktion während der mehrstündigen OP permanent überwacht worden. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Inzwischen kann Henning H. seinen rechten Arm wieder über den Kopf heben und drehen sowie zum Mund führen, heißt es in der Mitteilung. Voran ging demnach eine 3-monatige Heilungsphase nach der Operation, während der der Friesoyther seinen Arm noch insgesamt 3 Monate in einer Orthese tragen musste. Mehrere Physio- und Ergotherapie-Einheiten pro Woche sorgen nun dafür, dass der Patient seinen rechten Arm weiter kräftigt und voll einsetzen kann, teilt das Krankenhaus mit. „Die Ärzte und das Team haben tolle Arbeit geleistet“, erklärt Henning H., der auch Vater einer einjährigen Tochter ist. „Ich werde das Krankenhaus unbedingt weiterempfehlen, zumal ich im nahen Umkreis noch zwei weitere Betroffene kenne, die ebenfalls unter dieser geburtstraumatologischen Einschränkung leiden.“ Die beiden Chirurgen Dr. Heinen und Tareq Abu-Zamzam erklären: „Diese interdisziplinäre Operation wird unseres Wissens nach auch weltweit nur an sehr wenigen Zentren angeboten. Hier im CKQ haben wir in der Unfallchirurgie und Orthopädie mit der Neuro-, Nerven- und Wirbelsäulenchirurgie inzwischen bereits weit über 30 dieser herausfordernden gemeinsamen Eingriffe erfolgreich durchgeführt. Unsere Patienten kommen von weit her, um die hier bestehende kombinierte Expertise zu nutzen. Damit ist es möglich, alles in einer interdisziplinären Behandlung abzuarbeiten, anstatt viele Einzeloperationen über sich ergehen zu lassen.“Fall galt lange als nicht therapierbar
Gemeinsam mit Oberarzt Tareq Abu-Zamzam aus der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, hätten sie nach Angaben des Krankenhauses ein eingespieltes Team aufgebaut, um solche komplexen interdisziplinären OP-Techniken durchzuführen. 3-monatige Heilungsphase nach der Operation
Inzwischen weit über 30 Eingriffe erfolgreich durchgeführt
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