Radpflege, Mücken und Pannen im Moor
Meine Woche: Ich bin jetzt die Frau, die im Hochsommer im Moor nicht mehr verzweifelt ist – sondern einfach das Rad repariert.
Katrin Luber | 30.03.2025
Meine Woche: Ich bin jetzt die Frau, die im Hochsommer im Moor nicht mehr verzweifelt ist – sondern einfach das Rad repariert.
Katrin Luber | 30.03.2025

Seit letztem Jahr fahre ich im Sommer bei nahezu jedem Wetter eine große Tour von etwa 50 Kilometer mit meinem Rad (ohne Strom) durch das Moor zwischen Diepholz und Brockum – eine herrliche Strecke. Ich liebe es, wenn die Beine von alleine fahren, der Kopf frei wird und du in einen Flow kommst. Das ist Freiheit pur für mich – und ich muss das alleine machen. Ich finde sowieso niemanden, der mich begleiten kann oder will. So schön das alles auch ist, es fuhr immer die Angst mit und ich stellte mir immer vor, wie ich mitten im Hochsommer irgendwo im Moor stehe, und mein Fahrradreifen ist platt. Um mich herum summen Mücken, Bremsen stürzen sich auf mich wie auf ein All-you-can-eat-Buffet, und ich stehe da – leicht genervt, völlig verschwitzt und mit einem Rad, das mich offenbar zum Fußgänger degradieren will. In diesem Moment beschloss ich: Ich brauche einen Fahrradkurs. Ich habe ihn wirklich gemacht – inklusive Rad ausbauen, Schlauch wechseln und allem, was man eben braucht, wenn man mit einem Rad samt Kettenschaltung plötzlich in der Wildnis steht. Der Kursleiter und ich – wir haben eine Geschichte. Schon vor einem Jahr hat er streng auf mein Fahrrad geschaut, kurz geschnauft und gesagt: „Den Staub erkenne ich. Der ist vom Dümmer.“ Ein Mann mit Blick fürs Wesentliche – und fürs Wesentliche an meinem Rad gehörte offenbar alles, was nicht geölt, geputzt oder in irgendeiner Form gepflegt war. Motiviert von seinem Tadel habe ich damals YouTube-Videos geschaut. Viele. Zu viele. Das Problem: Jeder hatte eine andere Meinung. Der eine meinte, man müsse die Bremse aushängen, der andere sagte, bloß nicht. Einer bestand darauf, dass man dieses Mittel kaufen und jene Bürste kaufen muss, der nächste hatte wieder andere Tipps. Irgendwann war ich so verwirrt, dass ich lieber nichts gemacht habe – sicher ist sicher. Als ich das im Kurs erzählt habe, meinte eine Frau nur: „Das ist ja süß.“ Ja, danke. Der Kursleiter hat es uns erklärt. Also habe ich mir vor ein paar Tagen die richtigen Putzmittel gekauft. Teures Zeug. Nun werde ich mich der Putzaktion stellen müssen, wenn ich noch lange etwas von meinem geliebten Rad haben will. Kettenöl habe ich natürlich auch bestellt! Ich habe ebenfalls gefragt, warum ich jedes Mal an diesen Autoventilen scheitere. Ich bekomme es einfach nicht hin, die Reifen vernünftig aufzupumpen – das endet immer damit, dass ich mit dem Rad vor seiner Werkstatt stehe wie ein Kind mit einem kaputten Spielzeug. Er hat gelacht und gesagt: „Dann komm halt mit Rad und Pumpe vorbei, ich zeig’ dir das endlich mal richtig.“ Und weil ich gerade so im „Ich-mach-das-jetzt-richtig“-Modus war, habe ich mir ein Reparaturset bestellt – mit Schlauch, Reifenhebern, Multitool und Pumpe. Mein Fahrrad ist damit jetzt bestens ausgerüstet. Und weil ich nebenbei auch noch 16 Kilo abgenommen habe, habe ich mir zur Belohnung noch eine neue Radfahrhose gegönnt. Ich will ja stilvoll durch den Sommer radeln. Vielleicht werde ich nie die Frau mit blitzsauberem Fahrrad sein. Aber ich bin jetzt immerhin die, die im Hochsommer im Moor nicht mehr verzweifelt ist – sondern einfach das Rad repariert. Am Sonntag werde ich aufs Rad steigen und trainieren, um dann bald wieder die große Runde durchs Moor zu fahren. Nur die Bremsen werden mich trotz Antibrumm vermutlich lieben. Aber immerhin: Im letzten Jahr musste ich ja auch nichts reparieren.Nun werde ich mich der Putzaktion stellen müssen
Neue Radfahrhose zur Belohnung gegönnt
Zur Person:
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