Papst akzeptiert den Rücktritt von Felix Genn
Das Bistum Münster verabschiedet den Bischof mit Festgottesdienst. Auch im Oldenburger Land ist die Dankbarkeit groß (Bildergalerie).
Ulrich Suffner | 09.03.2025
Das Bistum Münster verabschiedet den Bischof mit Festgottesdienst. Auch im Oldenburger Land ist die Dankbarkeit groß (Bildergalerie).
Ulrich Suffner | 09.03.2025
Händeschütteln vor dem Festgottesdienst: Der Papst hat den Rücktritt von Bischofs Dr. Felix Genn, angenommen. dpa/Reichwein
Papst Franziskus hat am Sonntag in Rom das Rücktrittsgesuch des langjährigen Bischofs von Münster, Dr. Felix Genn, angenommen. Das hat der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Nikola Eterović, in Münster im St.-Paulus-Dom in einem Gottesdienst aus Anlass des 75. Geburtstages von Bischof Genn bekannt gegeben. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Georg Bätzing, hob die „humorvolle Schlagfertigkeit“ und „analytische Kraft“ Genns hervor. Laut einer Mitteilung der Pressestelle des Bistums sagte Bätzing, auch in Rom sei Genn deshalb ein geschätzter Ratgeber. Anerkennung gebühre Genn dafür, dass er im Kampf gegen sexuellen Missbrauch „auf der Seite jener ist, die von Gewalt und Macht missbraucht wurden“. Seelsorge sei für Genn „Lebensrealität“. Unaufdringlich, aber klar in der Sache habe er als ‚nahbarer‘ Bischof verkörpert, was eine synodale Kirche sein solle: „mit den Gläubigen auf dem Weg des Evangeliums, einander stärkend und motivierend und stets ausgestattet mit einer hoffnungsfrohen Perspektive“. In seiner letzten Predigt als Bischof von Münster machte Genn seine Dankbarkeit an „Beziehungen zu unzählig vielen Menschen“ fest. Seinen Dienst als Bischof habe er „in der Verkündigung des Wortes des Glaubens“ gesehen. Diese Verkündigung schenke gläubigen Menschen Zuversicht. Mit Blick auf den biblischen Text aus dem Lukas-Evangelium von der Versuchung Jesu in der Wüste nannte Genn den Missbrauch in der Katholischen Kirche und den Umgang damit eine „Wüstenerfahrung, aus der wir im Augenblick noch nicht heraus sind“. Mit dem Ende der Amtszeit Genns tritt am 10. März eine Übergangsregelung in Kraft, wonach zunächst der dienstälteste Weihbischof im Bistum und innerhalb von 8 Tagen ein Diözesanadministrator die Bistumsleitung übernimmt. Es folgt ein längeres Vorschlags- und Wahlverfahren, in das auf Ebene des Bistums erstmals auch 16 Laien, Frauen wie Männer, eingebunden werden. Schlussendlich wählt das 16-köpfige Domkapitel aus einer dreiköpfigen Vorschlagsliste des Papstes den neuen Bischof. Nach Angaben der Pressestelle des Bischöflichen Offizialats in Vechta sieht das Kirchenrecht vor, dass ein Bischof, der das 75. Lebensjahr vollendet, dem Papst den Rücktritt anbietet. Das hatte Bischof Genn bereits im vergangenen Jahr getan. Am 6. März feierte er seinen 75. Geburtstag. 16 Jahre lang leitete Felix Genn die Diözese mit zurzeit 1,67 Millionen Katholiken. Im März 2009 wurde der promovierte Theologe in sein Amt eingeführt. Neben vielfältigen Aufgaben in der Diözese vertrat der Geistliche die Deutsche Kirche in unterschiedlichen Positionen im Vatikan. Genn wurde 1950 in der Eifel geboren und in Trier zum Priester geweiht. Als Weihbischof beziehungsweise Bischof war er auch in Trier und Essen tätig. Beim Abschiedsgottesdienst im Dom hob der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, Genns positive Ausstrahlung und dessen humorvolle Schlagfertigkeit hervor. Dieser sei nicht ohne Grund vom Papst bei der Weltsynode für die Klärung schwierigen Fragen eingesetzt worden. Von Beginn an war es Genn ein Anliegen, die Kirche in seinem Bistum weiterzuentwickeln und auf veränderte Rahmenbedingungen vorzubereiten, wie eine geringere Zahl an Gläubigen, Priestern und pastoralen Mitarbeitenden. Zuletzt brachte Bischof Felix ab 2021 den Prozess der Entwicklung Pastoraler Räume voran, durch den Kooperation über Pfarreigrenzen hinweg zunehmend etabliert wird. Genn ging es um die Stärkung der Synodalität und die Förderung ehrenamtlichen Engagements. Im Bistum Münster engagierte er sich für die Aufklärung des sexuellen Missbrauchs in der Katholischen Kirche und für die konsequente Umsetzung der entsprechenden Leitlinien und Vorschriften. Er gab dazu unter anderem ein vielbeachtetes historisches Gutachten bei einer Wissenschaftlerin der Universität Münster in Auftrag. Im Oldenburger Land, das von Damme bis Wangerooge als Enklave zum Bistum Münster gehört, nutzte Genn immer wieder Pfarrjubiläen, Politikergespräche, Firmungen oder Freundschaftsbesuche bei Geistlichen für intensiven Kontakt. Genn nahm an Ökumenischen Gesprächen teil, zu denen seit 59 Jahren jährlich die Kirchenleitungen der Evangelischen Kirche Oldenburg und der Katholischen Kirche im Oldenburger Land zusammenkommen. Der Vechtaer Offizial, Weihbischof Wilfried Theising, dankte Genn für dessen Verbundenheit mit den Katholiken im Oldenburger Land. Genn habe das Bistum dahingehend weiterentwickelt, „dass die Verkündigung der frohen Botschaft auch künftig möglich bleibt“. Für das Komitee der Verbände im Offizialatsbezirk Oldenburg erklärte Vorstandsmitglied Christa Feldhaus aus Cloppenburg, Genn sei die charakterstiftende Rolle der katholischen Verbände im Bistum immer sehr bewusst gewesen. Der Dammer Dechant Heiner Zumdohme sagte, als Präses der oldenburgischen Priester habe er Bischof Felix stets als „hörenden Menschen erlebt“. Zumdohme lobte Genns Bemühen, synodales Denken in den Gremien und Räten im Bistum Münster zu verankern. Georg Pugge, saterländisches Mitglied im Diözesanrat des Bistums, betonte Bischof Genns Dankbarkeit „für die Ehrenamtlichen, für deren Einsatz für die Kirche und für die Zeit, die dafür aufgebracht“ werde. Für die Katholische Jugend im Oldenburger Land lobte Anna Lübbe aus Langförden, wie wichtig es Genn stets gewesen sei, junge Menschen in ihrem Glauben und Engagement zu fördern. Als Caritasdirektor im Oldenburger Land betonte Dr. Gerhard Tepe aus Cloppenburg, „dass Bischof Genn im Bereich des sexuellen Missbrauchs konsequent die Opfer-Perspektive eingenommen“ habe.Seinen Dienst als Bischof sah er „in der Verkündigung des Wortes des Glaubens“
16 Jahre lang die Diözese mit 1,67 Millionen Katholiken geleitet
Engagiert für die Aufklärung des sexuellen Missbrauchs in der Kirche
Vertreter aus der Region danken dem scheidenden Bischof
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