Neue Vereinsberatung im Landkreis Vechta nimmt ihre Arbeit auf

Unsere Gesellschaft lebt vom Ehrenamt. Doch das bürgerschaftliche Engagement plagen Probleme – zu viel Bürokratie, zu wenig Nachwuchs. Vereinen und Gruppen fehlen Übungsleiter, sie finden auch keine ehrenamtlichen Funktionsträger. Für eine Expedition im Förder-Dschungel sind sie zudem schlecht ausgerüstet.

Der Landkreis Vechta weitet deshalb das Angebot der Freiwilligenagentur "Herz & Hand" im Ludgerus-Werk in Lohne aus. Seit dem 1. März unterstützt und berät Indra Möller kreisweit Vereine, Gruppen und Ehrenamtliche. Die 48-Jährige leitete 8 Jahre lang das Kleine Kaufhaus des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) in Damme. Ihr Wunsch nach einer neuen beruflichen Herausforderung führte sie nun zur Freiwilligenagentur. "Das passt perfekt", sagte die Dammerin am Dienstag während eines Pressegesprächs.

„Indra Möller ist gut vernetzt und verfügt über Erfahrung in der Arbeit mit Ehrenamtlichen.“

Annette Kröger, Gesamtleitung des Ludgerus-Werks Lohne

Möllers Aufgabe ist in Zukunft die organisatorische Unterstützung, Vernetzung und Beratung von Vereinen sowie ehrenamtlich tätigen Personen. Auch die Information zu Fördermöglichkeiten und die Beratung der Kommunen im Landkreis zählt zu ihrem Portfolio. Zudem widmet sie sich künftig der Weiterbildung von Ehrenamtlichen und entwickelt und begleitet Projekte.

Annette Kröger, Gesamtleitung des Ludgerus-Werks, freute sich über die Besetzung: "Indra Möller ist gut vernetzt und verfügt über Erfahrung in der Arbeit mit Ehrenamtlichen." Das Büro der neuen Koordinatorin befindet sich in exponierter Lage an der Brinkstraße 41, in Nachbarschaft des Seniorentreffpunkts und unweit des Arbeitsplatzes von Anja Sperveslage, der weiteren Mitarbeiterin von "Herz & Hand". "Uns war eine gute Sichtbarkeit wichtig", sagte Kröger.

Nach ihren Angaben ist der Ausbau des Angebots der zentralen Anlaufstelle für alle Personen im Landkreis Vechta, die sich ehrenamtlich engagieren wollen oder freiwillige Helfer benötigen, die Folge eines gesellschaftlichen Wandels. "Ehrenamt ist heute oft eher projektbezogen statt langfristig." Wie entlastet man Ehrenamt? Was braucht die Vereinswelt? Und welche Begleitung kann man leisten? Dies seien wichtige Fragen, die es zu beantworten gelte.

Beim Ehrenamt sind viel zu oft noch Ältere gefragt

Vechtas Erstem Kreisrat Hartmut Heinen ist die Bedeutung des Ehrenamts vollauf bewusst. Die vielen Aufgaben, die engagierte Freiwillige in ihrer Freizeit bewältigten, könnte der Staat allein nicht leisten. Gleichwohl gebe es Herausforderungen. Heinen nannte Verlässlichkeit und Verantwortung als Tugenden, die gelebt, gefordert und gefördert werden müssten. Beim Ehrenamt sei heute viel zu oft noch die ältere Generation gefragt. "Es darf nicht sein, dass Vereine händeringend Trainer und Betreuer suchen – und die Fitnessstudios sind voll", mahnte der Vechtaer.

Die Aufgabe des Landkreises Vechta ist es nach seinen Angaben, Hilfestellung für Vereine und Gruppen zu geben. Nach politischer Beratung im vergangenen Jahr gewährt der Landkreis für die Stelle einen jährlichen Zuschuss von 34.000 Euro – zunächst für 2 Jahre. "Es geht insgesamt um die Koordination des Ehrenamts", fasste Heinen den Wirkungsbereich der Freiwilligenagentur prägnant zusammen.

Indra Möller nimmt eine Bestandsaufnahme vor

Die neue Koordinatorin will nun zunächst eine Bestandsaufnahme vornehmen. Sie sieht in der Vernetzung aller Akteure im Ehrenamt eine bedeutsame Aufgabe. Sie wolle Wege finden und Konzepte entwickeln, um junge Menschen ins Ehrenamt zu holen – und auch zu halten, sagte Möller, die sich als Bindeglied zwischen Vereinen und Kommunen sieht. "Eines der wichtigsten Ziele ist, die Wertschätzung des Ehrenamtes zu erhöhen und deutlich sichtbarer zu machen."

• Info: Indra Möller ist in der Freiwilligenagentur "Herz & Hand" (Brinkstraße 41) im Ludgerus-Werk in Lohne unter Telefon 0160/95724001 oder per E-Mail an vereinsberatung@ludgerus-werk.de erreichbar.