Naturschützer unterstützen Schwalben und Mauersegler beim Häuslebau
Die Kreisgruppe Vechta des Naturschutzbundes montiert kreisweit Nisthilfen. Trotz Corona waren es 2020 fast 240 Kunsthäuser. Nun sollen die Bestände der bedrohten Vogelarten auch kartiert werden.
Nisthilfen hängen in luftiger Höhe am Gebäude der Lohner Geschäftsstelle der Kreisvolkshochschule am Benkerweg. Dafür haben (von links) Günter Sieverding, Alfons Pille, Sabine Schlotmann, Ralf Schopmans (KVHS) und Kurt Dödtmann gesorgt. Foto: Timphaus
Wie viele Schwalben und Mauersegler gibt es im Landkreis Vechta? Wo sind große Kolonien anzutreffen? Wie entwickeln sich die Bestände? All diese Fragen soll künftig eine jährliche Kartierung beantworten, die Sabine Schlotmann ins Leben rufen möchte. Die Frau aus Harme, seit Mai 2019 Schwalbenschutzbeauftragte der Kreisgruppe Vechta des Naturschutzbundes (Nabu), ist bei ihrem Vorhaben auf die Mithilfe aus der Bevölkerung angewiesen. Deshalb ruft sie jetzt dazu auf, Schwalben- und Mauerseglervorkommen zwischen Vörden und Visbek bei ihr zu melden.
Schlotmann hofft auf Meldungen zu Adressen von Gebäuden, Nebengebäuden und Stallungen, an oder in denen Schwalben und Mauersegler brüten. Außerdem geht es um die Anzahl der Nester und – soweit möglich – die Art des Tieres: Mehlschwalbe, Rauchschwalbe oder eben Mauersegler.
Schlotmann und ihre Mitstreiter, zu denen Arnold Pille, Günter und Stephanie Sieverding, Marcus Voth, Uli Vaske, Josef Lanfermann und Mario Göwert zählen, wollen mit der Erfassung der Bestände unter anderem nachvollziehen, wie sich das 2019 gestartete Nabu-Hilfsprojekt für Schwalben und Mauersegler auf die Populationen auswirkt. Im nunmehr 3. Jahr bringen die Ehrenamtlichen kreisweit Nisthilfen für die bedrohten Vogelarten an Gebäuden an.
Das Nabu-Hilfsprojekt für Schwalben und Mauersegler unterstützen Jan-Arthur Müller (rechts) und Heinz Deters (links). Sabine Schlotmann montierte jüngst gemeinsam mit Arnold Pille (hinten links) und Günter Sieverding einige Nisthilfen an dem Geschäftshaus an der Bahnhofstraße in Lohne. Foto: Frye
Schlotmann sagt: "Durch unseren Einsatz wollen wir einen Beitrag zum Artenschutz leisten, um die noch bestehenden Bestände zu sichern und den weiteren Rückgang zu verhindern." Die Montage, oft in großer Höhe, sei nicht ganz ungefährlich und könne häufig von den Gebäudebesitzern nicht selbst geleistet werden. Das ehrenamtlich aktive Nabu-Schwalbenschutzteam übernimmt diese Aufgabe und führt die fachgerechte Installation der Nisthilfen durch.
Der Bestand von Mehl- und Rauchschwalben geht nach Angaben des Nabu seit vielen Jahren zurück. Gründe dafür sind zum Beispiel eine zunehmende Versiegelung des Bodens und fehlende Brutnischen an Gebäuden. Höfe und Betriebe unterliegen heute strengen Hygieneanforderungen. Moderne Viehställe und Scheunen sind deshalb oft verschlossen und bieten Schwalben keine Einflugmöglichkeiten mehr.
Kulturfolger sind auf Nisthilfen angewiesen
Außerdem fällt es den Vögeln immer schwerer, Baumaterial – vor allem Lehm – für ihre Nester zu finden. Schlotmann berichtet, dass aufgrund des Rückgangs an Insekten auch das Nahrungsangebot für Schwalben und Mauersegler knapper werde.
Die Kulturfolger sind deshalb verstärkt auf Unterstützung beim Häuslebau angewiesen. 2019 brachten Schlotmann und ihr Team insgesamt 198 Nisthilfen für Mehl- und Rauchschwalben sowie 31 für Mauersegler an Gebäuden im Landkreis Vechta an.
Naturschützer sind auch in Lohne aktiv
Trotz der Corona-bedingten Einschränkungen konnte das Nabu-Schwalbenschutzteam diese Bilanz im vergangenen Jahr sogar noch einmal steigern: 2020 haben Schlotmann und Co. 237 Nisthilfen angebracht. Davon entfielen 182 auf Mehlschwalben, 48 auf Rauchschwalben und 7 auf Mauersegler. In 7 Fällen setzten die Naturschützer zudem Klangattrappen zur gezielten Ansiedlung an.
Und auch 2021 sind die Ehrenamtlichen wieder für das "Wohnungsbauprogramm für gefährdete Luftakrobaten" unterwegs. So wurden jüngst am Geschäftshaus Arthur Müller Optik/LBS an der Bahnhofstraße in Lohne einige Nisthilfen angebracht. Auch am hohen Gebäude der Lohner Geschäftsstelle der Kreisvolkshochschule am Benkerweg sind nun einige Kunsthäuser für die gefiederten Glücksbringer zu finden.
Bei den Nisthilfen handelt es sich um Kästen aus Holzbeton, die in der Gemeinnützigen Werkstatt des Ludgerus-Werks in Neuenkirchen-Vörden hergestellt werden. Laut Kurt Dödtmann, Lehrgangsleiter für berufliche Weiterbildung in der Einrichtung, ist Holzbeton ein sehr langlebiger Werkstoff, der aus Sägespänen und Zement besteht. "Die Kästen werden in Tonnen modelliert und mit Holz verkleidet, damit sie an der Wand angebracht werden können." Nach seinen Angaben greifen vor allem die Nabu-Ortsgruppen in der Region auf die Erzeugnisse aus Neuenkirchen-Vörden zurück.
Info: Bekannte Schwalben- und Mauerseglervorkommen können per E-Mail an schwalbenschutz@nabu-kreisgruppe-vechta.de oder unter Telefon 0151/21447306 (ab 18 Uhr) an Sabine Schlotmann gemeldet werden.