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Mutter erzählt von ihrer queeren Glaubensgeschichte

Christina Renner spürte, dass sich ihr Kind Noah während der Corona-Pandemie immer mehr verändert.

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Erzählt Noahs Geschichte: Christina Renner. Foto: Hörnemann

Erzählt Noahs Geschichte: Christina Renner. Foto: Hörnemann

Die Fachstelle für Pastorale Bildung und Begleitung und die Stapelfelder Heilig-Kreuz Gemeinde laden Christinnen und Christen laut Mitteilung in ausgewählten Gottesdiensten dazu ein, ihre queeren Glaubensgeschichten zu erzählen und darüber ins Gespräch zu kommen. So ließ kürzlich auch Christina Renner die Gemeinde daran teilhaben, wie ihr Kind Noah sie als Eltern auf den Weg zur eigenen Geschlechtszugehörigkeit mitgenommen hat.

Christina Renner ist gebürtige Iranerin. Als Kind flieht sie mit ihrer Familie nach Deutschland, studiert in Münster und lebt seit inzwischen mehr als 30 Jahren mit ihrem Mann in Lohne. „Wir haben zwei sehr tolle Kinder, die wir von ganzem Herzen lieben“, macht sie deutlich. Die Chemikerin bezeichnet sich als römisch-katholisch, engagiert sich in der CDU und im Stadtrat. Im Gottesdienst spricht sie von ihrem zweiten Kind, Noah. Zum Studium habe es das Elternhaus verlassen. Die Eltern ringen bei Noah, wie auch schon beim ersten Kind, um die Intensität des Kontaktes. Beide sind davon überzeugt: „Die Kinder bestreiten selbst ihren eigenen Weg, gehen ihn voran. Als Eltern hofft man darauf, diesen Weg begleiten zu dürfen.“

„Wir haben unser Kind für seinen Mut bewundert“

Christina Renner

Während des Studiums, während der Corona-Pandemie, hätten sie gemerkt, dass sich ihr Kind immer mehr zurückzieht. „Wir spürten, wie unser Kind mit sich ringt“, wie es sich immer mehr Fragen stellt. „Wir konnten sehen, wie sich unser Kind auch immer mehr verändert“, sagt sie. „Unser Kind hat mutig mit uns über die eigene Geschlechtszugehörigkeit gesprochen“, erzählt Renner. „Wir haben unser Kind für seinen Mut bewundert“. „Unser Kind, das als Tochter geboren wurde, ist Noah, nicht-binär, transmaskulin und das ist gut so!“, stellt sie fest. Im Gottesdienst ging es um das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Renner bezieht sich darauf. Bei Noah sei es anders. „Unser Kind war uns nicht verloren. Es hat sich selbst gefunden. Es hat kein Vermögen verprasst. Es hat seinen Reichtum entdeckt“, sagt sie.

Ihnen als Eltern sei bewusst, dass es für ihr Kind jeden Tag zu ablehnenden Reaktionen von außen kommen kann. „Wir tun unser Bestes, um für Respekt und Toleranz zu werben“, berichtet sie. In vertrauten Runden spricht sie viel über Noah. Zum Schluss ihrer Geschichte, für die sie mit langanhaltendem Applaus bedacht wird, zitiert Renner ihre Mutter: „Der Liebe Gott liebt die wunderbare große Vielfalt: Wer sind wir, dies abzulehnen?“. Den Gottesdienst feierte Pfarrer Dr. Marc Röbel. Im Anschluss gab es Gelegenheit für Rückfragen und Gespräche. Eine Frau dankte ausdrücklich für die Offenheit. Ihr Sohn, der mit im Gottesdienst war, hätte Parallelen zu seinem Leben entdeckt.

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