"Das ist ein bisschen so, als ob man sein Tafelsilber verkloppt." Michael Munzel findet deutliche Worte, wenn er auf die jüngste Entscheidung der Synode zum Blockhaus Ahlhorn zurückblickt. Das Gremium der Landeskirche Oldenburg hatte mehrheitlich entschieden, dass sich die Kirche aus Kostengründen aus der alleinigen Trägerschaft der Anlage, die im Wesentlichen ein Jugend- und Freizeitheim samt Seminarhaus umfasst, zurückziehen soll. Munzel ist seit Kurzem Vorsitzender des Fördervereins fürs Blockhaus Ahlhorn, der bereits im Herbst 2019 gegründet worden war und etwa 80 Mitglieder zählt.
Beim Beschluss der Synode hätten viele Menschen in der Hosentasche eine Fauste geformt, so der 74-jährige Munzel, Pastor im Ruhestand. Im Förderverein sollen die „Kräfte, die sich für das Blockhaus Ahlhorn einsetzen“, gebündelt werden. "Die vielen Menschen, deren Herz am Blockhaus Ahlhorn hängt, haben im Förderverein einen guten Fürsprecher." Es gehe darum, deutlich zu machen: "Kirche, hier hast du einen Fehler gemacht." Dabei sei ein großer Imageschaden entstanden.
Deutliche Worte findet Munzel auch über den Umgang mit einer Online-Unterschriftenaktion, die von der evangelischen Jugend unterstützt worden war. Fast 2500 Menschen hatten sich für den Erhalt des Blockhauses Ahlhorn eingesetzt. "Das ist ein Skandal für sich, wie da eine Petition vom Tisch gewischt wurde. So geht man mit einer Initiative von Kindern und Jugendlichen nicht um", betont Munzel, der selbst unzählige Male während seines Berufslebens Gruppen nach Ahlhorn begleitet habe.
Entscheidung "nicht alternativlos"
Für ihn selbst sei es nicht vorstellbar gewesen, "dass sich der Oberkirchenrat und die Synode vom Blockhaus Ahlhorn trennen könnten". Hierbei handele es sich um einen wichtigen Teil der oldenburgischen Landeskirche. Die seitens der Kirche angeführten "Sparzwänge" hätten ihn nicht überzeugt, die Entscheidung sei "eben nicht alternativlos" gewesen. Unter andem hätten die Verantwortlichen den Übernachtungspreis anheben können, um wirtschaftlicher arbeiten zu können. Das Blockhaus liege mit den aufgerufenen Preisen weit unter dem, was vergleichbare Einrichtungen verlangten. Darüber hinaus habe man die Aspekte, Fundraising und Sponsoring "vernachlässigt".
Der runde Tisch, unter Beteiligung von unter anderem 3 niedersächsischen Ministern, den Großenknetens Bürgermeister Thorsten Schmidtke (SPD) und dem Garreler Landtagsabgeordneten Karl-Heinz Bley (CDU) angeregt hatten, habe "total Sinn", so Munzel. Ein Termin gibt es dafür noch nicht. Dabei gehe es darum, andere Träger für das Blockhaus mit ins Boot zu holen, die Anlage zu erhalten und "auf neue Füße" zu stellen. Anliegen des Fördervereins sei es dabei, "diesen besonderen Ort unter Berücksichtigung seiner Historie für die Kinder- und Jugendarbeit zu erhalten". 51 Prozent der Übernachtungsplätze, sollten immer Kindern- und Jugendlichen vorbehalten werden, fordert Munzel.
Broschüre soll erstellt werden
Die Anlage sei einst als nationalsozialistisches Schulungszentrum genutzt worden, weiß Munzel. Die evangelische Kirche habe das Blockhaus, das auf dem Grund und Boden der Landesforsten errichtet wurde, dann 1946 übernommen. Über mehrere Generationen habe man sich in der Folge von den "Schatten der Vergangenheit" befreit. Munzel zufolge liege dem eine Verpflichtung zugrunde, "die nicht einfach aufgehoben werden kann". Derzeit führe er zahlreiche Gespräche rund um die Zukunft des Blockhauses Ahlhorn - auch, um neue Mitglieder für den Förderverein zu gewinnen, so der 74-Jährige. Zusammen mit dem ehemaligen Vorsitzenden Dirk Faß wolle er eine Broschüre herausbringen, in der auf die Geschichte des Blockhauses eingegangen werde.
Aktuell befindet sich das Blockhaus Ahlhorn in verlängerten Betriebsferien. Coronabedingt habe man die Anlage bis zum 28. Februar in einen "vorübergehenden Winterschlaf" versetzt, heißt es von der Kirche in Oldenburg. Unterdessen hat der Oberkirchenrat die CURACON GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft beauftragt, Gespräche mit potenziellen Interessenten "über die Fortführungs- und Übernahmeperspektiven am Blockhaus Ahlhorn zu führen".