Moorloipe eröffnet
Vor mehr als 2000 Jahren bauten die Menschen zwischen Diepholz und Lohne einen Weg durchs Moor.
Simone Brauns-Bömermann | 01.10.2021
Vor mehr als 2000 Jahren bauten die Menschen zwischen Diepholz und Lohne einen Weg durchs Moor.
Simone Brauns-Bömermann | 01.10.2021
Gar nicht so schaurig ist's, über einen Steg über's Moor zu gehen. Schüler zeigten dort, was die Menschen in der Eisenzeit getragen haben. Foto: Brauns
Zur Umsetzung eines großen Projektes braucht es auch die kleinen Hilfen. So wie die Hilfestellung von Heinrich Mehrholz aus Aschen, der seinen Hühnerstall zur Verfügung gestellt hatte, um Bohlen zwischenzulagern. Stolz trägt Mehrholz nun zur Eröffnung des neuen Besuchersteges im Aschener/Heeder Moor eine Naturpark-Dümmer-Kappe. Der Senior ist einer der Gäste, die bei der Eröffnung der Moorloipe dabei sein wollen. Die Loipe wiederum ist Teil des Projektes „Naturerlebnis am prähistorischen Bohlenweg im Aschener/Heeder Moor“, das vom Verein „Naturpark Dümmer“ getragen wird und mithilfe des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie mehreren Förderern finanziert und von verschiedenen lokalen Kulturinstitutionen unterstützt wird. Ein Ziel: Die Ergebnisse der Ausgrabungen des vor 2000 Jahren gebauten Bohlenwegs Pr 6 zu zeigen. Dabei soll auch erklärt werden, wie wichtig der Weg für die Menschen war, was das Moor damals und heute ausmacht und welche Bedeutung es für den Klimaschutz hat. Die Loipe verläuft dabei durch das zum Teil noch in der Abtorfung befindliche Moor. Sie endet auf einer Aussichtsplattform, von der aus eine Fläche zu sehen ist, die noch nicht abgetorft wurde. Unter ihr befindet sich in 6,5 Meter Tiefe immer noch ein 400 Meter langes Stück des prähistorischen Bohlenweges Pr 6 von Aschen nach Kroge. Über die Informationstafeln am Steg ist der Sinn des Moorweges für Besucher definiert: Hier soll das Moor im Wandel der Zeit erlebt werden können. Heute gehört die 12 Hektar große Fläche dem Land Niedersachsen. Der Moorweg sei damit nur der Start eines weiteren großen Projektes, heißt es beim Ortstermin: Nach dem Torfabbau Ende 2025 solle die Wiedervernässung für das Gebiet eingeleitet werden. Das werden die Torfwerke veranlassen, der Landkreis Diepholz habe die Kontrollfunktion. Im großen Kontext sei das ein wichtiger Baustein für den Klimaschutz. 3-mal wiederholt daher Diepholz Landrat Cord Bockhop die Vorgehensweise im Gespräch mit zur Eröffnung geladenen Staatssekretär Frank Doods: „Flurbereinigung, Flurbereinigung, Flurbereinigung.“ Was wäre aber ein Laufsteg ohne Mode? Das hatte sich der Geschäftsführer des Vereins Naturparks Dümmer Detlef Tänzer gedacht und freute sich riesig, dass die Schüler der Naturparkschulen Graf-Friedrich-Schule Diepholz und die Stemweder-Bergschule aus Stemwede es noch geschafft hatten, ihre eisenzeitlichen Gewänder zu nähen und auf dem Steg zu präsentieren. „Wir hatten nur einen Schultag zur Fertigung Zeit“, erläuterte Erdkunde- und Geschichtslehrer Michel Zarth das Projekt mit Jahrgang 13. „Nach 8 Stunden Nähen meckerte keiner und wir lernten, wie aufwendig Kleidung herstellen ist.“ Und noch eine Besonderheit wartet auf die Besucher am Moorsteg: Die 3-jährige Arbeit, die eigentlich bereits vor 6 Jahren begann, von Moorarchäologin Dr. Marion Heumüller mit Grabungshelfern aus ganz Europa, wird auf den Infotafeln entlang des Steges gezeigt. Zum Ende der Grabung gab es noch einen Sensationsfund: „Wir fanden neben dem Bohlenweg eine gebrochene Wagenachse und einen Lederschuh“, erklärt Heumüller. Der werde – wie alle weiteren Funde – jetzt präpariert, archiviert und dokumentiert. Aus dem Satz: „Wir haben da nähe Aschen einen 2000 Jahre alten Bohlenweg entdeckt, den würden wir gern ausgraben“, den Detlef Tänzer einst zum Naturpark-Vorstand sagte, wurde ein rund 700.000 Euro starkes Projekt. „Er hat es geschafft“, würdigte Vechtas Landrat und Naturpark-Vorsitzender Herbert Winkel kurz und prägnant die Leistung. Das Gesamtprojekt spiegele die Lebensweise unserer Vorfahren und lasse Rückschlüsse zur nachhaltigen Lebensweise zu. Die Loipe endet auf einer Aussichtsplattform
Schüler nähen und tragen eisenzeitliche Gewänder
Zahlen, Daten, Fakten:
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