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Mit dem Rollator über Stock und Stein

Ein Fitnessstudio in Friesoythe vergibt einen ungewöhnlichen Führerschein. Senioren lernen hier den Umgang mit ihrem Hilfsmittel.

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Durch den Parcours: Werner Bornhorst nahm am Training teil und erhielt am Ende einen Rollator-Führerschein. Foto: Wimberg

Durch den Parcours: Werner Bornhorst nahm am Training teil und erhielt am Ende einen Rollator-Führerschein. Foto: Wimberg

„Mit einem Rollator werdet ihr uns nicht sehen“, titelte vor wenigen Tagen eine große Boulevardzeitung und zitierte damit einen deutschen Schlagersänger und einen deutschen Schauspieler, die ihren 60. Geburtstag feiern und im Interview auch über ihre Geländegängigkeit in der Zukunft philosophierten.

Mit 60 hat Werner Bornhorst an solch eine Gehhilfe auch noch nicht gedacht, und zum Straßenbild gehörte sie Mitte der 90er ebenfalls noch nicht. Heute zählt der 85-jährige Friesoyther jedoch zu den rund drei Millionen Menschen, die auf das orthopädische Gefährt zurückgreifen. Seit einem Jahr ist er Besitzer einer hochwertigen Leichtbauvariante mit Zubehör und einem Modell mit Motor und weiß mehr Stabilität und Sicherheit zu schätzen. Doch wie man richtig mit einem Rollator geht und ihn beherrscht, war bei der Anschaffung kein Thema. Und deshalb machte der Senior nun bei einem Training mit, das ihm am Ende einen „Rollator-Führerschein“ bescherte.

Rollatoren werden fachgerecht geprüft

Auf Einladung des Friesoyther Bali-Fitnessstudios in Kooperation mit dem Sanitätshaus Seidel waren ältere Menschen eingeladen, sich rund um eine sachgerechte Anwendung zu informieren und lernten bei diesem Treffen außerdem Bewegungsabläufe und Entspannungsübungen kennen. „Meine Schultern merke ich nach einem Gang schon“, berichtete auch Bornhorst aus Erfahrung, dessen Rollator zunächst auf Funktionstüchtigkeit geprüft und dann fachgerecht und auf seine Körpergröße eingestellt wurde.

Die Handgelenke müssen sich auf gleicher Höhe mit den Handgriffen befinden, die mit leicht gebeugten Armen umfasst werden, lautet eine der Faustregeln. Die Füße haben die gleiche Höhe wie die hinteren Räder, damit man mit dem Rollator aufrecht geht und ihn nicht gebückt schiebt. Dadurch wird Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich vorgebeugt, erfuhren die Teilnehmer, bevor es auf die Strecke ging. Werner Bornhorst steuerte an verschiedenen „Störfaktoren“ vorbei, drehte, bremste und manövrierte seinen Wagen auch über ein erhöhtes Hindernis im Parcours.

Kleine Gänge allein halten fit

Wie wichtig die Feststellbremse beim Stehenbleiben, Hinsetzen und Aufstehen ist, hat der Friesoyther verinnerlicht, und bei größeren Barrieren, wie beispielsweise ein Bordstein, nutzt er einen Kippmechanismus, mit dem das Gefährt vorne abhebt. „Je schwerer es ist, desto unbeweglicher wird es“, informieren die Experten und stufen eine Gewichtsklasse zwischen 8 und 10 Kilo als „optimal“ ein. Rollatoren mit Reflektoren und vielleicht auch einer Klingel auszustatten, sei beim Zubehör nicht die schlechteste Idee.

Regelmäßig einem Check unterzogen werden sollte darüber hinaus die Technik, aber auch die eigene Funktionstüchtigkeit. Denn wer tatsächlich auch ohne Hilfe noch gehen kann, sollte das nicht verlernen und kleine Gänge allein meistern. Das halte fit und trainiere Gleichgewicht und Koordination.

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