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Mina Amiry wünscht sich ein demokratisches Iran

Sehr persönliche Ansichten – immer dieselben 10 Fragen. Dieses Mal: Mina Amiry. Die Proteste im Iran geben ihr Hoffnung.

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Unterstützt Schutzsuchende: Die erste Vorsitzende der Integrationslotsen, Mina Amiry. Foto: Niemeyer

Unterstützt Schutzsuchende: Die erste Vorsitzende der Integrationslotsen, Mina Amiry. Foto: Niemeyer

Wie ging es Ihnen letzter Zeit?
Um ehrlich zu sein, ging es mir in letzter Zeit nicht gut. Durch das Erdbeben in der Türkei, in Syrien und im Iran haben viele Menschen ihr Leben, ihre Familie und ihr Zuhause verloren. Mit großer Sorge schaue ich auch tagtäglich auf die Exekutionen und Verhaftungen im Iran. Die mutigen Menschen, die sich nichts sehnlicher wünschen, als in Freiheit und Würde zu leben, müssen schon seit langer Zeit viele Grausamkeiten ertragen. Andererseits bin ich voller Hoffnung, dass es meinen iranischen Mitmenschen im Iran gelingen wird, diese Revolution zu gewinnen. Wir haben zu lange gekämpft und zu viel geopfert für ein demokratisches Iran. Gegen die Unterdrückung des islamischen Regimes protestieren die Menschen im Iran und außerhalb Irans schon seit 44 Jahren auf unterschiedliche Weise. Dass sie sich nun aber derart Gehör verschaffen konnten, dass der Slogan „Zan, Zendegi, Azadi“ (Frau, Leben, Freiheit) international bekannt geworden ist, macht mich zuversichtlich auf eine bessere Zukunft.

Was haben Sie sich einmal so richtig gegönnt?
Vor Kurzem war ich zu meinem Geburtstag mit meinen Enkelkindern frühstücken, hatte viel Besuch und abends war ich mit meiner Familie zum Abendessen verabredet. So trivial sich das anhört, so unbezahlbar sind jedoch diese einfachen Momente mit der Familie. Besonders in diesen Zeiten machen insbesondere meine Enkelkinder durch ihr unbeschwertes Lachen, durch ihre Leichtigkeit die Welt ein bisschen wärmer.

Wenn Sie Königin von Deutschland wären: Was gehört als Erstes abgeschafft?
Nun, als Königin kann ich nichts abschaffen, was dem Willen des Volkes widerspräche. Die Demokratie ist für mich das höchste Gut der Menschheit. Ich schätze mich überaus glücklich, in einer funktionierenden Demokratie in Deutschland zu leben. Daher würde ich als Königin die Bevölkerung mitentscheiden und mitgestalten lassen. Allerdings würde ich gerne über die hohen Hürden reden, denen Migranten und Migrantinnen leider ausgesetzt sind, wenn sie sich um eine Ausbildung, Studium oder Arbeit bemühen.

Welchen Traum werden Sie sich als nächsten erfüllen (können)?
Ich bin mir sicher, dass es in naher Zukunft einen Regimesturz im Iran geben wird. Mein Traum ist es seit 44 Jahren, in ein freies, säkulares, demokratisches Iran zu reisen, ohne Angst zu haben. Mit internationaler Unterstützung und Zusammenarbeit werden wir eines Tages meinen und den Traum aller Freiheitskämpfer und-kämpferinnen leben können.

Was tun Sie am liebsten?
Ich höre den Menschen, die aus anderen Ländern geflüchtet sind, gerne zu. Sie erzählen mir oft von ihren Problemen und ich unterstütze sie gerne mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln. Für mich ist klar, dass Menschen, die Hilfe benötigen, auch Hilfe bekommen. Am liebsten bin ich aber Oma für meine 6 Enkelkinder. Es ist ein unbeschreibliches Glücksgefühl, die Kinder meiner Kinder in den Arm zu nehmen und sie wachsen zu sehen.

Welche Eigenschaften mögen Sie an sich selbst? Und welche nicht? 
Zunächst ist mir wichtig, dass ich sowohl meine positiven als auch negativen Eigenschaften zu schätzen weiß. Manchmal kommt es auch auf die Perspektive an. Was für die einen negativ ist, ist für andere positiv. Zu meinen positiven Eigenschaften gehören die Empathie, die Kommunikationsfreude und Kreativität. Was ich eher nicht gut kann, ist es pünktlich zu sein. Außerdem kann ich schlecht „Nein“ sagen. Aber das macht mich vielleicht auch aus. Meine Töchter empfinden mich als temperamentvoll. Ob das negativ ist, überlasse ich aber Ihnen.

Welche TV-Sendung mögen Sie am liebsten?
Sofern ich Zeit dafür finde, schaue ich im Fernsehen politische Sendungen und gelegentlich Maybrit Illner. Ferner schaue ich Oppositionssender wie Iran International und höre Radio Deutsche Welle.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal treffen?
Ich habe mich bereits mit vielen interessanten Menschen wie zum Beispiel Herrn Wimberg, Frau Breher, Herrn Gauck, Herrn Steinmeier und Herrn Weil getroffen und ich bin froh, viele weitere charismatische Menschen kennengelernt zu haben. Ich würde aber noch gerne mit Frau Baerbock und Herrn Scholz reden. Außerdem würde ich gerne Reza Pahlavi und Masih Alinejad treffen, die in unserem gemeinsamen Kampf gegen das islamische Regime federführend sind.

Was würden Sie gerne einmal wieder essen?
Ich esse gerne die deutsche und die persische Küche. Wovon ich allerdings sogar gelegentlich nachts träume, ist es, frische Maulbeeren zu essen. Maulbeeren im frischen Zustand sind süß und saftig und erinnern mich an meine Kindheit im Iran.

Welches Thema in den lokalen Medien hat Sie am meisten beschäftigt?
Am meisten beschäftigen mich die Themen aus der Zivilgesellschaft und Politik, die ich dann an unsere Klienten und Klientinnen und Mitglieder im Verein weitergebe. Da viele der deutschen Sprache nicht mächtig sind, oder sich in Cloppenburg noch nicht gut auskennen, kann ich ihnen auf diese Weise Angebote und Neuigkeiten übermitteln.


Zur Person:

  • Mina Amiry ist die erste Vorsitzende des Vereins „Integrationslotsen für den Landkreis Cloppenburg e.V.“
  • 1988 war sie vor dem iranischen Regime nach Deutschland geflohen.
  • Ihr Schwager, der regimekritische Autor Mohammad Mokhtari, war 1998 in Teheran ermordet worden.
  • Amiry arbeitet als Krankenschwester im Cloppenburger St.-Josefs-Hospital.

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