Medien-Profi 2023/24: So geht es an einer digitalen Schule zu
Schüler und Lehrer der Oberschule Bösel erzählen, warum ihre Schule eine digitale ist, was ihnen am Projekt "Medien-Profi" gefällt und warum digitales Lernen nicht alles ist.
Spaß am Informatikunterricht: Die Achtklässlerin Neele Alberding und ihre Mitschüler nehmen am Projekt "Medien-Profi" teil. Foto: J. Pille
Das Projekt Medien-Profi geht in die nächste Runde. Am Dienstag (20. Februar) startet die Hauptrunde, für die sich 52 Schülerteams aus 20 Schulen aus dem gesamten Oldenburger Münsterland qualifiziert haben. Mit dabei ist auch der Informatikkurs „WPK Informatik 8R“ der Oberschule Bösel (OBS), betreut von Lehrer Florian Röttgers. Als eine von zwei Schulen im Oldenburger Münsterland ist die Bildungseinrichtung seit 2022 als „digitale Schule“ ausgezeichnet. Die Auszeichnung ist ein Programm der Nationalen Initiative „MINT Zukunft schaffen“. OM-Online war vor Ort und hat mit den Schülern und Lehrern gesprochen. Was macht eine solche Schule aus?
Um die Auszeichnung zu erhalten, musste ein bundesweit einheitlicher Kriterienkatalog erfüllt werden. In diesem wurde unter anderem danach gefragt, wie digitale Technologien an der Schule genutzt werden. Kreidetafeln etwa sind an der Oberschule Geschichte. Vereinzelt gebe es diese noch als Ergänzung, grundsätzlich seien aber alle Klassenräume mit Smartboards ausgestattet, berichtet Schulleiterin Dorothea Kuhlmann-Arends. Smartboards sind interaktive Tafeln, die wie ein Computer funktionieren. Lehrer können mit ihrem Digitalgerät auch direkt auf das Board zugreifen und Unterrichtsinhalte anzeigen.
Setzt sich für Digitalisierung ein: Lehrer Florian Röttgers ist Koordinator für Medien und Digitales an der Oberschule Bösel. Foto: J. Pille
Zudem verfügt die Schule über zwei iPad-Koffer mit 40 Geräten, die täglich abwechselnd im Unterricht zur Recherche und Aufgabenbearbeitung genutzt werden. Ein dritter Koffer solle demnächst angeschafft werden, erzählt Florian Röttgers, der Koordinator für Digitalisierung an der OBS ist. Ab der 9./10. Klasse können Schüler außerdem nach Absprache ihr eigenes Tablet nutzen, statt des klassischen Blocks und Stifts. Natürlich müsse dabei darauf geachtet werden, dass Regeln eingehalten werden, „aber da ist die Vertrauensbasis sehr hoch“, sagt Röttgers.
Der Schriftverkehr zwischen Lehrern, Schülern und Eltern werde über einen Schulserver abgewickelt, erzählt Röttgers. Über die Schulplattform können zudem Tafelbilder oder Arbeitsblätter zur Verfügung gestellt werden. Auch Hausaufgaben werden über die App mitgeteilt. Außerdem gebe es an der Schule ausschließlich digitale Klassenbücher.
Doch was nützt die beste Ausstattung ohne eine funktionierende digitale Infrastruktur? Auch das war ein Kriterium, um die Auszeichnung „Digitale Schule“ zu erhalten. Durch den Einsatz von Hausmeister und IT-Experte Hermann-Josef Jöring habe die Schule bereits sehr früh über einen Glasfaseranschluss und eine sehr gute W-Lan-Verbindung verfügt, berichtet Röttgers. Zusammen mit Jöring und Lehrer Lars Ochner bildet er ein Team von festen Ansprechpartnern zum Thema Digitalisierung. Insgesamt setze sich das ganze Kollegium sehr ein, betont Röttgers.
Digitales Lernen: Die Schüler des Informatikkurses „WPK Informatik 8R“ trainieren über das Projekt "Medien-Profi" ihre Recherchefähigkeiten. Foto: J. Pille
Neben einer Robotik-AG, in der Schüler ihren eigenen Lego-Roboter programmieren, und 3D-Drucker-Projekten sei an der OBS bereits in der Klassenstufe 6 ein verpflichtender Informatikunterricht eingeführt worden. Zudem gebe es ab der Klasse 7 Wahlpflichtkurse „Informatik“, in denen die Schüler lernen, mit dem Computer zu arbeiten. Dazu stehen zwei Computerräume mit 40 Geräten zur Verfügung.
Ist das bei „Digital Natives“ nötig? Der Umgang mit Computern müsste ihnen doch in die Wiege gelegt sein. „Wir beobachten in letzter Zeit immer mehr, dass viele Schülerinnen und Schüler sich mit der Computernutzung nicht auskennen, da sie zu Hause eher Tablets oder Smartphones nutzen. Für den späteren Beruf ist der Umgang mit dem Computer aber sehr wichtig“, weiß Röttgers.
Das hat inzwischen auch das Land Niedersachsen erkannt. Ab diesem Schuljahr ist das Fach Informatik Pflichtfach in allen 10. Klassen. „Das geht dann jetzt sukzessive in jeden Jahrgang“, sagt Röttgers. Bei den Schülern kommt das gut an. „Mir gefällt an dem Fach, dass wir vielfältig arbeiten und nicht so monoton“, sagt Schüler Simon Straub. „Ich finde gut, dass wir lernen, mit PowerPoint umzugehen, dann sind wir in der 9. und 10. Klasse gut auf Präsentationen vorbereitet“, ergänzt ihn Mitschülerin Diana Backhaus.
Positive Erfahrungen mit dem Projekt "Medien-Profi"
Die beiden Achtklässler sind Mitglieder des Wahlpflichtkurses Informatik und nehmen am Projekt "Medien-Profi" teil. Mit dem Projekt, das von der Landessparkasse zu Oldenburg und dem Reiseunternehmen Höffmann Reisen gesponsert wird, hat Florian Röttgers als betreuender Lehrer bisher positive Erfahrungen gemacht. Es lasse sich gut in den Informatikunterricht einbauen, um die Recherchefähigkeiten der Schüler zu trainieren. „Viele Schüler geben erst einmal die komplette Frage bei Google ein. Sie merken dann schnell: Das führt ja zu gar keinem Ergebnis, weil die Fragen so verschachtelt sind.“ Dort könne dann im Unterricht angesetzt werden.
„Wir fragen uns dann gemeinsam: Wie kann man komplexe Fragen herunterbrechen auf Schlagwörter, also Suchbegriffe, die ich dann bei Google eingeben kann.“ Dies nütze den Schülern auch in anderen Fächern. Außerdem werde die Lesekompetenz geschult. Dies sieht Schüler Simon Straub ähnlich: „Man lernt bei dem Projekt, strukturiert Sachen herauszufinden und mit Word und Schreibprogrammen umzugehen“, sagt er. „Ich finde das gut, weil es mal etwas anderes ist, eine Abwechslung zum anderen Unterricht“, stellt Diana Backhaus heraus.
Auszeichnung: Seit 2022 darf die Oberschule Bösel den Titel "Digitale Schule" tragen. Foto: J. Pille
Smartboards, iPads, Computer und Co.: Neben diesen digitalen Neuerungen wird aber auch deutlich, dass digitales Lernen allein nicht alles ist. „Es ist gut, viel zu digitalisieren, aber das Handwerkszeug darf nicht verloren gehen“, betont Röttgers. Nach reiflicher Überlegung und einer Testphase mit einer reinen Tablet-Klasse, in der die Schüler ausschließlich mit digitalen Endgeräten arbeiteten, hat sich die Schule für eine Hybridlösung entschieden – also dazu, digitales und analoges Lernen miteinander zu verbinden.
„Wir sollten Lese- und Schreibkompetenzen nicht hintenüber fallenlassen. Visuelles und manuelles Lernen ist von enormer Bedeutung“, begründet Schulleiterin Kuhlmann-Arends die Entscheidung. Deshalb heiße die Devise: Digital arbeiten, wo es sinnvoll ist, aber nicht ausschließlich. Auch auf dem Pausenhof spiegelt sich dies wider. Handys bleiben dann in der Tasche. Der Grund? Die Schüler sollen Kontakte knüpfen – ganz ohne technische Hilfsmittel.
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