Markhauser Marienstatue an der Klus trotzte im Krieg dem Angriff
Das Bethäuschen, in dem die Statue steht, wurde jedoch zerstört, aber von den Anwohnern wieder aufgebaut. Die Klusgemeinschaft sorgt für den Erhalt des mittlerweile 100 Jahre alten Ensembles.
Auf einen Blick: Die Markhauser Klusgemeinschaft, die das historische Bethäuschen umfangreich renovierte. Foto: Klusgemeinschaft
10. April 1945: Auf dem Weg nach Friesoythe erreichte die kanadische Artillerie gegen 9 Uhr morgens Neulorup, Gehlenberg und Neuvrees. Fliegeralarm ertönt in Markhausen abends gegen 18 Uhr. Wenig später explodierten die Geschosse der Jagdbomber auf Straßen und Gebäude. Dann krachte es an der Klus.
Als sich dort der Rauch verzog, lag das steinerne Bethäuschen in Schutt und Asche. Nur die Marienstatue behauptete sich nahezu unversehrt und aufrecht zwischen den Trümmern. Die einen nannten das einen "seltsam glücklichen Zufall", die anderen "ein Wunder". Auch Siegfried Stammermann erinnert sich noch gut an dieses besondere Bild aus den letzten Kriegstagen. "Die Statue stand auf dem Sockel, als wäre nichts passiert", berichtet der 84-Jährige, der gleich gegenüber wohnt. Und ebenso wie seiner Familie und den Anwohnern war und ist es dem Tischlermeister wichtig, dass die kleine Grotte, die 1948 wieder aufgebaut wurde, ihren Platz an der Ecke Hauptstraße/Vorderthüler Straße behält, wo sie seit 100 Jahren steht.
Zum Jubiläum investieren Mitglieder der Klusgemeinschaft 900 Stunden für Generalüberholung
Anlässlich des Jubiläums vereinbarte die Klusgemeinschaft, den Standort einer Generalüberholung in Eigenleistung zu unterziehen. Der Aufwand war enorm, "und mit so viel Arbeit haben wir tatsächlich nicht gerechnet", gestehen Rita Langemeyer und Claudia Stammermann und verweisen auf 900 Stunden, die die Mitglieder dafür schließlich aufbrachten. Neben vielen privaten Sach- und Geldspenden bezuschusste die Stadt Friesoythe die Sanierung der Außenanlagen, die unter anderem mit einer kelchförmig zulaufenden Pflasterung aus alten Klinkern gestaltet wurde.
"Alle haben mit angepackt, Omas haben für das leibliche Wohl gesorgt und die Kinder waren ebenfalls fleißige Helfer", freuen sich die beiden Markhauserinnen über ein gelungenes Projekt, das Gemeinschaft fördere und dazu an zentraler Stelle nicht nur an Fronleichnam zum Verweilen einlade.
Neu: Auf einer privat gestifteten Stele wird über die wechselvolle Geschichte der Marien-Klus informiert. Foto: Wimberg
Gestiftet wurde das Bethäuschen 1920 von dem nach Amerika ausgewanderten Heinrich Flatken, der den Münsteraner Dombaumeister Wilhelm Sunder Plassmann und Architekt H. Schatten beauftragte, neben ihren Bauplänen für das Gotteshaus eine Zeichnung für eine Klus zu entwerfen. Dazu zählte auch die aus Sandstein geformte Maria mit dem Leichnam Jesu auf ihrem Schoß. Als Siegfried Stammermann die Statue 2017 restaurierte, erinnerten lediglich kleine Splittereinschläge an den Beschuss 1945 und Jesus fehlte ein Zeh, "aber den hat er wiederbekommen", sagt der Senior schmunzelnd.
Dass seinen Vorfahren, Kindern und Enkeln die Pflege der Grotte am Herzen lag und liege und sich insgesamt acht Haushalte mit rund 30 Personen verantwortlich fühlten, "ist schon sagenhaft gut", so Stammermann. Und angesichts der umfangreichen baulichen Instandsetzung und Neuerungen, zu denen auch eine Info-Stele zählt, "können die nächsten 100 Jahre kommen".
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