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Männersache: Schützengilde will nicht an ihrer Tradition rütteln

Zum ersten Mal nach 2001 könnte eine Frau Mitglied im Magistrat der Schützengilde sein. Die Führung der Gilde hat sich allerdings dagegen entschieden, Melanie Buhr in das Amt zu berufen.

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Der Magistrat: Beim bislang letzten Schützenfest 2019 begleitete der "Schwatten Ostfrees Jung" Keno Veith (2. von rechts) Bernd Wichmann, Frank Böckmann und Bürgermeister Sven Stratmann (von links) in der Kutsche. Auch 2022 wird der Magistrat wieder ausschließlich aus Männern bestehen. Archivfoto: Stix

Der Magistrat: Beim bislang letzten Schützenfest 2019 begleitete der "Schwatten Ostfrees Jung" Keno Veith (2. von rechts) Bernd Wichmann, Frank Böckmann und Bürgermeister Sven Stratmann (von links) in der Kutsche. Auch 2022 wird der Magistrat wieder ausschließlich aus Männern bestehen. Archivfoto: Stix

Den Magistrat der Friesoyther Schützengilde bilden Sven Stratmann als Bürgermeister, Raphael Opilski als Ortsvorsteher Friesoythe und Heino de Buhr als stellvertretender Bürgermeister. Das hat die Führung der Schützengilde auf ihrer Sitzung in der vergangenen Woche beschlossen – und damit nach Ansicht vieler Friesoyther eine Chance verpasst. Denn mit Melanie Buhr hätte zum 2. Mal nach 2001, als Hanna Meemken das Amt innehatte, eine Frau als stellvertretende Bürgermeisterin in den Magistrat einziehen können.

Eine Idee, mit der auch Bürgermeister Sven Stratmann sympathisierte. Er schickte den Führungskräften der Gilde – darunter General Theo Vahle, Adjutant Aloys Arkenau und die Hauptmänner, Fähnriche und Ersatzfähnriche der vier Kompanien – kurz vor Beginn der Sitzung ein Schreiben, in dem er dafür warb, Buhr in den Magistrat zu wählen.

„Warum soll nicht auch eine Frau Mitglied des Magistrats der Schützengilde Friesoythe sein?“Sven Stratmann, Bürgermeister

Es falle ihm persönlich schwer, so Stratmann, "zum wiederholten Male die städtische Vertretung der Gilde, also den Magistrat, ausschließlich mit männlichen Personen zu besetzen". Der Rat und die Einwohnerschaft der Stadt bestehe aus Männern und Frauen, in vielen Schützenvereinen und -bruderschaften gehörten Frauen dazu. "Warum soll nicht auch eine Frau Mitglied des Magistrats der Schützengilde Friesoythe sein?"

Es gebe wie schon 2001 und 2011 – damals war Elisabeth Poschmann Ortsvorsteherin in Friesoythe – "keinen Grund oder keine wirklichen Argumente, die gegen eine weibliche Besetzung im Magistrat sprechen". Um dem Magistrat die Entscheidung leichter zu machen, schlug er als Alternative vor, Melanie Buhr und den stellvertretenden Bürgermeister Heino de Buhr im jährlichen Wechsel in den Magistrat zu berufen.

Dem General ist bewusst, dass man über die Entscheidung diskutieren kann

Beiden Vorschlägen wollte der Magistrat nicht folgen. "Wir haben einen Beschluss aus dem Jahr 2001, wonach der Magistrat grundsätzlich aus männlichen Mitgliedern besteht", sagt General Theo Vahle. In der Gilde, so Vahle weiter, seien "halt nur Männer vorgesehen. Bei uns in der Gilde ist das noch zeitgemäß". Es sei ihm allerdings bewusst, dass man darüber diskutieren könne. Mit der Frage, was es für den Magistrat bedeute, wenn Friesoythe eine Bürgermeisterin bekomme, wolle er sich jetzt noch nicht befassen.

Vahle betont, dass er grundsätzlich ein Verfechter von Frauen in Führungspositionen in Politik, Wirtschaft und anderen Bereichen sei. "Aber es gibt so eine lange Tradition in der Gilde, da wollen wir nicht dran rütteln", sagt er. Der Beschluss zur Besetzung des Magistrats mit Stratmann, Heino de Buhr und Opilski sei im Übrigen einstimmig gefallen, also auch mit der Stimme des Bürgermeisters. "Als ich gesehen habe, dass ich mit meinen Vorschlägen nicht durchkomme, habe ich um einen weiteren Vorschlag gebeten", sagt Stratmann. "Und da ich selbst ja auch Heino de Buhr als Mitglied vorgeschlagen habe, konnte und wollte ich nicht gegen ihn stimmen."

Sitzt künftig nicht in der Kutsche: Melanie Buhr, stellvertretende Bürgermeisterin. Foto: TöbbenSitzt künftig nicht in der Kutsche: Melanie Buhr, stellvertretende Bürgermeisterin. Foto: Többen

Melanie Buhr nimmt das Ganze gelassen. "Ich finde es schade, hatte aber auch gar nicht erwartet, dass es klappt", sagt sie. "Ich finde aber auch, dass man es mal diskutieren muss." Zudem sei der Magistrat der städtische Teil der Gilde, und die Stadt bestehe nun mal aus Männern und Frauen. "Dass ich nicht mit Ortsvorsteher und Bürgermeister die Front der angetretenen Schützen abschreiten würde, war mir klar", betont sie. "Aber selbst wenn, würde uns nicht der Blitz treffen."

Buhr weist auf andere Traditionen hin, wie etwa die Schaffermahlzeit in Bremen oder die Bruchmeister beim Schützenfest in Hannover, die beide zwischenzeitlich ebenfalls Frauen offen stehen. "Dieses Umdenken muss man mal anstoßen", sagt sie. "Es ärgert mich, dass man nicht zumindest in einer ruhigen Minute mal ohne Scheuklappen darüber nachdenkt, einen Schritt in diese Richtung zu gehen."

In die gleiche Kerbe schlägt auch Ortsvorsteher Raphael Opilski. Grundsätzlich könne er nicht verstehen, dass man über das Thema 2022 überhaupt noch diskutieren müsse. Die Nicht-Berücksichtigung der stellvertretenden Bürgermeisterin hält er für eine "verpasste Chance". Eigentlich, so Opilski, "hätte man doch sagen müssen, 'Komm her, Melanie, Du bist dabei, wir feiern Dich dafür'". Letztendlich sei egal, wer da in der Kutsche sitze. "Eine Diskussion über die Gilde selbst steht doch gar nicht an", betont er. "Es geht um einen einzigen Posten im Magistrat."

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