Mama macht es manchmal
Kolumne: Ja, Elterntaxis sind schlimm. Und trotzdem gibt es Gründe für Ausnahmen.
Anke Hibbeler | 05.12.2025
Kolumne: Ja, Elterntaxis sind schlimm. Und trotzdem gibt es Gründe für Ausnahmen.
Anke Hibbeler | 05.12.2025

Ich sollte nicht. Ich weiß. Aber wenn es in Strömen gießt und die Wetter-App eine Regenwahrscheinlichkeit von 90 Prozent anzeigt, dann schmilzt mein Mutterherz und ich bringe die „Kleinen“ mit dem Auto zur Schule. Nun bin ich so alt, dass das Elterntaxi zu meiner Schulzeit nur theoretisch erfunden war. Praktisch bin ich in den 13 Jahren äußerst selten von meiner Mutter mit dem Pkw gebracht worden. Wobei sie das mindestens zweimal bereut haben dürfte. In einem Fall war es ein Dienstag im Winter. Es lag Schnee, die Straßen waren vereist. Eine besonders tückische Stelle war direkt auf der Zielgeraden zum örtlichen Gymnasium auf Höhe einer Zahnarztpraxis, deren Inhaber ich einst die Kraft meiner Milchzähne hatte spüren lassen. Dienstags nun probte das Schulorchester und ich hatte meine Geige dabei. Der Weg war spiegelglatt, ich verlor das Gleichgewicht und damit die Kontrolle über mein Fahrzeug, mich und mein Instrument. Es flog und flog und flog und landete schließlich im Schnee. Natürlich schützte ein Koffer den Korpus. Aber das hilft in einem solchen Fall nicht. Das gute Stück hatte nach meinem Ausrutscher ein Loch zu viel. „Auch wenn diese Mama es manchmal macht: Ich bin wirklich wählerisch, was meine Taxi-Fahrten angeht.“ Wie nach Unfall zwei. Der spielt, sonst würde es ja langweilig werden, an einem Dienstag im Sommer. In einem sehr heißen Sommer. Es gab auch schon vor der Klimakrise Hitzewellen, wobei das die Notwendigkeit zum Klimaschutz aktuell nicht kleiner werden lässt. Aber ich schweife ab. Also: Für das Unfallszenario stellen Sie sich ein Kind vor, das mit Geigenkasten am Lenker an einer roten Ampel wartet. Die Sonne brennt. So sehr, dass die Kontaktstellen für die verkehrsabhängige Signalanlage zu schmelzen begonnen haben. Es wird Grün; ich will losfahren, stoße mich mit dem Fuß ab und bleibe kleben. Wieder folgt der Kontrollverlust. Wieder fliegt die Violine und landet hart. Nun soll das hier kein Plädoyer für Elterntaxis werden. Im Gegenteil. Die verstopfen die Straßen. Manchmal geht es aber nicht eben anders. Vielleicht, weil das Wetter echt mies ist; vielleicht, weil sonst nur noch mehr Stress droht. Auch wenn diese Mama es manchmal macht: Ich bin wirklich wählerisch, was meine Taxi-Fahrten angeht. Mein jüngster Dienst war übrigens ein One-Way-Service. Für den Rückweg hatte die Wetter-App die Regenwahrscheinlichkeit deutlich nach unten korrigiert. Nummer eins hat dann den E-Roller genommen; Nummer 2 hatte sich per pedes durchgeschlagen. Ging auch. Zur Person:
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