Das Nachrichtenportal vonMünsterländische Tageszeitung MT undOldenburgische Volkszeitung OV

Liegt das Gute so nah oder ist das Glück in der Ferne?

Kolumne: Auf ein Wort – Auch wenn man nicht gerade in fremde Länder verreist, kann man auch hier guten Urlaub machen – oder nicht?

Artikel teilen:

In die weite Welt hinaus oder vor Ort die Seele baumeln lassen, was ist besser? Diesen Sommer verbringe ich meinen Urlaub hier in der südoldenburgischen Wahlheimat.

Und mit der Urlaubsbrille auf der Nase, nehme ich die Orte, die ich vermeintlich schon kenne, ganz neu wahr. So entpuppt sich eine auf den ersten Blick unspektakuläre Straße als „Totenweg“, auf dem in grauer Vorzeit verstorbene Böseler ihre letzte Reise zur ewigen Ruhe nach Altenoythe unternahmen und der so oft beschritten wurde, dass sich die Erde abgetragen hat und ein sogenannter Hohlweg entstand. Oder ein vermeintliches Wegekreuz in Friesoythe offenbart bei genauerem Hinsehen das Grab eines Kindes und eine höchst tragische Begebenheit aus den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs.

Buchstäblich finde ich so Geschichte am Wegesrand, wie es in dem großartigen Buch „Historische Lieblingsplätze im Oldenburger Münsterland“ heißt, das von Michael Hirschfeld herausgegeben wurde und mir eine Reise in die ferne Vergangenheit ermöglicht – ohne weit fahren zu müssen. Auf weitere Ausflüge (Dammer-Dom, Esterweger Dose, Trauerbuche in Hagstedt…) darf ich mich noch für die nächsten Tage freuen. Herrlich, im Urlaub für so etwas Zeit zu haben! Warum also riskieren, vom einheimischen Mallorquiner mit einer Wasserpistole nassgespritzt zu werden, wenn das Gute so nah ist?

„Warum also riskieren, vom einheimischen Mallorquiner mit einer Wasserpistole nassgespritzt zu werden, wenn das Gute so nah ist?“

Na gut, der gefühlte Tapetenwechsel ist natürlich schon noch ein anderer, wenn ich Spanisch um mich herum höre und nicht Plattdeutsch. Auch ist es naturgemäß eine größere Herausforderung, vor Ort inneren Abstand zu den alltäglichen Verpflichtungen zu gewinnen.

Und schließlich schadet es sicher nicht, gelegentlich andere Länder und andere Sitten kennenzulernen, um den eigenen Horizont zu weiten. Von daher ist die Eingangsfrage wohl doch eher blödsinnig gestellt. Es ist nicht besser oder schlechter, in die Ferne zu reisen oder die (vermeintlich) vertraute Heimat neu zu entdecken, das lässt sich nicht gegeneinander ausspielen.

Neues wagen und Altes erhalten

Und das gilt, denke ich, auch für den Urlaub, der uns das ganze Jahr über jede Woche neu zusteht: der Sonntagsgottesdienst. Allzu oft nehme ich verhärtete Fronten zwischen „Modernisierern“ und „Bewahrern“ wahr. Und möchte rufen: Lasst uns doch das eine tun und das andere nicht lassen!

Sowohl die wohltuend überraschungsfreie Tradition am Sonntagmorgen im vertrauten Kirchgebäude als auch erfrischende Events (zum Beispiel „Posaunenklänge“ auf dem Aktionsplatz Thülsfelder Talsperre am 3. August, Sonntag, um 11 Uhr). Das Vertraute immer wieder neu zu entdecken und ab und zu Neues zu erkunden – beides hat doch seinen ganz eigenen Reiz. Wie auch immer Sie Ihren Urlaub verbringen (und Ihren Gottesdienst mögen): gesegneten Sommer!


Zur Person:

  • Johannes Rohlfing ist Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Friesoythe-Sedelsberg-Bösel.
  • Den Autor erreichen Sie unter der Mail redaktion@om-medien.de.

Gut und kompakt informiert zum Feierabend: Abonnieren Sie jetzt kostenlos unseren neuen WhatsApp-Kanal und erhalten den Newsletter „N'Abend, Oldenburger Münsterland“. Und nicht vergessen, die Benachrichtigungen auf dem Glocken-Symbol zu aktivieren! Hier geht es direkt zum WhatsApp-Kanal

Hier klicken und om-online zum Start-Bildschirm hinzufügen

Liegt das Gute so nah oder ist das Glück in der Ferne? - OM online