Kreis sucht nach Infektionsquelle im Hedwigstift
Durch den Ausbruch in Vechta wird der kritische Wert im Landkreis überschritten. Weil sich der Bereich lokal eingrenzen lässt, werden die Regeln noch nicht verschärft.
Matthias Niehues | 02.10.2020
Durch den Ausbruch in Vechta wird der kritische Wert im Landkreis überschritten. Weil sich der Bereich lokal eingrenzen lässt, werden die Regeln noch nicht verschärft.
Matthias Niehues | 02.10.2020
Diskutieren über das Geschehen: Erster Kreisrat Hartmut Heinen (von links), Stiftungsvorstand Peter Schulze und Landrat Herbert Winkel. Foto: M. Niehues
Zwei Betroffene liegen mit Atembeschwerden im Krankenhaus. Noch ist unklar, ob sich die Situation für die 48 anderen Infizierten möglicherweise auch verschlechtert. "Wir hoffen, dass es für alle glimpflich ausgeht. Ich habe ein gutes Gefühl", sagte am Freitag Sandra Guhe als Leiterin des Gesundheitsamtes. Da die Senioren alle als Risikokandidaten gelten würden, müsse auch mit einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes gerechnet werden. Nach dem Corona-Ausbruch mit 50 Fällen im Vechtaer Hedwigstift stellte sich die Leiterin des Gesundheitsamtes am Freitagmittag an der Seite von Landrat Herbert Winkel, dem Ersten Kreisrat Hartmut Heinen und Peter Schulze, dem Stiftungsvorstand der St. Hedwig-Stiftung, im Vechtaer Kreishaus den Fragen von Journalisten. Am Mittwoch bestätigte sich bei einer ersten Bewohnerin der Senioreneinrichtung der Verdacht einer Covid-19-Erkrankung. Auch eine Pflegekraft war betroffen. Nach Angaben von Guhe sind daraufhin alle Bewohner und Mitarbeiter am Donnerstag getestet worden – mit einem verheerenden Ergebnis: 31 Senioren haben sich mit dem Virus nachweislich infiziert, zudem 19 Mitarbeiter. Die Infektionen sind in drei verschiedenen Bereichen der Einrichtung aufgetreten. Auch die betroffenen Mitarbeiter haben in verschiedenen Teilen des Hedwigstiftes gearbeitet. Betroffen sind zudem Alltagsbegleiter der Senioren. Nur die dementen Bewohner, die in einem anderen Gebäudeteil untergebracht sind, blieben bisher verschont. Neben einem Aufnahmestopp ist auch ein Besuchsverbot verhängt worden. Das Gesundheitsamt hat nach Informationen von Sandra Guhe sofort veranlasst, die Infizierten von nicht betroffenen Bewohnern zu trennen und zu isolieren. Mitarbeiter wurden in Quarantäne gesetzt. Zudem hat die Behörde die Kontaktermittlung aufgenommen. Noch ist unklar, ob es beispielsweise Verbindungen zu Schulkindern gab. In ihren Reihen hatte es jüngst ebenfalls Fälle gegeben. "Die tatsächliche Trennung von Infizierten und Nichtinfizierten ist ganz wichtig", sagte dazu Harmut Heinen. Darüber hinaus bezeichnete Heinen die Kontaktermittlung als "Instrument der Stunde". Zudem müsse periodisch immer wieder getestet werden. Er ist überzeugt, das Infektionsgeschehen so eindämmen zu können. Peter Schulze zeigte sich erleichtert, dass keine dementen Bewohner seiner Einrichtung betroffen sind. Sein Hauptanliegen sei es jetzt, dafür zu sorgen, dass das Infektionsgeschehen auf andere Bereiche "nicht überschwappen kann." Erleichtert ist er auch, dass der Zustand der stationär untergebrachten Senioren im Krankenhaus derzeit stabil ist. Diese seien mit schwerer Atemnot in die Klinik eingeliefert worden. Wie Schulze weiter berichtete, sind die 19 betroffenen Mitarbeiter sofort aus dem Dienst herausgenommen worden. Er ist davon überzeugt, die Versorgung der Heimbewohner trotz des fehlenden Personals sicherstellen zu können. Sollte das nicht gelingen, habe das Marienhospital Unterstützung zugesichert. Wegen der Corona-bedingten personellen Belastung stehe das Hedwigstift aber vor einer "großen Herausforderung". Aber auch Peter Schulze kann sich das Geschehen nicht erklären. "Es erschließt sich mir aktuell nicht, wie sich das Virus so schnell ausbreiten konnte", sagte er. Bereits im Frühjahr habe die Einrichtung Absperrungen geschaffen, um Kontakte der verschiedenen Hausgemeinschaften zu unterbinden. Das Hedwigstift sei vor dem Hintergrund der Corona-Gefahr bemüht gewesen, so kleingliedrig wie möglich zu arbeiten. "Wir hoffen, dass wir der Situation Herr werden", sagte Schulze. Der Stiftungsvorstand erklärte aber auch, dass in der Senioreneinrichtung "in Gemeinschaft gelebt wird". Die Senioren würden zudem draußen spazieren gehen, Cafés in der Stadt aufsuchen oder Besuch empfangen. "Das können wir den Bewohnern nicht verbieten", betonte er. Sorge bereitet ihm vielmehr, dass die Bereitschaft Corona-Regeln einzuhalten, gesamtgesellschaftlich abnimmt. Im Frühjahr sei die Akzeptanz eine viel höhere gewesen. Landrat Herbert Winkel nahm das Geschehen zum Anlass, um die Bevölkerung erneut zum Einhalten der Corona-Regeln aufzufordern. Der Landkreis teilte weiter mit, dass es 6 weitere bestätigte Neuinfektionen gibt. Diese Personen hätten sich bereits zum Teil in Quarantäne befunden. Die Gesamtzahl der Fälle im Landkreis steigt somit auf 728. Die Zahl der Genesenen steigt um 3 Personen auf 614. 31 Senioren und 19 Mitarbeiter sind infiziert
Mit schwerer Atemnot ging es in die Klinik
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