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Junge Pastorin brennt für ihren Beruf

Zwei Jahre lang  absolvierte Femke Beckert ihr Vikariat in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Essen. Geprägt wurde die Zeit auch von Corona.

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Am Ziel: Femke Beckert tritt Anfang Februar ihre erste Pastorenstelle an. Foto: Anna Moosmann

Am Ziel: Femke Beckert tritt Anfang Februar ihre erste Pastorenstelle an. Foto: Anna Moosmann

Lange wird Femke Beckert nicht mehr in ihrer Wohnung in Essen zu erreichen sein. Sie sitzt praktisch auf gepackten Koffern. Am Donnerstag verlässt die frisch gebackene Pastorin den Ort. Von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde wurde sie bereits am Sonntag verabschiedet.

„Die Feier war traurig-schön“, bekennt die 28-Jährige. Coronabedingt fiel der Gottesdienst deutlich kleiner aus, als eigentlich geplant. Enge Wegbegleiter waren da, das Pfarrerehepaar Eva Hachmeister-Uecker und Michael Harald Uecker fand warme Worte für die scheidende Vikarin. Die setzte sich in ihrer Predigt mit dem Thema Wunder auseinander und stellte dabei natürlich Bezüge zur aktuellen Corona-Situation her.

Beckerts Vikariat verlief praktisch zweigeteilt. Als sie im Oktober 2018 den Dienst in der Gemeinde aufnahm, hatte sie, die damals noch Femke Isermann hieß, vor allem die Nähe zu den Menschen suchen wollen. Im ersten Jahr sei das auch gut möglich gewesen. „Das war mein Glück, weil ich ja alles zum ersten Mal machte.“ Die junge Frau stürzte sich mit Freude in die Arbeit, zu der auch der Religionsunterricht in der Grundschule gehörte. Mit dem ersten Lockdown aber änderte sich das Gemeindeleben schlagartig.

Abschied unter Corona-Bedingungen: Das Pastorenehepaar Hachmeister-Uecker bedankt sich bei Femke Beckert (rechts). Foto: Klaus HönemannAbschied unter Corona-Bedingungen: Das Pastorenehepaar Hachmeister-Uecker bedankt sich bei Femke Beckert (rechts). Foto: Klaus Hönemann

„Kontakte waren nicht mehr möglich, alles wurde auf Krisenmodus umgestellt. Wir haben versucht, das Beste aus der Situation zu machen.“ Mit Online-Gottesdiensten und geistlichen Impulsen, darunter einer „Wäscheleine der guten Hoffnung“, hielt das Seelsorger-Trio den Draht zu den Gläubigen aufrecht. Die Hoffnung, dass die Pandemie alsbald vorüber sein würde, erfüllte sich indes nicht. „Wir sind jetzt alle etwas müde“, gibt Beckert zu. „Es ist ein echter Kraftakt und wir fragen uns, wie lange wir ihn noch durchhalten müssen.“ Auf die jetzige Situation lasse sich nur schlecht etwas aufbauen, bedauert die Theologin, die in Hamburg studiert hat.

Sie selbst kam trotzdem weiter, erwarb die Lehrbefähigung und absolvierte die abschließenden Prüfungsteile. So musste sie unter anderem einen Predigtentwurf vorlegen, einen Examensgottesdienst abhalten und eine wissenschaftliche Arbeit schreiben. Darin untersucht sie, wie es der Kirche gelingen könnte, junge Menschen für sich zu begeistern und vergleicht die Ansätze verschiedener Landeskirchen. Ihre Erkenntnis: „Wir müssen unsere Willkommenskultur verbessern und mehr Formate schaffen, die sich an Menschen zwischen 25 und 35 richten“. Doch das setze wiederum voraus, dass sich die jungen Leute wieder begegnen dürfen.

Manche Mitglieder halten Corona für Strafe Gottes

Aus Essen nehme sie wichtige Erfahrungen mit, betont die gebürtige Delmenhorsterin. „Das Umfeld ist spannend. Die Integration von Menschen aus verschiedenen Nationen spielt hier eine große Rolle.“ Das trifft auch auf die evangelische Kirchengemeinde selbst zu, die sich größtenteils aus Heimatvertriebenen und ihren Nachkommen sowie Spätaussiedlern zusammensetzt. Mit Letzteren eckte Femke Beckert durchaus auch mal an. „Manche von ihnen halten Corona für eine Strafe Gottes, doch das entspricht nicht meiner Vorstellung von Gott.“ Die Zeit in Essen hat sie in ihrem Berufsziel bestärkt. „Ich durfte zum Beispiel ein Paar trauen und im Jahr darauf ihr Erstgeborenes taufen. Das ist genau das, wofür mein Herz brennt.“

Schon in zwei Wochen tritt Femke Beckert ihre erste Stelle als Pastorin an. Sie übernimmt die Kirchengemeinde in Lengede bei Peine. Dort kennt man sich mit Wundern aus. Ende Februar wird sie ordiniert. Ihr Ehemann, ein Ingenieur, hatte schon vorher einen Job in der Region gefunden. „Das war echte Fügung“. Das Paar kann seine Fernbeziehung nun endlich beenden. Mindestens drei Jahre wird Beckert bleiben, eine Verlängerung ist möglich. Die Gemeinde sei jung und lebendig, sagt sie. Das dürfte passen.

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