"Jetzt ist auch gut": Vechtaer SKM-Geschäftsführer Pille ist im Ruhestand

Natürlich ging ihm der Abschied doch ein bisschen nahe. Fast 40 Jahre war Thomas Pille beim Katholischen Verein für soziale Dienste (SKM) in Vechta, zuletzt als Geschäftsführer, zwischenzeitlich sogar sein eigener Chef als Vorsitzender im Vorstand. Er hatte sich viele Jahre als Leiter der Wohnungslosenhilfe und als Leiter des Betreuungsvereins des SKM für seine Klienten starkgemacht, vor allem aber auch für seine Mitarbeiter. Pille gilt als jemand, der sich engagiert für die Weiterentwicklung und Professionalisierung des Vereins eingesetzt hat. Der Vechtaer hatte mit dem Vorstand zuletzt außerdem noch dafür gesorgt, dass der SKM bald in ein neues Heim am Dominikanerweg ziehen kann.

Aber einen "Heiligenschein" sollte ihm keiner von den Rednern beim Festakt im Vechtaer Antoniushaus verpassen, sagte Pille. Er sei kein Freund blumiger Worte.

So sagte der Diplompädagoge bei seinem Abschied auch: "Das war meine Arbeit. Ich wurde mein ganzes Berufsleben dafür bezahlt." Und: "Kommt mir jetzt bloß nicht in der Rente mit irgendeinem Ehrenamt." Er werde erstmal Motorrad fahren. Seine Kollegen und Weggefährten wussten das einzuschätzen.

Geradlinig, sehr geschätzt

Sein Mitarbeiter Hans-Jochen Steinhagen sagte, mit Pille gehe ein Chef, eine ehrliche Haut mit viel Erfahrung, der auch Mentor, Kollege und Kamerad war, besonders aber auch Mensch. Seine raue Art sei gewöhnungsbedürftig gewesen. Pille habe andererseits auch nie viel Feingefühl erwartet. Pilles geradlinige Art habe auch die Klienten beeindruckt. Sie mussten immer mit klaren Ansagen rechnen, schätzten Pille aber sehr.

1984 war der Vechtaer Student als Praktikant zur "Beratungsstelle für Nichtsesshafte" des Sozialdienstes Katholischer Frauen und Männer (SKFM) gekommen – damals noch in einem alten Friseursalon an der Bremer Straße, nebenan war die Teestube. Pille wurde Aushilfskraft, Krankheits- und Urlaubsvertretung. Nach bestandenem Diplom arbeitete er dann doch zunächst für das Institut für Berufs- und Sozialpädagogik in Bremen und beim Projekt Sozialer Briefkasten in Vechta, ehe er ab 1989 hauptamtlich in der "Beratungsstelle für Nichtsesshafte" ankam. Ab 1998 war er Mitglied im Vorstand, ab 2019 dann offiziell Geschäftsführer.

Seine letzte Amtshandlung war jetzt, alle Mitarbeiter vorübergehend im Haus der Caritas am Neuen Markt zusammenzuziehen. Den Standort an der Ecke Münsterstraße/Rombergstraße hat der SKM aufgegeben – Pille war als Möbelpacker im Einsatz. Voraussichtlich ab Ende 2023 sollen Wohnungslosenhilfe, Betreuungsverein und auch die Suchtberater des SKM im neuen Beraterhaus am Dominikanerweg erreichbar sein. Das Osnabrücker Stephanswerk baut das Gebäude mitsamt neuer Übergangswohnungen für den Verein.

Gäste bei Pilles Verabschiedung waren neben Arbeitskollegen auch Vertreter der Caritas und mit dem Ersten Kreisrat Hartmut Heinen auch ein Vertreter des Landkreises. Als Freund seit Studientagen war auch der Geschäftsführer des SKM Lingen, Hermann-Josef Schmeinck, dabei. Der Emsländer verlieh Pille im Namen des Bundesverbandes die goldene Nadel des SKM.