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Jahresrückblick: Diese Kriminalfälle haben Polizei und Gericht besonders beschäftigt

Vor dem Landgericht in Oldenburg sind 2024 viele schwere Straftaten aus dem Oldenburger Münsterland verhandelt worden. Der Tod der Mutter aus Damme war besonders erschütternd.

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Das Landgericht in Oldenburg: Schwere Straftaten aus dem Oldenburger Münsterland werden hier verhandelt. Foto: M. Niehues

Das Landgericht in Oldenburg: Schwere Straftaten aus dem Oldenburger Münsterland werden hier verhandelt. Foto: M. Niehues

„Sie haben das Leben Ihrer Frau beendet zu einem Zeitpunkt, als es ihr gut ging“. Mit diesen deutlichen Worten in Richtung des Angeklagten beschrieb die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer die tödliche Trennung eines Ehepaares von Februar in Damme. Ein 50-jähriger Pole hatte hier morgens seiner 41-jährigen Frau aufgelauert und sie mit mehreren Messerstichen ums Leben gebracht. Anschließend flüchtete der Mann mit seinem Pkw und baute auf der Autobahn A1 bei Wildeshausen einen Verkehrsunfall, bei dem er schwere Verletzungen erlitt.

Dieser Femizid und viele weitere schwere Straftaten aus dem Oldenburger Münsterland wurden im Laufe des Jahres vor dem Landgericht in Oldenburg aufgearbeitet. Der Tod der 41-jährigen Dammerin und Mutter zweier Töchter sorgte dabei für besondere Betroffenheit. Erschüttert zeigte sich hier auch der Vorsitzende Richter. Angehörige und Freunde der Getöteten fragten sich zudem, warum diese letztlich nicht vor ihrem Mann geschützt werden konnte. Denn die Trennungsprobleme hatten immer wieder zu Konfrontationen geführt, bei der auch die Polizei eingeschaltet wurde.

Nachdem die Betroffene zwischenzeitlich in einem Frauenhaus unterkam, erhielt der streitsüchtige Mann die Auflage, sich ihr nicht näher als 100 Meter annähern zu dürfen. Dass der Mann seine Frau wegen der Trennung mit dem Tode bestrafen wollte, schien aber niemand geahnt zu haben. Im September verurteilte das Landgericht den Täter zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe. „Ich hoffe, dass Du im Gefängnis verfaulst“, kommentierte dies im Gericht dessen aufgelöste Tochter. Das Urteil ist allerdings noch nicht endgültig. Im Oktober wurde Revision beantragt.


Autofahrer durchbricht Bauernblockade und überfährt Landwirt

Geprüft werden muss auch das Urteil gegen einen 46-jährigen Mann aus dem Emsland. Dieser hatte Anfang des Jahres bei den Bauerndemos mit seinem Auto eine Traktorenblockade auf der Bundesstraße 72 bei Thüle gewaltsam durchbrochen. Mit hohem Tempo quetschte er seinen Kleinwagen durch eine viel zu enge Lücke zwischen zwei Trecker hindurch, fuhr dabei einen Landwirt an und schleuderte diesen auf die Motorhaube. Selbst als der Landwirt herunterrutschte, stoppte der Autofahrer nicht. Er überfuhr den Mann und schleifte ihn mehrere Meter weiter. Es sei ein Wunder, so der Vorsitzende Richter, dass der Landwirt nicht schwerer verletzt worden sei, obwohl dieser sogar mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe schlug. Der Autofahrer gestand die Fahrt, betonte aber, es sei nicht seine Absicht gewesen, jemanden zu verletzten. Das Urteil Anfang Dezember fiel dennoch eindeutig aus. Der Autofahrer wurde zu einer Freiheitsstrafe von 3 Jahren und 7 Monaten verurteilt.


Europaweit tätiger Einbrecher wird verurteilt

Die Härte des Gesetzes schlägt mitunter auch dann noch zu, wenn die Taten rund 10 Jahre zurückliegen. Das verspürte ein 51-jähriger Mann aus Albanien im November vor dem Landgericht Oldenburg. Der europaweit tätige Einbrecher wurde wegen 27 Taten zu 4 Jahren und 10 Monaten Gefängnis wegen schweren Bandendiebstahls verurteilt. Mittäter der Bande waren schon vor vielen Jahren geschnappt und verurteilt worden, nachdem die Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta die Einbrecher durch akribische Ermittlungsarbeit sogar bis in die Schweiz verfolgt hatte. Der jetzt Verurteilte hielt sich in Albanien versteckt und flog wegen eines internationalen Haftbefehls beim Grenzübertritt in Italien auf.


Einbrecher misshandeln Opfer und leugnen die Tat

Wie menschenverachtend grausam Einbrecher mit Opfern umgehen können, wurde während einer Gerichtsverhandlung im Herbst deutlich. Der 61-jährige Betroffene aus Cloppenburg sprach vom schlimmsten Tag seines Lebens. Zwei Männer hatten den Mann an der Haustür betäubt, überwältigt und diesen anschließend körperlich schwer misshandelt, weil sie Geld-Verstecke im Haus herauspressen wollten. Der verletzte Mann konnte sich später von seinen Fesseln befreien und zu einem Nachbarn retten. Bis zuletzt bestritten die drei Angeklagten die Tat. Dass die Verteidiger auf Freispruch plädierten, half nicht. Die beiden Haupttäter wurden zu 7 Jahren und 10 Monaten sowie 7 Jahren und 4 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt.


Drogenbande aus Lastrup fliegt auf

Durch die akribische Ermittlungsarbeit der Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta flog auch eine Drogenbande aus Lastrup auf. Vier junge Leute im Alter von 20 bis 23 Jahren importierten aus den Niederlanden Drogen im großen Stil, um diese in Lastrup zu portionieren und weiterzuverkaufen. Insgesamt ging es um 105 Kilogramm Marihuana, 17 Kilogramm Kokain und 24 Kilogramm Amphetamine. Bei umfangreichen Durchsuchungen konnte die Polizei viele Beweismittel wie Drogen, Luxusgüter und teure Autos sicherstellen.

Letztlich sprach der Vorsitzende Richter von einer erdrückenden Beweislast. Das führte zu Geständnissen und im Rahmen einer sogenannten Verständigung zu etwas niedrigeren Strafen. Das Urteil folgte Anfang September. Ein 22-Jähriger muss jetzt für 7 Jahre und 2 Monate ins Gefängnis, ein weiterer 22-Jähriger und ein 23-Jähriger für je 6 Jahre und 8 Monate in Haft und der vierte Angeklagte, weil er als 20-Jähriger nach dem Jugendstrafrecht verurteilt wurde, für lediglich 3 Jahre ins Gefängnis.


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