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Jahresrückblick: Der Kanzler auf dem Stoppelmarkt

Perfekt in Szene gesetzt: Erstmals besuchte ein Bundeskanzler den Stoppelmarkt in Vechta. Das Highlight mit Olaf Scholz war zuvor minutiös geplant worden.

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Präsentierte sich als geübter Bierzapfer: Kanzler Olaf Scholz im traditionellem Stand der Familie Linnemann. Foto: M. Niehues

Präsentierte sich als geübter Bierzapfer: Kanzler Olaf Scholz im traditionellem Stand der Familie Linnemann. Foto: M. Niehues

Eines muss man Bürgermeister Kristian Kater lassen: Er schaffte, was vorher keinem Bürgermeister in Vechta gelungen war – einen Bundeskanzler als Festredner für den Stoppelmarkt zu verpflichten. Und der nutze den Auftritt am Stoppelmarktmontag, um sich auf dem Fest der Feste ganz volksnah als Everybody’s Darling zu präsentieren – offensichtlich ahnend, dass Bundestagswahlen manchmal viel schneller nahen, als geplant. Und wissend, dass er Sympathiepunkte sammeln muss, um sich und die SPD aus dem Umfragetief zu heben.

Gelungen ist ihm das bei seinem Besuch in Vechta auf jeden Fall. Zudem hielt er, was ihm wohl die wenigsten zugetraut hätten – eine äußerst fulminante Rede. Humorvoll, sehr pointiert, aber auch sachlich und treffend auf den Punkt gebracht, wenn nachdenkliche Töne angesagt waren. Das kam beim Publikum an – auch weil Scholz es verstand, sich dabei selbst auf die Schippe zu nehmen und einzuräumen, dass er vor dieser Rede mehr „Manschetten“ gehabt habe, als vor den Vereinten Nationen zu sprechen. Bemerkenswert war auch, wie stimmig der Inhalt auf die Region abgestimmt war. Ob vom Kanzleramt geschrieben oder von der Partei, hier wurde für Scholz ganze Arbeit geleistet, um in Vechta glänzen zu können.

Zum Austausch im Wohnwagen des Vechtaer Schausteller-Vereins. Von links: Vereinsvorsitzender Jürgen Meyer, Ministerpräsident Stephan Weil, Bürgermeister Kristian Kater, Bundeskanzler Olaf Scholz und Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes. Foto: M. NiehuesZum Austausch im Wohnwagen des Vechtaer Schausteller-Vereins. Von links: Vereinsvorsitzender Jürgen Meyer, Ministerpräsident Stephan Weil, Bürgermeister Kristian Kater, Bundeskanzler Olaf Scholz und Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes. Foto: M. Niehues

Das war auch beim rund halbstündigen Rundgang über den Markt zu spüren. Was locker nach außen wirkte, war zuvor von langer Hand minutiös geplant und am Sonntag zuvor noch einmal geprobt worden. Das übliche Frühstück bei Schmedes war aus Sicherheitsgründen gar nicht erst vorgesehen, jede Person, die sich in Reichweite des Kanzlers aufhielt, wurde lange vorher durchleuchtet. Und so war das Bierzapfen bei Linnemann genauso wenig dem Zufall überlassen, wie die Begegnung mit dem Betreiber des historischen Pferdekarussells oder die mit Ludger Fischer und dessen berühmten Schinkenbroten. Scholz biss herzhaft zu, für viele Kameras ein begehrtes Motiv.

Und genau von diesen medial verbreiteten Motiven profitiert ein Politiker, der trotzt höchster Sicherheitsstufe Volksnähe zeigen will. Das Medienecho war jedenfalls riesig. So viele Journalisten waren noch nie in Vechta, um über den Ehrengast und den Montagsempfang zu berichten. Das färbt natürlich auch auf den Stoppelmarkt ab. Mehr positive Außenwirkung lässt sich kaum erzeugen. Davon profitiert zweifellos auch das Volksfest. Besonders auswärtige Besucher dürfte das motivieren, nach Vechta zu kommen.

Olaf Scholz begegnete aber auch Menschen ganz ohne Begleitung von Fernsehkameras. So nahm er sich gleich nach seiner Hubschrauber-Landung Zeit für einen Austausch mit Leuten des Sanitätsdienstes und der Feuerwehr. Und nach seiner Rede suchte er den historischen Wohnwagen des Vereins der reisenden Schausteller Vechta zu einem Gedankenaustausch aus. Begleitet wurde er dabei von Ministerpräsident Stephan Weil und Bürgermeister Kristian Kater. Abert Ritter, Präsident des Deutsches Schaustellerbundes, und Jürgen Meyer, Vorsitzender des Vechtaer Schaustellervereins, eine Zukunft hat.

Achterbahnfahrt ohne Sicherheitsbeamte: Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und Bürgermeister Kristian Kater haben Spaß. Foto: M. NiehuesAchterbahnfahrt ohne Sicherheitsbeamte: Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und Bürgermeister Kristian Kater haben Spaß. Foto: M. Niehues

Ebenfalls für ein großes Medienecho sorgte der Besuch von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), der an der Seite des Bürgermeisters am Donnerstag den Stoppelmarkts eröffnete. Eigentlich galten auch für ihn hohe Sicherheitsstandards. Ebenfalls sollte deshalb auf eine Karussellfahrt verzichtet werden. Özdemir entschied sich anders, löste sich vom Protokoll und stieg mit Kristian Kater zusammen kurzerhand in die Wilde Maus ein. Beide hatte Spaß, die Zuschauer der wilden Fahrt auch. Und Özdemir kam jedem Autogramm- und Fotowunsch nach. Es geht auch ohne minutiöse Vorbereitung.


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