Irgendwie geht es immer weiter
Kolumne: Meine Woche – Beim Ausräumen der elterlichen Wohnung kommen einem die unterschiedlichsten Dinge entgegen und Gedanken in den Kopf – insbesondere vor Ostern.
Gabriele Henneberg | 19.04.2025
Kolumne: Meine Woche – Beim Ausräumen der elterlichen Wohnung kommen einem die unterschiedlichsten Dinge entgegen und Gedanken in den Kopf – insbesondere vor Ostern.
Gabriele Henneberg | 19.04.2025
Standen Sie auch schon einmal vor der Herausforderung, eine Wohnung auszuräumen? Diese Aufgabe fällt einem nach dem Tod von Verwandten und insbesondere der eigenen Eltern zu. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle ist damit verbunden – das kann jede und jeder nachvollziehen, der dies schon mal bewältigt hat. Ein ganzes Leben fällt einem da entgegen, angefangen bei den Möbeln über Bücher, Kleidung, Hausrat, Korrespondenzen, flüchtig Gesammeltes und bewusst Aufbewahrtes. Entscheiden muss man dann – mit dem gebotenen Respekt – was darf bleiben, was muss gehen, wer bekommt was? Letzteres kann schon mal zu größeren Verwerfungen innerhalb der Familie führen – in meiner glücklicherweise nicht. Wer angesichts des Versterbens geliebter Menschen über Dinge streitet, hat keine Kinderstube genossen. Denn ein solches Verhalten grenzt in meinen Augen an Leichenfledderei und hat nichts mit echter Trauer und Verlust zu tun. Aber man wundert sich schon, wie manche Menschen sich verändern, wenn es ans Erben geht – wie gesagt, nicht bei uns, Gott sei Dank! Apropos Gott: Als hilfreich und vor allem tröstlich empfinde ich, auch wenn das jetzt vielleicht für manche „Schweres, aber auch Leichtes kommt beim Ausräumen in den Sinn.“ Schweres, aber eben auch Leichtes kommt beim Ausräumen in den Sinn: Erinnerungen an gemeinsame Reisen, Feiern mit der Familie, diverse Schulerlebnisse und Konzerte, Museumsbesuche und (Kinder-)Geburtstage – und vor allem die schönen Familienfeste wie Weihnachten und Ostern. Und man bekommt ein wenig einen Blick auf sich selbst, wie die Eltern ihn hatten: Da fallen etwa vor langer Zeit selbst gemalte Bilder in die Hände oder ein Weihnachtswunschzettel, der den mit vielen „Bitte“ unterstrichenen verzweifelten (und vergeblichen) Wunsch nach einem Rennrad ins Gedächtnis ruft. Vors innere Auge treten auch Lehrstunden mit dem liebevoll-strengen Vater zum Zimmer-Aufräumen (absolute pädagogische Katastrophe) oder Märchen-Vorlese-Abende mit ihm, die meinen Sinn für Nonsens-Humor geweckt haben. Gespräche mit der still-zurückhaltenden und selbstlos-zugewandten Mutter über Lebenspläne und Partnerwahl (Letzteres leider auch eine Vollkatastrophe), gemeinsame Spaziergänge, Arbeit im Garten und die mich mit ihr verbindende Liebe zu Flora und Fauna. Und man fragt sich, was von all dem bleibt? Das bittersüße Wissen um eine schöne Kindheit, Dankbarkeit für die stete Unterstützung und der Wunsch,
Menschen nicht „modern“ ist, die christlichen Werte und Vorstellungen von Erlösung und Leben nach dem Tod, die mir von Kindesbeinen an mitgegeben wurden. Zumal ich nicht die strenge römisch-katholische Schule des Oldenburger Münsterlandes, sondern eine sehr viel entspanntere „rheinisch“-katholische im schönen Bonn „durchlaufen“ durfte – inklusive rheinischem Karneval, der für die Region typischen Leichtigkeit und viel Verständnis für die Fehlbarkeit der menschlichen Natur. Erlösung von allem Schmerz und allen irdischen Sorgen, allem Verrückten und Bösen, das (wieder) trotz besseren Wissens von der Welt Besitz ergreift – ein schöner Gedanke, der den Verlust meiner Eltern etwas lindert.
möglichst viel zurückzugeben. An die eigene Familie, aber auch andere Menschen. Denn Nächstenliebe ist das wichtigste Gebot im christlichen Glauben und stände in der heutigen Zeit sehr vielen Menschen neben mehr Toleranz, Demut und Wohlwollen gut zu Gesicht. Die Hoffnung bleibt – und das Wissen, dass es immer irgendwie weitergeht.Zur Person:
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