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Im Kreis Vechta soll es mehr Blühwiesen geben

CDU stellt Antrag auf Erhöhung der Fördergelder, die von der Stiftung für Umwelt und Naturschutz verteilt werden. Das Ziel lautet: Dem Rückgang der Artenvielfalt soll entgegengewirkt werden.

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Heimstatt für Insekten: Eine Blumenwiese mit einer Vielfalt an Pflanzen. Foto: dpa / Zucchi

Heimstatt für Insekten: Eine Blumenwiese mit einer Vielfalt an Pflanzen. Foto: dpa / Zucchi

Insektensterben und mangelnde Vielfalt an Pflanzen – von dieser bedrohlichen Entwicklung ist auch der Landkreis Vechta betroffen. Eine wesentliche Ursache des Artenrückgangs in der Tierwelt vor Ort seien „die fehlenden blütenreichen Wegraine und Flächen“, sagt Landrat Herbert Winkel. Denn: In intensiv genutzten Agrarregionen würden „heute vielfach nur noch artenarme Saumfragmente“ existieren. Nun soll mehr gegengesteuert werden. Die CDU-Kreistagsfraktion hat einen Antrag vorgelegt, der auf eine verstärkte Förderung von Blühstreifen und Blühwiesen abzielt. Zugleich läuft ein ähnliches Projekt des Kreislandvolks. Ein Überblick:

Der CDU-Antrag: Die jährliche Förderung des Blühstreifenprogramms der Stiftung für Umwelt und Naturschutz im Landkreis Vechta (SUN) soll von 15000 Euro auf 25000 Euro angehoben werden. Der erhöhte Zuschuss aus dem Kreisetat soll zunächst für drei Jahre gelten. „Dann muss eine Evaluation erfolgen“, heißt es in dem Antrag, den CDU-Kreistagsfraktionschefin Sabine Meyer beim Landrat eingereicht hat. Die Initiative wird am Donnerstag (12. März) im Umweltausschuss beraten. Meyer nennt als Begründung des Vorhabens: Das SUNBlühstreifenprogramm „sei ein großer Erfolg“. Die Erhöhung der Summe soll ermöglichen, dass auch größere Flächen gefördert werden.

Das SUN-Projekt: Landrat Winkel freute sich als SUN-Vorsitzender über den CDU-Antrag. Beim SUN-Blühstreifenprojekt betrage der Zuschuss pro 1000 Quadratmeter (0,1 Hektar) im ersten Jahr 150 Euro und für jedes weitere Jahr 50 Euro, erklärt Winkel. Die Mindestgröße der entsprechenden Fläche liege bei 500 Quadratmetern. Bei Arealen, die kleiner sind, werde „das notwendige Saatgut zur Verfügung gestellt“. Im SUN-Geschäftsjahr 2019 seien für insgesamt acht Blühflächen (58194 Quadratmeter) sowie für Saatgut, das auf 18200 Quadratmetern ausgebracht wurde, 15522 Euro zur Verfügung gestellt worden.

SUN-Vorstandsmitglied Martina Spille sagt: „Wir sind glücklich, dass so viele an dem Programm teilnehmen.“ Spille, die auch CDU-Kreistagsabgeordnete ist, berichtet: Ihre Fraktion habe überlegt, was für die Artenvielfalt getan werden könne. Da sei der Gedanke entstanden, der SUN mehr Geld zur Förderung von Blühwiesen zur Verfügung zu stellen. Die Flächen und Streifen sind über den Landkreis verteilt. Sie liegen unter anderem in Bakum, Mühlen, Steinfeld, Goldenstedt, Lohne und Holdorf, wie SUN-Geschäftsführer Rudolf Stukenborg berichtet. Er betont: Es gehe um Nachhaltigkeit. Gefördert werden könne deshalb nur eine Blühfläche, die für mindestens drei Jahre angelegt werde. Stukenborg erläutert: Bei einjährigen Projekten drohe die Gefahr, dass die Brut der Insekten beim Abmähen vernichtet werde.

Stukenborg sagt, das SUN-Projekt soll dafür sorgen, dass sich Wildbienen, das grüne Heupferd (eine Grashüpferart), Hornissen, Erdwespen, die Mosaikjungfer (eine Libellenart), der Lindenschwärmer (ein Falter) und andere Wiesenbewohner neu verbreiten. Stukenborg: „Die Pflanzen dienen dem Insektenschutz. Und durch die Blühstreifen werden wir bunter.“

Das Landvolk: Der Geschäftsführer Dr. Friedrich Willms sagte, das Kreislandvolk begrüße die Initiative der CDU-Kreistagsfraktion. Mittel zur Förderung der Artenvielfalt zur Verfügung zu stellen, sei „gut angelegtes Geld“. Besonders freue es das Landvolk, dass die Ziele dieser Fördermaßnahme dem eigenen Projekt „Fabian“ (Förderung der Artenvielfalt und Biotopvernetzung in der Agrarlandschaft Niedersachsen) ähneln. Das Vorhaben werde in diesem und im nächsten Jahr mit der Stiftung Kulturlandpflege und der Bingo- Umweltstiftung durchgeführt.

„Hier stellen Landwirte für freiwillige Maßnahmen landwirtschaftliche Flächen zur Verfügung und erhalten dafür eine Aufwandsentschädigung.“ Dafür stünden 100000 Euro zur Verfügung. Das Projekt sei „sehr gut“ angelaufen. Von den anvisierten etwa 50 Hektar in Steinfeld, Dinklage und Visbek seien „binnen kürzester Zeit 40 Hektar von 35 Landwirtinnen und Landwirten zusammen gekommen“. Es würden noch „ein paar wenige Freiwillige“ gesucht.

Der Naturschutzbund: Ludger Frye, der Vorsitzende der Vechtaer Kreisgruppe des Naturschutzbundes (Nabu), sagte: „Wir begrüßen jede Initiative, die zum Ziel hat, den Anteil der Blühflächen zu erhöhen.“ Und: Die Bindung der Fördergelder an einen mindestens dreijährigen Zeitraum sei „der richtige Ansatz“. Bei einjährigen Projekten sei ungewiss, wie nachhaltig sie sein könnten. Schließlich müssten die Populationen von Wildbienen, Schmetterlingen oder Schwebfliegen neu aufgebaut werden. In einer Region mit intensiver Agrarwirtschaft stelle sich die Frage, wo die Insekten überhaupt herkommen sollen. Und: Nicht jede Insektenart gehöre zu den „Schnellbesiedlern“. Wenn es um Vielfalt gehe, sei das zu beachten.

Pro Natura: Der Vorsitzende des Naturschutzvereins „Pro Natura“, Ulrich Heitmann, sagte über die CDU-Initiative: „Ich begrüße das Umdenken.“ Er hoffe, dass es sich fortsetze, damit weitere sowie größere Flächen für das Anlegen von Blumenwiesen genutzt werden. Er moniert allerdings: Das Antragsverfahren bei der SUN auf eine Förderung sei „zu bürokratisch“. Es sei sinnvoller, das Fördergeld auf die Kommunen zu verteilen. Die Städte und Gemeinden könnten dann brach liegende Flächen in Blühwiesen umzuwandeln.

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