Hauptsache Führerschein?
Kolumne: Notizen aus dem wahren Leben – Bei der Führerscheinprüfung wird immer häufiger geschummelt. Das ist nicht nur unverantwortlich.
Elisabeth Schlömer | 04.09.2025
Kolumne: Notizen aus dem wahren Leben – Bei der Führerscheinprüfung wird immer häufiger geschummelt. Das ist nicht nur unverantwortlich.
Elisabeth Schlömer | 04.09.2025
Ein unbeschreibliches Gefühl, als ich zum ersten Mal meinen Führerschein in den Händen hielt. Daran kann ich mich erinnern, als ob es gestern war und nicht schon 1974. Ein Meilenstein in meinem Leben. Endlich mobil! Ja, der Führerschein war schon ein großes Stück neu gewonnener Freiheit. Aber wie lautet ein altes Sprichwort so treffend: „Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt.“ Also war vor dem großen Augenblick büffeln angesagt. Es musste eine Menge Theorie für die Prüfung gelernt werden. Aber das nahm ich gern in Kauf. Aktuell ist dieser Weg immer mehr Prüflingen scheinbar zu steinig. Vor 2 Wochen schlugen die Medien Alarm. „Beim Lappen wird immer öfter geschummelt“, lautete eine der Schlagzeilen. Um die theoretische Prüfung zu bestehen, werden nicht nur alte Methoden, sondern auch hoch modernes technisches Equipment genutzt. Wem aber Kameras und der berühmte „Knopf im Ohr“ nicht reichen, schickt lieber gleich einen Doppelgänger mit falschem Ausweis. Seit 2020 ist die Zahl der unerlaubten Tricks laut Tüv-Verband um 50 Prozent angewachsen. Tendenz stark steigend. Dieser Versuchung konnte ich als Fahrschülerin nicht erliegen. Funkempfänger waren damals groß wie Ziegelsteine. Also wohin damit? Einen anderen zu schicken, brachte auch nichts. Mein Fahrschullehrer kannte alle seine „Schäfchen“ persönlich. Nicht verwunderlich. Schließlich betrieb er seine Kundenakquise schon über mehrere Jahre während meiner Schulzeit. Und Spickzettel zu nutzen, war einfach nicht mein Ding. Verblieb als Alternative nur: lernen! „Wichtig erscheint mir daher, in der Fahrschule Verantwortung und Rücksichtnahme im Straßenverkehr zu vermitteln.“ Dafür war der praktische Teil aber keine Herausforderung für mich. Natürlich hatte ich schon mal auf unserem Hof geübt. Auf abgelegenen Strecken ließ mich mein älterer Bruder ab und an auch schon mal ans Steuer. „Begleitetes Fahren“ Mitte der 1970er Jahre eben. Der Umgang mit Kupplung, Schaltung, Bremse und Gas war mir daher schon vor Beginn der Fahrschule vertraut. Was auch meinem Fahrschullehrer auffiel. Aber da gab es sicherlich noch viele andere, bei denen er das auch bemerkte. Trotz meines nicht unbedingt vorschriftsmäßigen Starts ins Autofahrerleben kann ich heute doch auf ein unfallfreies zurückblicken. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich die theoretische Prüfung noch aus dem Stand schaffen würde. Hand aufs Herz, wer kann das schon? Wichtig erscheint mir daher, in der Fahrschule Verantwortung und Rücksichtnahme im Straßenverkehr zu vermitteln. Umso entsetzter war ich, als ein bereits vor Jahren verstorbener Fahrschullehrer auf der Westerlandstraße im Bereich des Stadions zu seinem Schüler sagte: „Gib Gas oder willst du, dass dich der Dackel von rechts überholt?!“ Selbst wenn er das Tempo-30-Schild offenbar übersehen hatte, war diese Aussage für mich ein No-Go. So ausgebildete Fahrschüler sind trotz hervorragender Kenntnisse aller Regelwerke eine potenzielle Gefahr im Straßenverkehr.Zur Person:
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