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Gläubige treten in St. Josef mit ihren Sorgen an die Klagemauer

Seelsorge zu festen Zeiten und ein Ort, um seine Gedanken und Nöte niederzuschreiben: Ein neues Projekt der Kirchengemeinde St. Andreas in Cloppenburg soll auch Ventil in der Pandemie sein.

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Rote Ziegelsteine bilden in der ehemaligen Taufkapelle der St.-Josef-Kirche eine Klagemauer. Dieser Ort soll ein Ort der Stille, der Klage und der Trauer sein – nicht nur für Angehörige von Corona-Opfern.   Foto: Gehlenborg

Rote Ziegelsteine bilden in der ehemaligen Taufkapelle der St.-Josef-Kirche eine Klagemauer. Dieser Ort soll ein Ort der Stille, der Klage und der Trauer sein – nicht nur für Angehörige von Corona-Opfern.  Foto: Gehlenborg

Was erwarten Menschen heute von der Kirche? Vielleicht, Kraft und Zuversicht zu finden für den eigenen Alltag? In der St.-Josef-Kirche stapeln sich zurzeit rötliche Bauziegel. Die Steine haben viele kleine Löcher, sie bieten die Möglichkeit, Namen von verstorbenen Angehörigen oder Freunden sowie eigene Gedanken, Hilferufe, Anliegen und Gebete – auf Zetteln notiert – in diese Löcher zu stecken. Gedanken sollen auf diese Weise einen Raum haben, sich nicht nur, aber auch mit den Opfern der Pandemie zu beschäftigen.

Die Klagemauer in Jerusalem bietet dafür das entsprechende Vorbild. Sie ist der Rest des Tempels, der vor vielen Jahrhunderten zerstört wurde. Für viele Juden weltweit und auch für andere Menschen ist diese Mauer ein Ort, an dem sie Kraft schöpfen können. In die Ritzen dieser historischen Mauer stecken sie ihre Sorgen, Hoffnungen, Wünsche und ihre persönliche Trauer.

Zweimal im Jahr werden diese Zettel auf dem Friedhof des Ölbergs in Jerusalem begraben. Trauer und Not lösen sich nicht einfach auf, wenn sie aufgeschrieben werden. Aber das Aufschreiben erleichtert manche Situation.

Seelsorger empfangen Besucher ­montagnachmittags

In der ehemaligen Taufkapelle der St.-Josef-Kirche gibt es vor der Klagemauer einige wenige Stühle. Sie sind so auf Abstand gestellt, wie es die Hygienevorschriften in der Corona-Pandemie erfordern. Die Stühle laden zum Verweilen ein. Wer mag, kann dann Zettel mit Gedanken der Trauer und der Klage in die Löcher der Steine schieben. Eine Kerze kann zudem in eine Schale mit Sand gesteckt werden.

Kleine Karten können mitgenommen werden, die vom Inhalt her danach fragen, wo Gott in der Dunkelheit der menschlichen Welt eigentlich sein kann. Montags in der Zeit von 15 bis 17 Uhr ist jeweils ein Mitglied des Seelsorge-Teams in der St.-Josef-Kirche anwesend, um von den Besuchern angesprochen zu werden.

Am 18. April ist bundesweit der Gedenktag an die Opfer der ­Corona-Pandemie. An diesem Tag wird in besonderer Weise dieser Verstorbenen gedacht. Alle Gebete, Bitten und Klagen werden im Gottesdienst vor Gott gebracht.

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