Gibt’s noch eine Hoffnung gegen das Banausentum?
Kolumne: Zurzeit steht die Profanierung der Kirche im Raum. Ist das wirklich die Lösung?
Otto Höffmann | 12.04.2025
Kolumne: Zurzeit steht die Profanierung der Kirche im Raum. Ist das wirklich die Lösung?
Otto Höffmann | 12.04.2025
Preisfrage: Wissen Sie, was ein Kolumbarium ist? Macht nichts. Nicht so schlimm. Weiß sonst ja auch keiner. Ein Kolumbarium, von lateinisch „columbarium“, war ursprünglich die Bezeichnung für einen Taubenschlag. Heute bezeichnet man als Kolumbarium ein meist oberirdisches Bauwerk, das der Aufbewahrung von Urnen oder Särgen dient und oft einem Krematorium angegliedert ist, weiß Wikipedia. Alles nur wegen August. Wieder was dazu gelernt. Sind alles so schlaue Begriffe, mit denen man bildungsprotzig angeben kann. Entwidmung oder Profanierung. Oder Entweihung? Und wenn alles nichts hilft, dann der Bagger. Abreißen und das Grundstück an das Land Niedersachsen verscherbeln. Das ist ja ohnehin schon scharf drauf wegen der Polizei nebenan, die – kaum neu fertiggestellt – schon wieder aus ihren Nähten platzt. Seit 1958 steht sie da, stolz und selbstbewusst, auf ihrer Anhöhe an der Bahnhofstraße, ein runder Backsteinbau mit einem mächtigen Glockenturm. Augustinus ist der Schutzpatron. Ein kluger Mann, ein schlauer Mann, ein bedeutender Kirchenlehrer. Er symbolisiert – soviel Glaubensgeschichte muss jetzt mal sein, bitte aushalten – also eine Verbindung von Kirche und Schule, von Glaube und Bildung. Die Multifunkis in den Gremien haben die Entweihung abgenickt. Sachzwänge müssen Sie wissen. Aber wir Kirchenvolk sollen mal ruhig bleiben. Erstmal geht ja der jetzige Bischof in Ruhestand. Bis dahin passiere ja nichts. Dann käme ein neuer Bischof, und der müsse sich ja erst mal einarbeiten. Dann passiere erstmal ja auch nichts. Und dann vielleicht… irgendwann. Am besten, wenn die Aufregung sich gelegt hat. Aussitzen, sagt man wohl. „Würdet ihr Kirchenoberen unsere Kirche nicht opfern, wenn 1200 Gläubige statt 600 sonntags zur Messe gingen und nur 1300 Menschen Kirchensteuer zahlten statt 13.000?“ 600 Cloppenburgerinnen und Cloppenburger gehen regelmäßig sonntags noch zur Kirche. Viele nicht. Dafür reiche ja eine Kirche und es brauche keine vier. Aber über 13.000 Leute in Cloppenburg zahlen noch Kirchensteuer. Und nicht zu knapp. Ist das Blech? Es geht doch immer angeblich nur ums Geld. Um Kosten. Um Wirtschaftlichkeit. Würdet ihr Kirchenoberen unsere Kirche nicht opfern, wenn 1200 Gläubige statt 600 sonntags zur Messe gingen und nur 1300 Menschen Kirchensteuer zahlten statt 13.000? Unsere Generation zuvor hat viel Geld gespendet für den Bau. Wir Generationen von Schülern sind – ob mehr oder minder freiwillig – zur Schulkirche gepilgert. Unsere Kinder sind dort getauft und kirchlich begleitet worden. Jetzt ein Urnenschlag oder Baggereinsatz? Soll doch die wohlhabende Pfarrgemeinde einige Grundstücke zu Geld machen, von denen sie ja knapp 500 laut dem Hausblatt „Kirche und Leben“ besitzt. Liebe bedeutete für Augustinus „eine Sache, um ihrer selbst zu begehren“ und eine Lüge sei, „wenn das, was man denkt, sich von dem unterscheidet, was man sagt“. Und als letztes Zitat des Patrons: „Solange wir leben, kämpfen wir, solange wir kämpfen, ist es ein Zeichen, dass wir nicht unterlegen sind und der gute Geist in uns wohnt.“ Das sind noch Worte! Dank sei Gott!
Man muss sich das mal vorstellen, was für ein Unfug da in den vergangenen Wochen wegen der Zukunft der St.-Augustinus-Kirche in Cloppenburg verzapft worden ist. Krematorium, Urnenschlag, Abriss? Es ist ein Trauerspiel. Würdelos.
Das benachbarte Clemens-August-Gymnasium hat neben seinem Namensgeber Clemens August Graf von Galen auch den heiligen Augustinus als Schutzpatron. Hilft auch nichts. Oder hat man vom CAG oder ihrer doch so engagierten Lehrerschaft etwas zum Erhalt „ihrer“ Kirche gehört? Mag ja sein, dass sie gegen den Abriss oder das Urnengrab gebölkt haben. Aber das ist bis hier in die Tiefen der Gemeinde nicht vorgedrungen. Gibt’s noch eine Hoffnung gegen das Banausentum? Man verneige sich in Demut und Anerkennung vor Dr. Otto Hachmöller, ehedem Pfarrgemeinderatsvorsitzender von Augustinus. In Ehren ergraut und kämpferisch für den Erhalt. Bravo! Endlich einer mit konstruktivem Klartext.Zur Person:
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