Gesegnete Gaumenfreuden!
Kolumne: Gans? Karpfen? Pute? Raclette – oder nur Kartoffelsalat? Jeder hat seine unumstößlichen Essgewohnheiten zu Weihnachten. Sogar innerhalb der eigenen Familie.
Matthias Bänsch | 19.12.2025
Kolumne: Gans? Karpfen? Pute? Raclette – oder nur Kartoffelsalat? Jeder hat seine unumstößlichen Essgewohnheiten zu Weihnachten. Sogar innerhalb der eigenen Familie.
Matthias Bänsch | 19.12.2025

Und? Was kommt bei Ihnen Heiligabend und Weihnachten auf den Tisch? Warum ich die Feiertage so klar voneinander trenne, hat einen Grund. Denn von Familie zu Familie können zwischen diesen Feiertagen gravierende Unterschiede bei der Esskultur liegen. Und dann wäre da auch noch der Zeitgeist. In unserem Podcast haben wir uns jüngst mit der fundamentalen Frage beschäftigt: Ist der Weihnachtsbraten noch in Mode? Wer die kulinarische Antwort von Fleischermeister Marcel Timmerevers hören will, besucht einfach OM-Online und schaut auf die Seite Podcast. Nehmen wir meine Großmutter mütterlicherseits als Beispiel: Sie war eine vehemente Verfechterin des Kartoffelsalats mit Würstchen an Heiligabend – ehe an den beiden Weihnachtsfeiertagen in opulenten Ausmaßen (und das rund um die Uhr!) aufgetischt wurde. Am Abend des 24. Dezember wollte sie nicht am Herd stehen. Für meinen Vater wiederum ein absolutes No-Go und Grund für seine alljährliche Empörung, dass dies für ihn zu Heiligabend nicht infrage käme. Vielleicht war es aber auch nur ein vorgeschobenes „Basta!“ gegenüber meiner Mutter, den Heiligabend nicht mal hin und wieder bei seinen Schwiegereltern im benachbarten Werlte verbringen zu müssen... „Für meinen Vater gab es unumstößliche Vorgaben, was vor der Bescherung auf den Tisch kommt: Pute und Klöße.“ Und wenn wir schon dabei sind: Nehmen wir meinen Vater als anderes Beispiel. Denn auch für ihn gab es unumstößliche Vorgaben, was vor der Bescherung auf den Tisch kommt: Pute und Klöße. Und damit es nicht zu eintönig wird, wurde kurz vor dem 24. Dezember noch eine regelrechte Armada von Feinkostsalaten direkt bei Wernsing geordert, von denen man noch bis in den Januar hinein zehrte. Und – ich weiß es noch ganz genau – zum Nachspülen gab es Coca-Cola. Ich kann mich nicht entsinnen, wann mein Vater sonst die braune Brause kistenweise im Kofferraum hatte. Mit Pute zu Weihnachten bin ich inzwischen durch. Doch nicht etwa, weil ich das Geflügel nicht mehr durch den Hals bekomme. Ganz im Gegenteil. In den letzten Jahren hat sich eine ganz persönliche Tradition entwickelt, die schon vor dem ersten Advent stattfindet. Jeden November feiere ich mit meinen besten Freunden ein ganz eigenes „Thanksgiving“. Eigentlich der perfekte Zeitpunkt für ein solches Fest: Der Monat ist wirklich trostlos. Also feiern wir – so wie man es aus amerikanischen Filmen und Serien kennt, allerdings dann doch eingedeutscht. Denn der 14-Kilo-Broiler kommt vormittags nicht in den Ofen, sondern auf den Gasgrill. Am späten Nachmittag trudeln nach und nach die Freunde ein – samt Beilagen, die in der Küche finalisiert werden. Ab dem frühen Abend wird gespachtelt – in geselliger Runde, auch um Danke für die Freundschaften zu sagen. Schöne Sache. Und analog zu den Feinkostsalaten meines Vaters bleibt prinzipiell so viel vom Truthahn übrig, dass ich mir an den kommenden Tagen immer überlegen muss, wie er auf dem Teller nicht zu langweilig wird. Trotzdem habe ich meinen Bedarf an Truthahn bis zum November im folgenden Jahr gedeckt. Was kommt also bei mir Weihnachten auf den Tisch? Ich bin zur (vermutlich doch sehr großen) Fraktion der Raclette-Anhänger übergelaufen. Sie ahnen es bereits: Natürlich bliebt auch hier derart viel übrig, dass der Raclette-Grill nicht gleich direkt nach Weihnachten verpackt im Keller landet. Egal, welche gesegneten Gaumenfreuden Sie sich zu Heiligabend und/oder Weihnachten gönnen: Genießen Sie sie!Zur Person:
Jetzt OM-Plus für 0,99€ im ersten Monat testen. Erfahren Sie alles Relevante aus beiden Landkreisen im OM. Auf dem Desktop, mobil und in der News-App! Hier geht es entlang.