Gefühlte Wahrheit bestätigt sich: Ich bin alles andere als durchschnittlich
Meine Woche: Was eine Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes auslösen kann – von Autoquartett bis Videobeweis.
Normann Berg | 27.07.2025
Meine Woche: Was eine Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes auslösen kann – von Autoquartett bis Videobeweis.
Normann Berg | 27.07.2025

Fahrplanabweichungen der Nordwestbahn, der neue Kinderunfallatlas ist online, Keramikfigur aus Kunstausstellung gestohlen: Die Pressemitteilungen, die einen Journalisten tagtäglich erreichen, sind so vielfältig wie die Menschen und das Wetter vor Ort. Manche dieser Nachrichten müssen schnell an die Öffentlichkeit, andere landen direkt im digitalen Papierkorb. Wieder andere bedürfen einer Überprüfung, einige lösen eine intensive Recherche aus oder werden gespeichert für später. Wenige Verlautbarungen schaffen es hingegen, dass man sich auch persönlich mit ihnen auseinandersetzt. Es gibt aber Ausnahmen, etwa jene aus dieser Woche mit dem Titel „Der Durchschnittsmensch in Deutschland: Wie er lebt, wohnt und arbeitet“. Absender ist das Statistische Bundesamt. Die Zahlenmenschen haben die Daten der jüngsten Volkszählung genommen und daraus quasi den Durchschnittsdeutschen modelliert. „Nach einem tiefen Blick in den Datenkeller des Statistischen Bundesamtes erfahre ich: In meinem Geburtsjahr lag die Lebenserwartung lediglich bei 67,2 Jahren. Eine herbe Niederlage.“ Das weckt mein Interesse. Ich lese weiter und beginne vor dem inneren Auge damit, eine Art Autoquartett – die Älteren unter Ihnen mögen sich noch daran erinnern – gegen diesen imaginären Otto Normalverbraucher zu spielen. Los geht’s: Der deutsche Durchschnittsmann ist 43,5 Jahre alt. Ohne jetzt zu sehr ins Detail gehen zu wollen, aber das kann ich locker toppen. 1:0 für mich. Und weiter: Die Familie des Durchschnittsmenschen hat 3,4 Mitglieder. Jawoll, wieder ein Punkt für mich – 2:0. Obwohl: „Familien sind hier im engeren Sinne definiert als Eltern-Kind-Konstellationen, die zusammen in einem Haushalt leben“, heißt es in der Erklärung der Statistiker. Weil unsere Kinder mittlerweile aus dem Haus sind, dürfte das bedeuten, dass wir nun von einer überdurchschnittlichen zu einer unterdurchschnittlichen Familie mutiert sind – zumindest in diesem speziellen Sinne. Und das bedeutet: Nach Videobeweis – äh, Datenrelativierung – steht es nunmehr 1:1 statt 2:0. Kommen wir zu Größe und Gewicht: 1,79 Meter groß und 85,8 Kilogramm schwer ist „DDM“ (Eigenkreation für deutscher Durchschnittsmann). Einzelheiten zu meinen Körpermaßen wollen Sie gar nicht wissen. Nur so viel: In beiden Fällen liege ich hauchdünn darüber. Aber was soll’s: Knapp gewonnen ist auch gewonnen. Also ein Doppelschlag meinerseits: 3:1. Nächste Runde: Lebenserwartung. Wie soll man das vergleichen? Aber okay, einen Versuch ist es wert. Bei Geburt im Jahr 2024 hat der Durchschnittsmann eine Lebenserwartung von 78,9 Jahren. Nach einem tiefen Blick in den Datenkeller des Statistischen Bundesamtes erfahre ich: In meinem Geburtsjahr lag die Lebenserwartung lediglich bei 67,2 Jahren. Eine herbe Niederlage: Es steht nur noch 3:2. Kommt DDM noch mal ran? Auf zur letzten Etappe der Reise durch des Deutschen Durchschnitt: 94,4 Quadratmeter hat die Durchschnittswohnung. Erneut lasse ich dem Mittelwert keine Chance: 4:2. Zum Schluss noch ein Blick auf die Arbeitszeit: 40,7 Wochenstunden arbeitet der Durchschnittsmann in Vollzeit. Inklusive Mehrarbeit füge ich dem Regelfall auch hier eine knappe Niederlage bei. Am Ende besiegt Normann die Norm mit 5:2 und freut sich ob der Bestätigung einer lange nur gefühlten Wahrheit: Ich bin alles andere als durchschnittlich.Am Ende besiegt Normann die Norm mit 5:2
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