Feuerwehr Garrel fehlt das Training
Seit März 2020 hat die Feuerwehr Garrel keine regulären Übungsdienste mehr absolviert. Fehlende Übung sorge jedoch für Unsicherheit, sagt Gemeindebrandmeister Peter Deeben.
Dennis Schrimper | 08.02.2021
Seit März 2020 hat die Feuerwehr Garrel keine regulären Übungsdienste mehr absolviert. Fehlende Übung sorge jedoch für Unsicherheit, sagt Gemeindebrandmeister Peter Deeben.
Dennis Schrimper | 08.02.2021
Mit Masken und Abstand: Unter der Einhaltung von Hygieneregeln wurde die Einsatzübung im Feuerwehrhaus für die Atemschutzgeräteträger durchgeführt. Foto: Feuerwehr Garrel
Mit insgesamt 90 Einsätzen war 2020 ein vergleichsweise ruhiges Jahr für die Feuerwehr Garrel. Im Schnitt fallen sonst um die 110 Einsätze an. Doch ruhig stimmt die Entwicklung der vergangenen Monate Gemeindebrandmeister Peter Deeben ganz und gar nicht. Zwar sei die Feuerwehr noch immer an jedem Tag und zu jeder Stunde einsatzbereit. Doch: „Die ersten Defizite stellen sich ein“, sagte er gegenüber OM online. „Es ist wie bei einem Fußballspieler, der nicht trainiert.“ Allerdings gehe es bei der Feuerwehr nicht um Sieg oder Niederlage, sondern um wesentlich mehr: Es hingen Leben davon ab. Seit März 2020 hätten die Ehrenamtlichen keinen „richtigen“ Übungsdienst gehabt. „Und wenn man nicht übt, wird man unsicher“, betont Deeben. Er habe derzeit Angst, dass sich seine Kameraden schweren Einsätzen stellen müssen, die sie eventuell nicht bewältigen könnten. Das sei bislang nicht der Fall gewesen. „Aber der Ausbildungsstand ist nicht mehr auf dem Niveau von 2019.“ Als Reaktion auf die Corona-Pandemie wurde die 70-köpfige Mannschaft im vergangenen Jahr in zwei gleich große und starke Meldergruppen (sogenannte Schleifen) eingeteilt. Im wöchentlichen Wechsel wird je eine Gruppe zu einem Einsatz gerufen. Sollte eine größere Schadenslage mehr Personal erfordern, werden beide Gruppen alarmiert. Grundsätzlich geht es laut Deeben darum, nur die absolut notwendige Zahl an Kameraden einzusetzen. Um den Anforderungen der Feuerwehrunfallkasse gerecht zu werden, müssen die 35 Atemschutzgeräteträger der Wehr in diesem Jahr erneut ihre körperliche Eignung unter Beweis stellen – auch das unter dem Vorzeichen von Corona. Neben der regelmäßigen ärztlichen Untersuchung ist ein Einsatz unter schwerem Atemschutz erforderlich. Statt des Einsatzes wurde eine gleichwertige realistische Einsatzübung durchgeführt. Unter anderem ging es darum, im Feuerwehrhaus im Chemikalienschutzanzug aus Duplosteinen ein vorgegebenes Motiv nachzubauen, Funkkontakt zu den Kameraden zu halten und eine Leckage zu schließen. Die Übung war nicht nur ein Belastungstest, sondern sollte auch die Motorik trainieren. In der Produktionshalle der ehemaligen Bäckerei der Firma Lieken stand ein Belastungstest an. Die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Kameradschaft beschreibt Deeben mit drastischen Worten. Er spricht von einer „Katastrophe“, das Mannschaftsgefüge breche allmählich auseinander. Die Aufnahme eines neuen Feuerwehrmannes habe seit Juni immer wieder verschoben werden müssen. Man müsse aufpassen, dass dieser Anwärter über kurz oder lang nicht abwandere. „Die Kameradschaft ist unser größtes Gut.“ Auch der Dienstbetrieb der Jugendfeuerwehr sei komplett zum Erliegen gekommen. „Wir haben da aktuell überhaupt keinen Zuwachs“, konstatiert Deeben. Das tue der Wehr im Moment nicht weh, wohl aber in ein paar Jahren. Zudem bestehe die Gefahr, dass Jugendliche sich anderen Beschäftigungen widmeten und der Feuerwehr verloren gingen. „Mit diesem Thema müssen wir sehr sensibel umgehen“, mahnt er. Deeben illustriert an einigen Beispielen, wie sich die Covid-19-Pandemie auf den Alltag der Wehr auswirkt: Etwa die Hälfte der geleisteteten Einsätze seien durch den Alarm von Brandmeldeanlagen hervorgerufen worden, von denen sich die meisten im Nachhinein als Fehlalarme herausstellten, so Deeben. „Bei 30 Fehlalarmen kommt Unmut hoch.“ Viele Kameraden würden bei solchen Einsätzen dann nicht sofort, sondern erst im Fall einer Nachalarmierung mit ausrücken – aus Angst, sich vor Ort zu infizieren. „Da wird es schwer, eine gute Beteiligung zu haben. Vor Corona war das kein Thema.“ Dort, wo es „zur Sache“ gehe, sei die Feuerwehr Garrel aber stets bereit. „Unsere Tagesverfügbarkeit von 22 Leuten ist schon sehr gut“, betont Deeben stolz. Im Oktober sei ein Feuerwehrmann positiv auf Covid-19 getestet worden. 18 Kameraden – darunter viele Selbstständige – hätten sich daraufhin in Quarantäne begeben müssen. „Das war ein sehr negatives Erlebnis“, sagt der Gemeindebrandmeister. Seitens des Gesundheitsamtes seien die Feuerwehrleute jedoch bevorzugt behandelt –sprich: getestet – worden, sodass nach einigen Tagen die Arbeit wieder aufgenommen werden konnte. Auch in Corona-Zeiten müssten Fahrzeuge und Geräte gepflegt werden. „Die wichtigsten Tätigkeiten haben wir auf eine kleine Gruppe heruntergebrochen.“ Die Belastung für sie sei dadurch sehr groß, sagt Deeben. Vieles musste im vergangenen Jahr abgesagt beziehungsweise auf unbestimmte Zeit verschoben werden: die Generalversammlung, die Ehrung von Jubilaren, die Einweihung des neuen Mannschaftstransportwagens (MTW). Auch 2021 scheinen die Zeichen schlecht für eine Jahreshauptversammlung zu stehen. Doch an dieser führt laut Deeben kein Weg vorbei. Laut Vorschrift dürfe man eine auslassen, aber nicht zwei. Unter anderem gehe es darum, die Geschäftsjahre 2019 und 2020 abzuschließen und um Neuwahlen. Wann die Versammlung stattfinden kann, sei noch offen. „Wir können die aber nicht unendlich aufschieben.“Nur notwendige Zahl an Kräften einsetzen
Generalversammlung muss stattfinden
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