Es geht es voran in Niedersachsen mit dem Abbau der Überschüsse an Gülle, Trockenmist und Gärresten aus Biogasanlagen. Dennoch: 30 900 Tonnen an Stickstoff fallen beim organischen Dünger landesweit noch zu viel an – mit Blick auf den Bedarf von Pflanzen. So geht es aus dem Nährstoffbericht 2018/2019 hervor, den die Landwirtschaftskammer (LWK) und das Agrarministerium gestern in Hannover vorgestellt haben. Die Absenkung an Stickstoff liegt bei 19 000 Tonnen im Vergleich zum Wirtschaftsjahr 2017/2018.
„Niedersachsen ist auf einem guten und richtigen Weg“, sagte Agrarministerin Barbara Otte-Kinast. „Unser Mix von Maßnahmen für den Wasserschutz greift“, erklärte die CDU-Politikerin. Sie verwies auf die Transparenz der Düngedaten, die Beratung der Landwirte und die risikoorientierten Kontrollen. Das Ergebnis mache „Mut“.
Auch LWK-Präsident Gerhard Schwetje betonte: Das Nährstoffaufkommen habe sich zum dritten Mal in Folge reduziert. Die Gründe: Die Tierbestände seien leicht rückläufig, vorhandene Tiere würden immer häufiger nährstoffreduziert gefüttert, Biogasanlagen setzten immer öfter auf Geflügelmist und Gülle.
Allerdings: Mit Blick auf das Phosphor-Aufkommen gibt es eine Verschlechterung. Der Überschuss beträgt 11 380 Tonnen. Den ab 2023 geltenden Grenzwert von zehn Kilogramm pro Hektar reißen derzeit zwölf Landkreise. Im Vorjahr waren es sechs Landkreise. Otte-Kinast forderte zu „weiteren Anstrengungen“ auf.
Das gilt insbesondere für das Oldenburger Münsterland. Denn hier sind – trotz einer rückläufigen Entwicklung – weiterhin die landesweit schlechtesten Werte beim Stickstoffanfall (s. Grafik). Und beim Phosphat fallen im Landkreis Cloppenburg 54 Kilogramm pro Hektar an, im Landkreis Vechta sind es 38. Der Grenzwert liegt derzeit bei 17 Kilogramm. Demnach fehlen im Landkreis Cloppenburg 44505 Hektar, um das hier anfallende Phosphat vor Ort bei der Düngung zu verwerten.
Dennoch fällt die Bewertung vor Ort zuversichtlich aus. „Trotz schwierigster Witterungsbedingungen ist es uns gelungen, die Überschüsse zu reduzieren. Zwar haben wir noch nicht die Zielmarke erreicht, sind aber auf einem sehr guten Weg dahin“, sagte der Vechtaer Kreislandvolkvorsitzende Dr. Johannes Wilking. Der Nährstoffbericht zeige, dass die Düngeverordnung von 2017 ihren Zweck erfülle. Hektische Neufassungen im Schnellverfahren, wie nun von Berlin vorgesehen, brauche es nicht.
Ebenso argumentiert der Cloppenburger Kreislandsvolkvorsitzende Hubertus Berges: „Die Zahlen aus dem Nährstoffbericht zeigen, dass die Nährstoffüberschüsse weiter konsequent abgebaut wurden. Daraus lässt sich ableiten, dass die Verschärfungen der Düngeverordnung aus dem Jahr 2017 greifen.“ Landwirte würden nun sowohl Planungssicherheit als auch Verlässlichkeit brauchen – und keine nochmalige Verschärfung der Düngeverordnung.
Auch Uwe Bartels, der Vor- sitzende des Agrar- und Ernährungsforums (AEF) Oldenburger Münsterland nannte die regionale Absenkung der Stickstoffüberschüsse „beachtlich“. Die heimischen Akteure hätten den mit dem AEF beschlossenen Masterplan zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft umgesetzt. Insbesondere vor dem Hintergrund des verschärften Düngerechts bleibe noch viel zu tun, sagte der Ex-Agrarminister. Es fehlten nach wie vor technische Lösungen, um Gülle und Gärreste zu wertvollen Rohstoffen zu veredeln und außerhalb der Region zum Einsatz zu bringen.