Endlich ist es soweit: Das Boarding des Flugs AF 1639 am Flughafen in Hannover beginnt. Das Ziel: der Charles-de-Gaulle-Flughafen in Paris.
Nein, es ist kein üblicher Touri-Trip in die Stadt der Liebe, wenngleich natürlich der Besuch des Eiffelturms bis rauf zur Spitze nicht fehlen durfte. Der Grund des Besuchs waren die Olympischen Spiele, ein Sportereignis, das mich schon als Kind fasziniert hat. Auch wenn der Charme des Sportspektakels durch die fortwährenden Skandale um das Internationale Olympische Komitee (IOC) schon einmal höher war.
Doch in Paris war davon nicht viel zu spüren, die Franzosen feierten sich und die Ausrichtung der Spiele. Ihre Begeisterung war geradezu ansteckend, sodass mir nicht nur einmal der Anfeuerungsruf „Allez les Bleus“ in meinen 6 Tagen Olympia über die Lippen ging.
An unserem ersten Tag gab es direkt eine Goldmedaille
Der erste Berührungspunkt dieser Begeisterung war der Place de la Concorde im Herzen Paris. Dort waren vier große mobile Tribünen für die Wettkämpfe 3x3-Basketball, BMX-Freestyle, Breakdance und Skateboarding aufgebaut worden. Während für die eigentlichen Wettkämpfe weitere, natürlich deutlich teurere Tickets nötig waren, konnten Ticketinhaber der untersten Kategorie, so wie wir, sich die Wettkämpfe auf den aufgebauten Leinwänden oder diverse dargebotene Vorführungen anschauen.
Das Highlight spielte sich aber in der 3x3-Basketball-Arena ab. Es standen die Halbfinals und Finalspiele der Frauen und Männer an. Mit uns versammelten sich die Besucher außerhalb der Arena und verfolgten die Spiele auf dem großen Videowürfel oder konnten mit etwas Glück einen Platz ergattern, wo man in die Arena hineinblicken konnte. Und wie es der Zufall so wollte, durften wir zwar nicht unmittelbar, aber doch sehr nah dran, direkt an unserem ersten Tag eine deutsche Goldmedaille für die 3x3-Basketballerinnen bejubeln.
Franzosen feiern jungen Tischtennis-Spieler – und Timo Boll
Noch wesentlich lauter wurde es aber beim Finalspiel der Herren. Tausende Zuschauer in der Arena und wahrscheinlich noch mehr Zuschauer davor peitschten „Les Bleus“ in einer ohrenbetäubenden Atmosphäre, letztendlich vergeblich, nach vorne. Die Stimmung kühlte anschließend schnell ab und mein Trommelfell erholte sich wieder.
Doch das war ja erst der Anfang. Unser Anlaufpunkt für die nächsten Tage war die Arena Paris Sud 4 auf einem Messegelände. Dort fanden die Tischtennis-Wettkämpfe statt. Für mich als Tischtennis-Spieler natürlich ein Muss, sodass wir uns mit zahlreichen Tickets im Vorfeld eingedeckt hatten.
Fristet die Sportart doch häufig ein Schattendasein, war das in Paris nicht der Fall. Der Grund: der 17-jährige Félix Lebrun, der eine riesige Euphorie und einen regelrechten Tischtennis-Boom in Frankreich ausgelöst hat.
„Die ganze Halle verneigte sich vor einem Ausnahmesportler. Eine angedachte Selfie-Jagd auf Dirk Nowitzki wurde schnell vergessen, denn dieser Moment war einfach wesentlich größer.“
So grandios die Stimmung beim Jubel über die Bronzemedaille des französischen Teams auch war, der emotionalste Moment war jedoch für mich ein anderer. Wir waren beim internationalen Karriereende von Timo Boll, Deutschlands und Europas Tischtennis-Legende hautnah dabei. Ein unvergesslicher Moment, den auch ein weiteres Kindheitsidol von mir, Dirk Nowitzki, nicht missen wollte. Die ganze Halle verneigte sich vor einem Ausnahmesportler. Eine angedachte Selfie-Jagd auf Dirk Nowitzki wurde schnell vergessen, denn dieser Moment war einfach wesentlich größer.
An unserem letzten Tag sollten wir zum dritten Mal dieselbe Veranstaltung besuchen wie Nowitzki. Kurzerhand hatten wir Tickets für das Spiel um Platz 3 der deutschen Basketballer bekommen. Doch die Serben und vor allem Superstar Nikola Jokić hatten gegen einen perfekten Abschluss der Olympischen Spiele für uns etwas dagegen. Und eine Selfie-Jagd auf Nowitzki war in der dreimal größeren Arena im Pariser Stadtteil Bercy auch von Vornherein zum Scheitern verurteilt.
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