Eine Elv, ein bisschen Frankreich und ein eigenartiger Adventskranz
Meine Woche: Das Saarland ist das flächenmäßig kleinste Bundesland, hat aber dennoch einige Besonderheiten zu bieten.
Ludger Langosch | 20.07.2025
Meine Woche: Das Saarland ist das flächenmäßig kleinste Bundesland, hat aber dennoch einige Besonderheiten zu bieten.
Ludger Langosch | 20.07.2025
Auf einmal rückte das Saarland in den Fokus, als vor knapp 2 Monaten die Fußballsaison zu Ende ging und die SV Elversberg als Dritter der 2. Bundesliga die Relegation zum Oberhaus bestritt. Zwar zog das Team aus der rund 13.000 Einwohner kleinen Gemeinde Spiesen-Elversberg gegen den 1. FC Heidenheim knapp den Kürzeren und verpasste den Sprung in die Bundesliga. Aber zumindest die Sportwelt beschäftigte sich mit „Die Elv“, so nennen sich Elversbergs Kicker selbst, und damit auch dem Saarland. Der Höhenflug der Spielvereinigung war zwar nicht der Anlass, um auf dem Weg in den Urlaub einen Abstecher in das kleinste Flächenbundesland (nur die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen sind kleiner) einzulegen, aber er weckte die Neugier. Und der Kurzbesuch tilgte einen weißen Fleck auf der persönlichen Landkarte. Bis dahin hatte ich das Saarland noch nicht betreten. Ein paar Besonderheiten machen dieses Fleckchen Erde, das in etwa so groß ist wie Luxemburg, einzigartig. Die Nähe zu Frankreich (die erste Station jenseits der Grenze nach der Abfahrt mit dem Zug vom Hauptbahnhof Saarbrücken ist mit Forbach nach gerade einmal 10 Minuten schon erreicht) macht sich in einem Hauch von „Savoir vivre“ bemerkbar. „Die Chance, im Saarland die Eissorte ‚Maggi‘ zu probieren, ließ ich ungenutzt verstreichen.“ Gleichwohl geht es links und rechts des namensgebenden Flusses Saar auch gerne mal rustikal zu. Ein besonders eigenartiges Beispiel gefällig? Der saarländische Adventskranz. Dieser besteht aus einem Kringel Fleischwurst, bevorzugt Lyoner, der mit vier Flaschen Maggi als Kerzenersatz dekoriert wird. Die schwarze Speisewürze ist bundesweit nirgendwo so beliebt wie im Saarland. Durchschnittlich verbraucht jeder Haushalt in Deutschland pro Jahr rund einen halben Liter davon, in der Maggi-Hochburg Saarland waren es in einer Statistik von 2023 immerhin 812 Milliliter. Die prägnante Flasche mit dem rot-gelben Etikett gehört also zwingend in einen saarländischen Haushalt. Rund um die Sommersonnenwende gab es – wenig verwunderlich – keine Möglichkeit, eines originalen saarländischen Adventskranzes ansichtig zu werden, geschweige denn, davon zu kosten. Die Gelegenheit aber, besagte Lyoner Wurst in einem gleichnamigen Salat zu testen, lag auf der Hand, das Veredeln mit erwähnter Flüssigwürze freilich habe ich mir verkniffen. Ebenso ließ ich die Chance, die tatsächlich existierende Eissorte „Maggi“ zu probieren, ungenutzt verstreichen – ohne das Gefühl, Großartiges verpasst zu haben. Gleichwohl ist es für einen Norddeutschen im Südwesten der Republik ein gescheites Auskommen. Wenn man dicht am Landstrich wohnt, in dem ein „Moin, Moin“ schon als Redeschwall gilt, kommen im Saarland schnell heimatliche Gefühle auf, wenn ein Grundsatzgespräch über die Gesamtsituation sehr pointiert geführt wird: „Unn?“ „Gudd.“ Damit ist das Thema gerne mal erschöpfend behandelt. Anstelle des „gut“ (gudd) ist auch die ausschweifende Antwort „es muss“ möglich. Das gibt das „Saarländer Platt“, wie die Einheimischen ihren Dialekt selber nennen, durchaus her. Und nicht zu Unrecht sind sie auf ihre „eigene Sprache“, die dann auch nicht jede/r Bundesbürger/in auf Anhieb versteht, auch ein bisschen stolz: „Außerhalb vum Saarland treft ma se selde enna, der so schwätze dud wie mir.“Zur Person:
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