Das Nachrichtenportal vonMünsterländische Tageszeitung MT undOldenburgische Volkszeitung OV

Ein 4/4-Takt ins Glück

Meine Woche: Hochzeiten – wer liebt sie nicht? Aber was, wenn man singen soll? Und was, wenn dafür der richtige Song fehlt? Gut, wenn man ein Hirn hat, das einen nicht im Stich lässt. Oder doch?

Artikel teilen:

Hurra, Hochzeit! Essen, Trinken, Völlerei, geht es mir durch den Kopf, als ich über die freudige Ankündigung in der Familien-WhatsApp-Gruppe nachdenke. Und während ich das Handy entspannt wieder beiseite lege und mich frage, ob die Anzughose und ich noch Freunde sind oder ob man angesichts meines wachsenden Bauches in diesem Zuge dem Wort Sprengkraft eine völlig neue Bedeutung verleihen sollte, wird im Hintergrund im Chat mittlerweile durchaus heiß gekocht. Schließlich soll ja alles stimmig sein, an diesem einen besonderen Tag im Leben.

Jetzt schnell ein paar mal mit dem Finger scrollen und schon bin ich um einige Erkenntnisse reicher. Kleid? Weiß! Torte? Muss nicht! Trauzeuge? Ich … und dann: „Du kannst doch sicher Gitarre spielen und etwas singen, oder? Irgendwas!“ Alarm, Alarm, ALARM!!! Doch meine Antwort kommt wie immer und kaum anders zu erwarten völlig unüberlegt: „Na klar“, schreibe ich, während mein Hirn mit dem Finger auf mich zeigt und sich den Bauch hält vor Lachen: „Du Idiot!“ Natürlich ist es keinesfalls so, dass es mir keinen Spaß machen würde, für die Verwandtschaft ein paar Akkorde aus der Gitarre zu zupfen und eine schneidige Melodie aus den Stimmbändern zu pressen. Klingt jetzt ja meistens auch nicht wie die Coyoten-Hitparade. Nur, stellt sich mir die Frage: was, bitte?

Tja, Hirn, mitgefangen, mitgehangen! Also überlegen wir beide angestrengt, welche Songs noch in den rostigen Fingern von früher stecken könnten. „Knockin‘ on Heaven‘s Door“ vielleicht? „Highway to Hell“? Oder gar „Layla“? Immerhin ja ein Hit von Kiez bis Ballermann. Doch bevor diese Ankündigung für eine ernstzunehmende Schlägerei Realität werden kann, besinnen meine grauen Zellen und ich uns doch noch und beginnen nachzudenken. Ist das Hemd eigentlich schon gebügelt? Schlips, Fliege oder gleich gar nix? Und, Gott Junge, du solltest dringend zum Friseur! Du kannst doch als Trauzeuge nicht wie eine Mischung aus Hippie und Bisamochse dem Bräutigam die Braut entgegenwerfen. Ablenkungsmanöver perfekt geglückt. Danke, Hirn!

"Einfach ein paar Klicks ins Glück: Akkorde, Noten, 4/4-Takt und Textzeilen mit 'Liebe', 'glücklich' und 'Achtung, eine Scheidung ist teuer' …"Max Fuhrmann

Also, was tun? Lieder spielen, die niemand auf Hochzeiten mehr hören mag, wie etwa „Du bist das beste, was mir je passiert ist, es tut so gut wie du mich liiiiiebst …" würg? Mutig sein und doch wie Bon Scott die Bundesstraße zur Hölle besingen, während man die 112 schon ins Display des Handys eingetippt hat? Nein, das kann einfach nicht die Lösung sein.

Aber wozu gibt es eigentlich dieses Internet? Da sollte doch sicher etwas zu finden sein, das einem schnell und unkompliziert aus der Misere hilft. Seiten wie hochzeitslieder24.de, hochzeitssongs-billiger.de, oder ab-in-die-hochzeit.de, die es ganz sicher geben muss, sollten Otto-Normal-Trauzeuge-Sänger doch wohl die beste Hilfe sein, die er sich vorstellen kann. Einfach ein paar Klicks ins Glück: Akkorde, Noten, 4/4-Takt und Textzeilen mit „Liebe“, „glücklich“ und „Achtung, eine Scheidung ist teuer“ …

Und während ich den Startknopf des Laptops drücke, meldet sich mein Hirn zurück. Was glaubst du, wird es zu Essen geben? Spanferkel? Roastbeef? Vielleicht sogar Sushi? Hmmm, Sushi, lecker, denken wir. Und zum Nachtisch? Pudding? Eis? SCHWEIG JETZT, HIRN! Ich versuche uns hier zu retten und du denkst nur ans Mampfen. Typisch!

Doch dann blinkt plötzlich das Handy. Eine neue Gruppe ohne Braut, eine neue Nachricht. „Du kannst Layla spielen“, steht dort. Was? WAS? „Ja, es gibt eine Hochzeitsversion“, steht dort. Und tatsächlich. Ein Song zwar ohne „Scheidungsanwalt“, dafür mit „Liebe“ und „glücklich“. Halleluja, jetzt liebes Hirn kann es losgehen. Essen, Trinken, Völlerei – und ein 4/4-Takt ins Glück.


Zur Person:

Das neue E-Paper ist da: Mit einem deutlich besseren Lesekomfort inkl. Vorlesefunktion, täglichen Rätseln und einer Audiothek. Ab sofort erhältlich unter mein.om-online.de oder im App-Store bzw. Google-Playstore.  

Das könnte Sie auch interessieren

Hier klicken und om-online zum Start-Bildschirm hinzufügen

Ein 4/4-Takt ins Glück - OM online