Dr. Verena Bölsker leitet das Offizialatsarchiv
Die Historikerin ist seit einem Jahr im Amt. Besonders am Herzen liegt ihr die Digitalisierung.
Redaktion | 03.07.2025
Die Historikerin ist seit einem Jahr im Amt. Besonders am Herzen liegt ihr die Digitalisierung.
Redaktion | 03.07.2025
Ihr Fund des Jahres: die Historikerin Dr. Verena Bölsker mit einem Kirchenbuch aus dem 17. Jahrhundert. Sie leitet seit einem Jahr das Offizialatsarchiv in Vechta. Foto: Offizialat Vechta/Hörnemann
Das erste Jahr liegt hinter ihr. Seit dem 1. Juli 2024 leitet Dr. Verena Bölsker das Offizialatsarchiv Vechta (OAV). Das teilt das Bischöflich-Münstersche Offizialat mit. Mit ihrem Team ist sie dort dafür zuständig, das amtliche Schriftgut der Offizialatsverwaltung, der Pfarreien und kirchlichen Einrichtungen zu bewerten, zu ordnen, zu verzeichnen und sachgerecht aufzubewahren. Ziel sei es nach Offizialatsangaben, die Geschichte der katholischen Kirche im Oldenburger Land zu dokumentieren und zugänglich zu machen – für die aktuelle Forschung und für künftige Generationen. Zu Bölskers Highlights im ersten Jahr gehört der Fund eines Kirchenbuchs aus dem 17. Jahrhundert in einer Pfarrei. Die Historikerin leitet das Archiv in der Nachfolge von Wilhelm Baumann, der in über 40 Dienstjahren die strategische Archivarbeit im Offizialatsbezirk aufgebaut habe, so das Offizialat. Dabei ist Bölsker am Karmeliterweg keine Unbekannte. Bereits im Frühjahr 2018 fing sie dort als Mitarbeiterin auf einer Projektstelle an und organisierte verantwortlich die Veröffentlichung der digitalisierten Kirchenbücher in der Online-Datenbank „Matricula“. In Kirchenbüchern dokumentieren Pfarreien seit Jahrhunderten Taufen, Firmungen, Hochzeiten und Beerdigungen, heißt es in der Mitteilung. Durch den Einsatz des Archivteams um Bölsker sind sie seitdem online frei zugänglich. Die ältesten Onlinebestände reichen zurück bis ins 17. Jahrhundert. Im Interesse vieler Familienforscher werde die Materialsammlung entsprechend der Datenschutzvorgaben weiter ausgebaut. Bölsker lebt laut Mitteilung mit ihrem Mann und zwei Kindern in Vechta. Nach dem Studium in Vechta und Heidelberg promovierte sie erfolgreich in Neuerer Geschichte. Seit 2021 arbeitete die 50-Jährige dann als Archivarin im Offizialatsarchiv, zunächst mit reduzierter Stundenzahl. „Im Archiv gibt es viel zu entdecken: Interessante historische Persönlichkeiten aus dem Offizialatsbezirk, spannende, bisweilen skurrile, auch traurige Ereignisse in der Geschichte“, erzählt sie. Es bereite ihr Freude, in die Historie alter Dokumente einzusteigen, heißt es in der Mitteilung weiter. „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten“, lautet ein Zitat Helmut Kohls. Eine Aussage, die Bölsker unterstütze. Der Archivbestand wachse stetig. Regelmäßig nimmt das Team mit acht fest angestellten Mitarbeitenden Kisten mit Dokumenten, Datenträgern, Fotos, Büchern und anderen möglichen Archivalien an, so die Mitteilung. Sie erfassen, entscheiden über die Archivierung und verwahren dann die Dokumente sachgerecht. Es gebe viel Arbeit für das Team, das durch Studierende unterstützt wird. Nach Angaben des Offizialats warten derzeit noch rund 700 Umzugskartons mit Akten auf die Bearbeitung. Neben diesen alltäglichen Arbeiten nutzte Bölsker das erste Jahr zwischen Dokumenten, Kirchenbüchern und Rechercheanfragen: Kurz nach Dienstantritt fiel die Klimatisierung im Magazin aus, ein über Monate andauernder Notstand musste überbrückt, eine Ersatzanlage beschafft werden. In den Räumen sollen konstante Verhältnisse herrschen, Veränderungen in Luftfeuchtigkeit und Temperatur können den wertvollen Archivalien schaden. Das älteste Dokument, welches das Archiv verwahrt, ist eine Urkunde aus dem Jahr 1317. In einem Nebengebäude des Archivs konnte zusätzlicher Büroraum eingerichtet werden. Dadurch wurden provisorische Arbeitsplätze abgeschafft, die über die Jahre aufgrund der Materialfülle und Raumknappheit entstanden waren. Die Fläche für die Bibliothek des OAV, die inzwischen mehr als 30.000 Bände umfasst, wurde erweitert, teilt das Offizialat mit. „Ein Highlight des ersten Jahres ist sicherlich der Fund des Dinklager Kirchenbuchs Nr. 1“ wird Bölsker zitiert. Lange sei das Buch, dessen älteste Einträge aus dem Jahr 1660 stammen, verschollen gewesen. Bei Sanierungsarbeiten im Pfarrhaus fand man es auf dem Dachboden. „Das freut einen Archivar schon sehr, wenn so ein kirchengeschichtlich wertvolles Dokument wiedergefunden wird“, betont sie. Auch dieses Buch ist mittlerweile online auf „Matricula“ einzusehen. Nach dem ersten Jahr möchte die Leiterin des OAV jetzt weitere Projekte angehen, so die Mitteilung. Die über 20 Jahre alte Benutzerordnung für das Archiv müsse überarbeitet und angepasst werden. Zudem soll die Abgabe von Archivgut optimiert werden. „Wir möchten die Magazine neu ordnen, um den Platz besser nutzen zu können. Ein neu hinzugewonnener Magazinraum kann sukzessive bestückt werden“, erläutert Bölsker. Auch mit der Einrichtung eines digitalen Medienarchivs wurde begonnen: „Das ist mir ein ganz besonderes Anliegen“, betont sie.Älteste Onlinebestände reichen zurück bis ins 17. Jahrhundert
700 Umzugskartons mit Akten warten auf die Bearbeitung
Dinklager Kirchenbuch Nr. 1 auf dem Dachboden gefunden
Gut und kompakt informiert zum Feierabend: Abonnieren Sie jetzt kostenlos unseren neuen WhatsApp-Kanal und erhalten den Newsletter „N'Abend, Oldenburger Münsterland“. Und nicht vergessen, die Benachrichtigungen auf dem Glocken-Symbol zu aktivieren! Hier geht es direkt zum WhatsApp-Kanal.