Seit gut 27 Jahren ist Dr. Christina Neumann für den Landkreis Cloppenburg tätig. 1995 übernahm sie die Stelle der Gleichstellungsbeauftragten und rief darüber hinaus zahlreiche Projekte ins Leben. Im März 2017 übernahm sie auch die Leitung der Stabsstelle Gleichstellung, Bildung, Integration und Demografie bei der Kreisverwaltung. Doch jetzt, mit 61 Jahren, sucht die promovierte Volkskundlerin eine neue Herausforderung. Oder besser gesagt: Sie hat schon eine neue Herausforderung gefunden.
Sie wird nämlich die neue Leiterin der Volkshochschule (VHS) in Cloppenburg. Der Posten ist seit Juni vakant, nachdem die vorherige Geschäftsführerin Kathrin Würdemann die VHS verlassen hat. Seitdem wird die Einrichtung kommissarisch von einem Mitarbeiterinnen-Team geführt.
Dass Christina Neumann jetzt den Posten übernimmt und dafür die Kreisverwaltung hinter sich lässt, war so von ihr eigentlich nie geplant. "Das war eine spontane Eingebung", gibt die gebürtige Kielerin zu. Als sie von der Stellenausschreibung erfuhr, habe sie es einfach mal probiert – und wurde genommen.
Der berufliche Werdegang war nie so geplant
Damit steht also nach fast 3 Jahrzehnten der Wechsel von der öffentlichen Verwaltung hin zur Erwachsenenbildung an. Dabei wollte sie ursprünglich eigentlich zum Museum. Das ist auch der Grund, warum Neumann überhaupt in Cloppenburg gelandet ist. Hier hat sie nämlich von 1989 bis 1991 ein wissenschaftliches Volontariat absolviert – natürlich beim Museumsdorf. Im Anschluss gab es aber keine musealen Stellen, sodass sie in Kiel promovierte.
Cloppenburg ließ sie aber nicht mehr los. Und so landetet sie bei der Kreisverwaltung als Frauenbeauftragte. Der Anstoß dazu kam von ihrer Vorgängerin, mit der sie vorher bereits für eine Ausstellung zusammengearbeitet hatte. Und die neue Arbeit lag ihr, auch wenn sie ganz anders war als in einem Museum. "Ich habe gemerkt, dass es in der Verwaltung sogar kreatives Arbeiten gibt", erklärt Neumann schmunzelnd.
Trotzdem soll es jetzt eine neue Aufgabe sein. An der VHS-Leitung reizt sie besonders die Vielfältigkeit der Themen. Natürlich möchte sie auch das Thema Gleichstellung wieder ein wenig mehr in den Fokus rücken. "Erst einmal möchte ich aber ankommen und sehen, wo genau es unter den Nägeln brennt", sagt die künftige Leiterin. Im Blick hat sie da zum Beispiel auch die sprachliche Bildung für Geflüchtete. Darin sieht Neumann einen thematischen Schwerpunkt, den man sich nicht aussuchen kann, sondern der sich aufdrängt und angegangen werden muss.
Beim Thema Gleichstellung gibt es weiterhin viel zu tun
Auch wenn sie Mitte August ihre alte Stelle abgibt, heißt das noch lange nicht, dass es dort nichts mehr zu tun gäbe. "Innerhalb der Kreisverwaltung wird die Gleichstellungsbeauftragte fast überall mit einbezogen", sieht Neumann einen Fortschritt im Laufe ihrer Amtszeit. In der breiten Gesellschaft erkennt sie ebenfalls ein Vorankommen. Sie sieht die traditionellen Rollenbilder aber nur teilweise aufgebrochen. Für sie hat die Coronakrise hier zu einer "Retraditionalisierung" geführt. Und auch in der Kommunalpolitik sieht die scheidene Leiterin der Stabsstelle Nachholbedarf. So liegt der Frauenanteil im Kreistag bei gerade mal 18,8 Prozent. "Das geht nicht. Das ist zu wenig", zeigt sich Neumann hier kritisch.
Zu tun gibt es also weiterhin eine Menge. Auf wen diese Aufgaben jetzt zukommen, ist aber noch unklar. Sowohl die Stelle als Gleichstellungsbeauftragte als auch die Leitung der Stabsstelle Bildung, Integration und Demografie sind aktuell noch nicht besetzt und weiterhin ausgeschrieben.